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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition)
Autoren: Monika Weithofer
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stetig über die Landstraße. Ein grauer, allesverhüllender Schleier verdeckte die Landschaft und ließ sie gespenstisch leer und trostlos erscheinen.
    Sie hatte gewartet, bis Helwyr eingeschlafen war und Kerfluns Befehl gegeben hatte die Fackeln zu löschen. Als sich eine allgemeine Nachtruhe ausgebreitet hatte, war sie auf Zehenspitzen zum Tor hinaus geschlichen, wo Astos und seine Männer bereits auf sie gewartet hatten. Antha hatte sie mitgenommen. Ihre kleine Gruppe hatte lange gebraucht, um in der Nacht den Weg die Schlucht hinunter zu finden, aber bei Morgengrauen waren sie bereits mit Astos übrigen Männern, die in der Nähe ein Lager aufgeschlagen hatten, zusammengetroffen und hatten sich auf den Heimweg gemacht. Die Soldaten behandelten sie mit dem höflichen Respekt, den man einer Dame gegenüber zu erweisen hatte. Vor wenigen Wochen noch hatte sie das für ihr angeborenes Recht gehalten, aber inzwischen kam ihr diese höfische Etikette nur noch falsch vor! Sich den Respekt erst verdienen zu müssen, war richtig ... sonst nichts.
    Astos hatte sogar eine Kutsche für sie bereitgestellt. Sie war mit Polsterbezügen ausgeschlagen und hatte weiße Spitzenvorhänge, die man vor die Fenster ziehen konnte. Euphena hatte versucht sich darüber zu freuen, aber so richtig gelingen wollte es ihr nicht.
    All die Zeit über, die sie in der Kutsche verbringen musste, starrte sie aus dem Fenster und beobachtete, wie die Landschaft im leichten Nieselregen an ihr vorbeizog. Sie strengte sich nicht an, hatte immer genug zu essen und schlief jede Nacht in weichen Daunenkissen. Sogar der Fußboden der Kutsche war geputzt, wenn sie morgens einstieg!
    In all diesem Komfort fühlte sie sich, als wäre ihre Reise mit Helwyr nur ein schlechter Scherz gewesen. Als wäre die Mühsal völlig umsonst gewesen ... Euphena streckte die Hand aus dem Fenster und ließ sie von kleinen Tröpfchen berieseln. Sie hatten die hohen Berge bereits hinter sich gelassen und waren wieder in die allseits bekannte Welt zurückgekehrt. Es würde nicht mehr lange dauern und sie war zu Hause.
    »Zu Hause ...«, flüsterte sie leise. Was war das schon wert, wenn man es nicht mit dem Menschen teilen durfte, den man liebte?!
    »Habt Ihr etwas gesagt?« Astos trieb sein Pferd an und ritt neben ihrem Fenster weiter.
    Euphena schüttelte nur den Kopf und zog sich ins Innere der Kutsche zurück. Sie griff nach Pollias Anhänger, den sie immer noch um den Hals trug. Wenigstens ihre alte Freundin würde sie willkommen heißen ...

    Die Fahrt in die Stadt selbst verlief am nächsten Abend ohne großes Aufsehen. Euphenas Herz schlug ein wenig schneller, als sie die hohen Tore und die dicken Stadtmauern erblickte, den vertrauten Geruch der Straßen wahrnahm und schließlich wieder in ihrem alten Zimmer stand. Kaum jemand hatte von ihrer Ankunft Notiz genommen. Nur ein Schreiben von Fengus wurde ihr überbracht, in dem er ihr Weisung gab, sich bis zum großen Spätsommerbankett morgen Abend nicht blicken zu lassen, er wünschte, dass sie zwei Stunden nach Festbeginn erschien und sich ihm dann gebührend unterwarf.
    Euphena zeriss den Zettel und warf ihn in die Flammen ihres Kaminfeuers. Ein wenig verloren stand sie nun da. Den Großteil ihrer Sachen hatte sie auf der Reise verloren, sie hatte also nichts, das sie hätte auspacken können. Nichts außer dem Anhänger und der Erinnerung an Helwyrs Lippen.
    Euphena legte sich, wie sie war, auf den Fußboden, rollte sich zusammen und versuchte sich vorzustellen, dass er bei ihr war und sie mit seinem schelmischen Grinsen anlächelte. Sie spürte seine starken Arme um ihre Schulter, fühlte, wie er sie an sich drückte und ihr übers Haar strich.
    »Es wird alles gut, Püppchen!«, murmelte sie und wusste genau, dass dem nicht so war. Euphena lag noch lange wach und starrte in die Dunkelheit.

    Sie erwachte von einem leisen Klopfen an ihrer Zimmertür. Verschlafen setzte sich Euphena auf. Die hohen Fenster gaben den Blick über die verregnete Stadt frei. Alles wirkte grau in grau.
    Das Klopfen wurde immer lauter.
    »Herein.« Euphena rieb sich die Augen.
    Astos trat in ihr Zimmer und schlug höflich die Hacken zusammen. »Ich soll Euch den hier von Karena überbringen.« Er stellte den Teller mit Apfelkuchen auf ihrem Tischchen ab.
    »Danke.« Euphena freute sich ... ja wirklich. Es tat gut zu hören, dass man sie nicht vergessen hatte.
    »Fräulein Euphena ... es tut mir leid. Aufrichtig.« Astos blickte zu ihr hinunter
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