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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition)
Autoren: Monika Weithofer
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versinken, oder wenigstens von einer Kutsche überfahren lassen. Aber nichts dergleichen passierte.

    »Aber meine Liebe! Wie seht Ihr denn aus?« Die alte Frau am anderen Ende des Raumes erhob sich langsam aus dem gemütlichen Sessel, in dem sie gesessen hatte.
    »Alles halb so schlimm, Gräfin Pollia.« Euphena eilte auf sie zu. »Ich bin nur ein wenig gerannt.«
    »Wieso gerannt, mein Kind? Werdet Ihr verfolgt?« Die alte Gräfin schlug die Hände vor den Mund.
    »Nur von mir selbst!« Euphena ließ sich auf den anderen Lehnstuhl in dem Erkerzimmerchen plumpsen. Sie war den ganzen Weg gelaufen, ohne ein einziges Mal zurückzusehen. Erst in den Gärten hatte sie eine kleine Pause eingelegt, als das Stechen in ihren Seiten zu schmerzhaft geworden war.
    »Wollt Ihr es mir erzählen, Fräulein Euphena?« Die alte Pollia legte eine Hand auf ihren Arm. »Was ist passiert?«
    Euphena seufzte. »Woher weiß man, ob etwas richtig oder falsch ist?«
    Pollia schmunzelte und sah sie an. Für ihr Alter hatte sie ungewöhnlich wache Augen.
    »Das sagt dir dein Herz.« Pollia schob ihr einen Teller mit Keksen hin. Euphena schmunzelte. Diese Antwort war ihr zu einfach! So leicht würde sie ihre alte Freundin nicht davonkommen lassen!
    »Aber was ist, wenn mein Herz mir sagt, dass ich richtig handle und seine Majestät mir trotzdem regelmäßig den Kopf wäscht?«
    »Ach, Ihr wart schon bei Fengus? Ich dachte, er braucht diesmal länger um es herauszufinden!« Pollia kicherte leise.
    »Ihr wisst auch schon davon?« Entsetzt richtete sie sich auf.
    »Der ganze Palast weiß es, mein Kind. Ihr spaltet uns regelrecht in zwei Lager! Aber die meisten teilen die Ansicht seiner Majestät.« Pollia überprüfte den Sitz ihres grauen Haarknotens. »Was ist Euch denn da wieder eingefallen?«
    Lustlos biss Euphena in einen Keks. »Ich schätze, ich wollte der Prinzessin eine Freude machen.«
    Pollia schwieg einen Moment. »Nun zumindest sind sich alle darüber einig, dass dies die größte Dummheit war, die Ihr bis jetzt begangen habt!« Sie kicherte wie ein junges Mädchen. »Wobei die Geschichte, als ihr damals den Räuber vom Pranger befreitet, bloß weil er Euch weißmachen konnte, dass er unschuldig sei, gleich auf Platz zwei steht!«
    Euphena verdrehte die Augen und streckte ihr die Zunge heraus. Die Sache würde man ihr wohl den Rest ihres Lebens vorhalten!
    Pollia lachte und zog ebenfalls eine Grimasse.
    Euphena schnappte sich den weißen Kater, der maunzend um ihre Beine strich, und kraulte ihn unterm Kinn. Sie selbst hatte Pollia damals geholfen ihn am Marktplatz auszusuchen, und in den Palast zu bringen. Nach wenigen Wochen hatte die alte Gräfin feierlich verkündet, dass sie den kleinen Stubentiger Eupheno genannte hatte, weil er ihr immer die Blumentöpfe umwarf und tote Mäuse mit in ihr Zimmer brachte.
    »Fengus war heute anders.« Euphena lehnte sich zurück. »Er meinte, ich soll heiraten, damit ich keinen Schaden mehr anrichten kann.«
    Pollia stellte die Teetasse, an der sie gerade genippt hatte, aufgeregt zur Seite. »Hat er auch gesagt, wen Ihr ehelichen sollt?«
    Euphena schüttelte den Kopf. »Ihr kennt ihn doch! Es ist ihm egal wen oder was, solange er bekommt, was er will!«
    »Und habt Ihr schon jemanden ins Auge gefasst? Vielleicht einen schmucken Gardisten?« Pollia wackelte mit ihren Augenbrauen.
    »Nein!« Euphena sah sie tadelnd an. »Ich habe nicht die Absicht mich zu vermählen! Mein Platz ist hier! Auch wenn es Fengus lieber anders hätte ...« Es war ihr ernst. Freiwillig würde sie ihr Leben nicht aufgeben!
    Pollia warf die Hände in die Luft. »Na immerhin hat er Euch nicht den alten Major vorgeschlagen mit seinem Zwicker und den zu kurz geratenen Hosen.«
    Euphena kicherte leise. »Ach, der ist gar nicht so schlecht. Immerhin gafft er nicht ständig jungen Mädchen nach, so wie alle anderen Adelsmänner unseres Hofes!«
    »Es heißt, das liegt vor allem daran, dass er die Gesellschaft seines Jugendfreundes allen Frauen vorzieht.« Pollia war bemüht, ein ernstes Gesicht zu wahren.
    Euphena schnalzte mit der Zunge. »Für mich ein untragbarer Makel!«
    »Aber dafür ist er reich! Überleg es dir also noch einmal!« Pollia wackelte vor Lachen.
    »Oh, jetzt hab ichs: Wie meint Ihr würde ich zum Haushofmeister passen?« Euphena blies ihre Wangen auf und zog sich die Ohren vom Kopf.
    »Ihr wärt gewiss ein schönes Paar ... und Eure Kinder wären bestimmt, von ganz besonders ... lieblichem Wesen!« Pollia
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