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Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg

Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg

Titel: Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
Autoren: David Weber
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Hecköffnung eines Impellerkeils – seinen Kilt – blickte oder die Bugöffnung, den Rachen; der Rachen war allerdings weiter als der Kilt, sodass eine Ortungsdrohne einen besseren Erfassungswinkel erhielt. Aus genau dem gleichen Grund waren die Voraussensoren und die Nahbereichsabwehrwaffen eines Kriegsschiffs am Bug besser als am Heck, denn er war verwundbarer. Da die anrückenden Fremden sich mit der Doktrin der Verteidiger ziemlich gut auszukennen schienen, konnte man fast sicher sein, dass jede auch noch so gut getarnte Drohne, die vor ihren Schiffen vorüberzöge, nicht lange existieren würde – es sei denn, sie beschlossen, die Drohne nicht zu vernichten.
    »Jawohl, Ma'am, hat er«, bestätigte Jaruwalski. »Andererseits müssten sie in etwa zehn Minuten mit der Schubumkehr beginnen.«
    »Verstanden«, sagte Honor. Wenn die Bogeys die Schiffe drehten, um in Richtung Sidemore abzubremsen, würden sie die Kilts geradewegs auf Scottys Bordortungsgeräte richten.
    Während sich Nimitz behaglich auf ihrem Schoß zusammenringelte, lehnte Honor sich in ihren Kommandosessel zurück und ließ den Blick über die Flaggbrücke schweifen. Die Spannung war geradezu fühlbar, doch ihre Leute arbeiteten reibungslos und effizient zusammen. Niemand konnte sich bislang das Verhalten der Eindringlinge erklären. Die Emotionen der Brückencrew indes verrieten, zu welchem Schluss die meisten von ihnen gelangt waren: Sie hielten die Bogeys für Andermaner.
    Mercedes und George Reynolds vermuteten, wie Honor wusste, eine weitere Provokation, diesmal jedoch in größerem Maßstab. Eine Art interstellares Trau-dich-Spiel zwischen Kampfverbänden. Jaruwalski stimmte dem nicht zu. Sie wusste nicht, wer sich da näherte, war aber fest überzeugt, dass es sich um keine Andermaner handelte. Wenn dort andermanische Kriegsschiffe einkamen, war die Gefahr, dass jemand in Panik verfiel und das Feuer eröffnete, viel zu hoch. Überdies deutete nichts von dem, was irgendjemand gemeldet hatte (einschließlich Thomas Bachfisch), darauf hin, dass die Andermaner derart ungünstige Übermachtsverhältnisse überwinden könnten. Wenn Honors Stab sich dessen bewusst war, dann gewiss auch die Andermaner, und so viel Tonnage und das Leben so vieler Besatzungen zu gefährden, nur um eine Nachricht ›rüberzubringen‹, überstieg das Verlustrisiko einzelner Kreuzer bei weitem. Es erschien Honor als höchst unwahrscheinlich, dass irgendein andermanischer Offizier so verrückt sein sollte, sich auf eine solche Gefahr einzulassen. Höflich, aber bestimmt hatte sie der Meinung der Stabschefin und des Stabsspions widersprochen, und bei dem Gedanken musste sie ganz leicht grinsen. Dann blickte sie auf das Chronometer am Schott und winkte Timothy Meares herbei.
    »Jawohl, Hoheit?«, fragte der junge Flaggleutnant ruhig, als er neben ihrem Kommandosessel stehen blieb.
    »Ich glaube, es ist so weit, Tim«, erwiderte sie in ebenso ruhigem Ton.
    »Jawohl, Ma'am«, antwortete er und ging beiläufig über die Brücke zu Lieutenant Harper Brantley hinüber, Honors Stabsignaloffizier.
    Sie blickte ihm nach, dann bemerkte sie, wie Mercedes Brighams Emotionen plötzlich anschwollen. Die Stabschefin beobachtete Honor mutmaßend. Eine Mutmaßung, die in etwas anderes umschlug, als Honor sie fröhlich angrinste. Brigham kniff die Augen zusammen, dann blickte sie von Honor zu Meares und Brantley, und Honor schmeckte, wie erheitert und entzückt Nimitz war. Etwas anderes war wohl auch nicht zu erwarten von jemandem, dessen Baumkatzenname ›Lacht-hell‹ lautete, überlegte sie.
    Brigham blickte Honor an und öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen. Dann schloss sie ihn wieder und schüttelte statt dessen ernst den Kopf.
    Kein anderer Stabsoffizier hatte diesen stillen Austausch bemerkt. Sie waren alle viel zu sehr auf ihre Aufgaben konzentriert, um auf Meares' Bewegungen oder den Gesichtsausdruck der Stabschefin zu achten. Sie sahen auch nicht, wie der Flaggleutnant sich über Brantleys Schulter beugte und ihm leise etwas ins Ohr flüsterte.
    Der Signaloffizier riss den Kopf hoch und starrte Meares ungläubig einen Augenblick lang an. Dann blickte er Honor halb anklagend, halb amüsiert an und beugte sich über die Konsole. Nachdem er etwas in sein Flüstermikrofon gemurmelt hatte, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
    Vielleicht neunzig Sekunden lang geschah gar nichts, dann ereigneten sich in rascher Folge recht viele Dinge.
    Die einkommenden Bogeys
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