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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition)
Autoren: Monika Weithofer
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dem Leibdiener, bevor sie mit gesenktem Kopf vor ihren König trat, seine Strafpredigt über sich ergehen ließ und dann, nach einem reuigen Blick ihrerseits, einfach entlassen wurde. Heute aber hatte es keinen Tee gegeben. Der alte Leibdiener hatte auch nicht gelächelt, sondern sie ohne ein Wort vor Fengus geführt. Da stand sie nun und musste diesem allesbeherrschenden Mann erklären, warum sie das Leben seiner Nichte in Gefahr gebracht hatte, obwohl man in ihrer Funktion als Vertraute der Prinzessin ganz anderes von ihr erwartete. Sticken zum Beispiel, oder an einem sonnigen Tag in den Gärten des Palastes mit ihr Fangen zu spielen. In gemäßigtem Tempo verstand sich.
    Deprimiert blickte Euphena an sich herab. Das Seidenblü mchen war eindeutig keine gute Wahl gewesen. Sie fühlte sich dadurch nur noch unwohler als sonst, wenn sie vor Fengus stand.
    »Euphena, ich warte ...«, knurrte er drohend.
    »Gestern Abend ...« Euphena räusperte sich. »Nein ... Als ich unlängst mit der Prinzessin durch die Gärten spazierte und mit ihr, wie oft, über die Legenden der Stadt plauderte, erzählte ich Ihrer Königlichen Hoheit die Geschichte Eures Ururgroßvaters.« Euphena machte eine kurze Pause, um Fengus bisherige Reaktion zu beobachten, aber seine Miene verzog sich kein bisschen. »Besonders die Stelle, in der Euer Vorfahr mit bloßen Händen den Riesen niederringt und so das verborgene Reich der Gehörnten findet, hatte es ihr angetan.« Versunken in der Erinnerung drehte Euphena das Seidenblümchen durch die Finger. »Es dauerte nicht lange, bis sie mich fragte, ob wir uns wohl so einen Faustkampf ansehen könnten. Hoheit kennen ja ihr Temperament, es schien ihr wirklich wichtig!«
    »Und da hattet Ihr die glorreiche Idee meine Nichte in das zwielichtigste Viertel der Stadt zu schleppen und mit ihr einen gemütlichen Abend zwischen Räubern und Huren zu verbri ngen?«, fragte er frostig.
    »Maje stät Ihr unterschätzt Eure Bürger, sie schienen alle sehr...«
    »Es kam zu Ausschreitungen.« Fengus nahm die Füße vom Tisch.
    »Ich ...«
    »Es hat gebrannt!«
    »Aber nur ein ganz kleines bisschen ...«
    »Euphena!« Fengus sprang auf. »Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht?«
    »Ich habe der Prinzessin einen Wunsch erfüllt!«, protestierte sie verunsichert.
    »Ihr habt ein Mitglied der königlichen Familie wissentlich in Gefahr gebracht! Eigentlich müsste ich Euch dafür hängen la ssen!« Mit geballter Faust schlug er so fest auf den Tisch, dass die Käseplatte vor ihm erzitterte.
    Euphena schwieg. Fengus verlor nur selten die Beherrschung.
    Der König ließ sich in seinen Sessel fallen und fuhr sich über die Augen. Er dachte nach. Einer der Diener sah besorgt herüber.
    Fengus seufzte. »Wenn Ihr schon hier steht, könnt Ihr mir vie lleicht auch gleich verraten, was es mit dem Stier von letzter Woche auf sich hatte?«
    Euphenas Herz sank ihr in die Hose. Sie fluchte leise. Die G eschichte hatte sie schon fast vergessen! Es war an einem lauen Nachmittag gewesen, als sich ein äußerst dummer Zufall mit einem äußerst freiheitsliebenden Stier zu einer kleinen Staatsaffäre entwickelt hatte ... Eine Tatsache, die ihr in dieser Situation ganz und gar nicht weiterhelfen würde!
    »Das war ein Versehen und nicht meine Schuld, Majestät!« Dass man ihr die Sache allein anhängen wollte, war schlicht und einfach unfair!
    Fengus schnaubte. »Und der Brechreiz des Kämmerers während der Gala vor zwei Tagen? Habt Ihr daran etwa auch keine Schuld?«
    »Doch, das war tatsächlich ich Majestät. Er hatte es verdient!« Euphenas Stimme klang jetzt fester.
    Der König verzog das Gesicht. »Und weshalb, wenn ich fragen darf?«
    Euphena räusperte sich. »Das darf ich nicht sagen, Majestät!«
    Sie konnte doch nicht verantworten, dass man die an der Verschwörung beteiligten Mägde bestrafte, nur weil der Kämmerer nicht in der Lage war, seine Hände bei sich zu lassen!
    »Ach, das dürft Ihr nicht sagen?« Fengus blinzelte sie erstaunt an.
    Sie nickte nur.
    Der König lehnte sich zurück. »Ist es denn wirklich nötig, ständig Gespräche wie dieses zu führen? Warum könnt Ihr nicht so wie andere Hofdamen sein, Euphena?«
    Normalerweise wurde sie zornig weggeschickt, oder schlichtweg ignoriert. Doch diesmal lag so etwas wie Verbitterung in der Stimme ihres Königs.
    »Ich habe es doch nur gut gemeint ...«, murmelte sie betreten.
    »Etwas gut zu meinen, heißt aber nicht es richtig zu machen!« Fengus sah sie an.
    Euphena
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