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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen
Autoren: Oliver Tappe
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alles. Besonders
bei Nacht. Allein über dieses Thema könnte ich ganze Bücher schreiben. Nur
wären die nicht jugendfrei. Ich legte mich ins Bett und schlief irgendwann
wieder ein. Das Land der Träume kann so süß sein. Das Klingeln eines Telefons
dafür umso bitterer. Erneut wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Ich machte einen
Satz nach vorn und nahm schlaftrunken den Hörer vom Apparat.
    „Guten Morgen.
Dies ist ihr automatischer Weckruf. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag“,
sagte die monotone Computerstimme wieder.
    Es war noch
immer dunkel. Ich sah auf die Uhr. Der kleine Zeiger stand auf der Zwei und der
große Zeiger auf der Zwölf. Es war zwei Uhr morgens und ich war bereits zum
zweiten Mal geweckt worden. Und zum zweiten Mal hörte ich auch die Leute
fluchen und die Toilettenspülungen zischen. Das Schlimme war, ich konnte mich
nicht einmal beschweren. Die Rezeption war geschlossen. Der Kerl würde sein
blaues Wunder erleben. Ich schloss mich der Allgemeinheit an und ging aufs Klo,
bevor ich mich wieder ins Bett legte. Ich fühlte mich gerädert. Trotz mieser
Laune und der Sorge, dass die Gäste nun endgültig von dieser Reise bedient
waren, übermannte mich der Schlaf abermals. Es war vier Uhr dreißig, als ich
durch ein seltsames Geräusch von neuem erwachte. Klonk-Klonk, Klonk-Klonk ,
machte es irgendwo. Dann war es still. Ein paar Minuten später machte es
wieder: Klonk-Klonk, Klonk-Klonk . Es klang fast metallisch. So, als
schlüge jemand zwei Topfdeckel aufeinander. Es nervte kolossal und ich fand
keinen Schlaf mehr. Klonk-Klonk, Klonk-Klonk . Ich war dem Wahnsinn nie
so nah gewesen. Mit halbgeschlossenen Augen rollte ich aus dem Bett und zog mir
die Hose an. Ich öffnete die Tür so leise wie eben möglich. Aus der Ferne hörte
ich Hundegebell. Sonst war es ruhig. Nachdem ich ein paar Minuten auf dem
Außengang inne gehalten und gelauscht hatte, ging ich zurück in mein Zimmer. Klonk-Klonk,
Klonk-Klonk . Da war es wieder. Ich öffnete die Tür abermals. Nichts.
Stille. Idyllische Ruhe. Ich sah mich um. Vor mir lag der schmale Parkplatz des
Hotels. Neben unserem Bus standen noch eine Handvoll andere Fahrzeuge auf dem
Platz. Ich sah absolut nichts Verdächtiges. Frierend ließ ich die Tür wieder
ins Schloss fallen und legte mich ins Bett. Klonk-Klonk, Klonk-Klonk . Es
war ein Zeichen. Es war das Zeichen, dass ich mich schleunigst nach einem neuen
Job umsehen sollte. Der Himmel gab mir auf dieser Tour eindeutig zu verstehen:
Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Noch so eine Nacht und ich würde
mich aus dem Fenster stürzen. Mein Limit war erreicht. Ich musste an den
berühmten Ausspruch Emilio Tacchinis denken: „Wer einmal Reiseleiter war, hat
das Fegefeuer bereits hinter sich.“ Ich hatte das Gefühl, mittendrin zu stehen.
Um mich von dem mysteriösen Geräusch abzulenken, sah ich mir im Fernsehen eine
Dauerwerbesendung für Bauchtrainer an. Die bereitete mir noch zusätzlichen
Frust, da ich niemals so aussehen würde, wie der Protagonist mit den stählernen
Bauchmuskeln. Pünktlich um sechs Uhr stand ich wutschnaubend vor der Rezeption.
Der junge Mann vom Vorabend war natürlich nicht anwesend. Hätte ich mir auch
denken können. Die Dame von der Frühschicht entschuldigte sich zwar
bereitwillig bei mir, jedoch konnte sie sich überhaupt nicht erklären, was es
mit den nächtlichen Weckrufen auf sich hatte. Die Telefonanlage war nach wie
vor auf sechs Uhr dreißig programmiert. Davon durfte ich mich persönlich
überzeugen. Ich ließ mir aber nicht nehmen, mich noch kräftig über die Klonk-Klonk Geräusche zu beschweren. Warum sollte ich mit der Hotelangestellten auch
Mitleid haben? Schließlich würde ich mir das Gemecker der Gäste später auch
anhören müssen.
    „Ach“, sagte
die Frau seufzend, ich glaube, ich weiß was Sie meinen. Sie sind nicht der
Erste, der von diesen Geräuschen wach geworden ist. Kommen Sie, ich will Ihnen
mal etwas zeigen.“
    Ich folgte der
Empfangsdame auf den Parkplatz. Wir gingen um den Bus herum und weiter bis an
den Zaun zum Nachbargrundstück. Dort stand, halb verdeckt durch herabhängende
Äste, eine blecherne große Mülltonne. Die Dame hob den losen Deckel und zeigte
mit dem Finger in die Tonne.
    „Schauen Sie
mal hier rein. Da sind die Übeltäter“, erklärte sie lachend.
    Ich beugte
mich vor und sah zwei Waschbären, die in der halbleeren Tonne kauerten.
    „Wenn jemand
vergisst, am Abend den Deckel zu schließen, kommen die Waschbären
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