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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
Autoren: David Weber
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Quorum es durchsetzen konnte, Journalisten auf eine schwarze Liste zu setzen, hatte es bereits 1746 am Exempel Adele Wassermans deutlich gemacht, einer der letzten gemäßigten Berichterstatter. Ihre gemäßigte Position, die nach den Standards des 17. Jahrhunderts noch als leicht links von der Mitte eingestuft worden wäre, galt im 18. Jahrhundert als konservativ, zumeist sogar als reaktionär. Man nannte sie die ›Feindin des Durchschnittsbürgers‹, ›Sklavin der Geldmächtigen‹ und (damals das herabsetzendste Etikett auf Haven) eine Angehörige der ›Wirtschaftselite‹. Ihr Arbeitgeber, eine der letzten unabhängigen Nachrichtenagenturen, sah sich gezwungen, ihr aufgrund von ›sozial unsensibler und unangebrachter Demagogie‹ den Vertrag zu kündigen, denn der Agentur drohten Boykott, Streik und Regierungsdruck. Auf ihre Entlassung hin zog Wasserman ins Sternenkönigreich von Manticore, wo sie als führende Theoretikerin der Zentralistenpartei Karriere machte. Der Fall Wasserman war für jeden, der Augen hatte, um zu sehen, das Menetekel, die Schrift auf der Wand: Wenn nicht etwas Außerordentliches der Entwicklung Einhalt gebot, war das gegenwärtige havenitische System zum Untergang verurteilt.
    Ein ähnliches Problem hatte auf Alterde zum Untergang des Römischen Reiches geführt: Wenn die Macht im Land auf ›Brot und Spielen‹ beruht, dann müssen die Machthaber immer größere Anreize bieten, um an der Macht zu bleiben. Bildlich gesprochen benötigten die havenitischen Politiker einen bodenlosen, stets gefüllten Haushaltstopf, um die Dolisten auszubezahlen, die Schmiergelder aufzubringen und das Leben zu finanzieren, an das sie gewöhnt waren. Nach fast zwei Jahrhunderten immer tieferer und ausnahmslos selbst beigebrachter Wunden konnte selbst die einst so robuste havenitische Wirtschaft die Last nicht mehr tragen. Es wurde den politischen Machthabern immer klarer, dass das Gefüge selbst in der Krise steckte: Seit über 143 T-Jahren hatten die Steuereinnahmen nicht mehr die Staatsausgaben gedeckt; Forschung und Entwicklung krankten an einem zunehmend politisierten (und daher ineffektiven) Bildungssystem, das mehr den pseudowissenschaftlichen Unsinn der kollektivistischen Wirtschaftstheorie lieferte statt solider wissenschaftlicher Ausbildung. Die wenigen tüchtigen Abgänger zog es zunehmend in andere Sonnensysteme, wo sie ihr Talent und ihr Wissen zur Anwendung bringen und die Früchte ihrer Arbeit genießen konnten. Das Gesetz zur Erhaltung des Technischen Bestands von 1778 entzog allen Wissenschaftlern und Ingenieuren die Ausreisegenehmigung, indem es ihr Wissen als Ressource der Republik verstaatlichte. Das Gesetz sollte die Auswanderung eindämmen, doch vermochte es die fatale Entwicklung nicht umzukehren.
    Das Wirtschaftswachstum war nicht nur zum Stillstand gekommen, es war rückläufig. Dennoch ließen sich Erhöhungen des Lebenshaltungszuschusses politisch nicht aufhalten; die daraus resultierende Stagflation wurde zur sich selbst unterhaltenden Reaktion. 1771 P. D. lag der Legislatorenkammer ein streng geheimes Gutachten vor, demzufolge die gesamte Wirtschaft in einer Katastrophe zusammenbrechen werde, gegenüber der sich die Weltwirtschaftkrise von Alterde und der Ökonomische Winter von 252 P. D. wie milde Rezessionen ausnehmen würden. Als die Chefs der Stäbe vom Ausmaß des zu erwartenden Kollapses unterrichtet wurden, warnten sie davor, dass ihm kriegsähnliche Zustände auf den Straßen vorausgehen dürften, weil Havens Bürger zur Waffe greifen würden, bevor sie zusahen, wie ihre Familien verhungerten. Schon lange war die Bevölkerung des Planeten zu groß, als dass sie ohne Importe ernährt werden konnte, und bei einer negativen Handelsbilanz konnten Importe nicht mehr bezahlt werden.
    Die Regierung sah nur zwei Auswege: die bittere Pille zu schlucken und aufzuhören, den Haushalt zu überziehen, den LHZ abzuschaffen und sich nach Kräften zu bemühen, die resultierende umwälzende Neuordnung zu überstehen, oder eine andere Einkommensquelle zu finden, um das Budget abzustützen. Einzugestehen, dass die Regierung nicht mehr für die Zinsen von Havens verpfändeter Zukunft aufkommen konnte, war mehr, als man verkraften konnte, und damit blieb nur die zweite Möglichkeit als Alternative übrig. Aus der desolaten Wirtschaft Havens ließ sich indes nichts mehr herausquetschen. Von Panik erfüllt, regte eine Gruppe Legislatoren an, drakonisch ›die Reichen auszubluten‹, doch
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