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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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Vibrieren des Decks unter seinen Füßen, als die Männer auf ihre Stationen eilten, sonst konnte er in der stockdunklen Nacht nichts von der Ausführung des Manövers erkennen. Sogar das Quietschen der Scheiben in den Blöcken wurde vom Sturm davongetragen, oder es ging in dem orgelnden Geheul unter, das der Wind im stehenden und laufenden Gut vollführte. Die Dunkelheit verschlang auch die Männer, die zum Reffen der Marssegel in die Riggen enterten.
    Er hatte einen langen Tag hinter sich, der - fast schien es unglaublich - damit begonnen hatte, daß sich der Schneider melden ließ, um ihm beim Anlegen der Rittertracht des Bath-Ordens zu helfen. Jetzt, an seinem Ende, fühlte er sich kalt und hundemüde.
    »Ich gehe unter Deck, Mr. Freeman«, sagte er, »rufen Sie mich, wenn es nötig sein sollte.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Freeman öffnete ihm die Schiebekappe, die den Niedergang bedeckte - die Porta Coeli hatte glattes Deck. Schwacher Lichtschimmer drang von unten herauf und zeigte die steile Treppe. Es war nur eine elende Funzel, aber nach der pechrabenschwarzen Finsternis oben an Deck blendete sie doch die Augen. Hornblower kroch hinunter, er mußte sich tief bücken, um nicht an die Deckbalken zu stoßen. Die Tür zur Rechten führte in seine Kammer, diese maß sechs Fuß im Quadrat und war nur vier Fuß zehn Zoll hoch. Hornblower mußte also in die Kniebeuge gehen, als er sich beim flackernden Schein der am Deckbalken hängenden Laterne darin umsah. Das war nun der beste Wohnraum auf dieser Brigg, Gold gegen die Unterbringung der anderen Offiziere und zwanzigmal Gold gegen die Verhältnisse, unter denen die Mannschaften lebten.
    Im Vorschiff war die Höhe unter Deck genau die gleiche wie hier, vier Fuß zehn Zoll, aber da mußten die Leute ihre Hängematten in zwei Etagen übereinander aufhängen, so daß die obere Schicht der Schläfer mit der Nase an die Deckbalken stieß, die untere mit dem Steiß das Deck unter sich wetzte, während sich in der Mitte Nasen und Hinterteile unsanft berührten. Die Porta Coeli stellte an Kampfkraft das beste dar, was in ihrer Gattung und Größe die See befuhr, sie führte eine Bestückung, die jeden gleich großen Gegner zerschmettern konnte, sie besaß Pulverkammern, deren Fassungsvermögen ausreichte, diesen Geschützen für ein Stunden, ja Tage währendes Gefecht Munition zu liefern, sie führte so viel Proviant mit sich, daß sie monatelang die See halten konnte, ohne einen Hafen anzulaufen, sie war so stark und dicht gebaut, daß sie mit jedem Wetter fertig wurde, aber sie hatte einen Fehler: bei einer Wasserverdrängung von ganzen einhundertneunzig Tonnen konnte man diese glänzenden Eigenschaften nur erzielen, wenn sich die an Bord lebenden Menschen mit einer Unterbringung begnügten, die ein anständiger Bauer nicht einmal seinem Vieh zumuten würde. Es war nicht zu leugnen, wenn England eine Unzahl kleiner Fahrzeuge in Dienst hielt, die unter dem starken Schutz der schweren Linienschiffsgeschwader für die Sicherheit auf allen Meeren sorgten, dann geschah dies auf Kosten des Lebens und der Gesundheit ihrer Besatzungen. Klein wie die Kammer war, beherbergte sie doch einen geradezu erstaunlichen Gestank. Das erste, was sich der Nase aufdrängte, war der stickige Rußgeruch der Lampe, aber dann entdeckte sie nur zu bald noch eine ganze Skala anderer, zusätzlicher Gerüche. Da war zunächst der schale Dunst des Bilgewassers. Der war noch am erträglichsten, und Hornblower nahm auch kaum davon Notiz, weil er seit zwanzig Jahren daran gewöhnt war. Außerdem aber stank es durchdringend nach Käse. Als sollte sich dieser edle Duft ganz besonders abheben, spürte man dahinter deutlich den Geruch von Ratten. Dazu gesellte sich der bekannte Gestank nasser Kleider und endlich ein ganzes Gemisch menschlicher Ausdünstungen, unter denen der abgestandene Körpergeruch ungewaschener Männer überwog. Diese ganze Geruchsorgel erhielt ihr Gegengewicht in Form einer ebenso wirksamen Batterie von Geräuschen. Jeder Balken, jede Planke vibrierte vom Geheul der Takelage. So mußte einer Maus zumute sein, die im Inneren einer Violine saß, während sie gespielt wurde.
    Und die ständigen Schritte über dem Kopf, das Knallen an Deck geworfener Enden mischte sich, um im Bilde zu bleiben, genauso in dieses Konzert, als ob jemand anderer den Geigenkörper während des Spiels mit kleinen Hämmern bearbeitete. Die hölzerne Beplankung der Brigg krachte und knisterte bei jeder Bewegung im Wasser,
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