Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Titel: Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Fackeln!«
    Dann holten die beiden rothaarigen Mädchen noch einmal Luft, hielten sich ihre Nasen zu, schlossen die Münder, pressten die Lippen zusammen und sprangen vor Moses, Will und den anderen Kindern, als würden sie schwimmen gehen, in ein mit einer metallisch glitzernden, aber offensichtlich lebenden Masse gefülltes Becken.
    Will verlor jetzt zum zweiten Mal binnen Sekunden den Boden unter den Füßen und ein zweites Mal wunderte er sich, dass sich die Schlinge um seinen Hals nicht zugezogen hatte. Er erinnerte sich an den Sturz, nachdem der Henker den Hebel gekippt hatte und der Boden unter seinen Füßen weggesackt war, und er erinnerte sich, an wen er in diesem Moment, dem letzten Moment seines Lebens gedacht hatte:
    An Honky Tonk Hannah!
Verfuchst, warum gerade an sie?
An diese Verräterin!
    Das machte ihn wütend und als ob ihm diese Wut sagen würde, du darfst noch nicht sterben, gab das Seil im Sturz durch die Luke urplötzlich nach.
    Es gab keinen Ruck. Der Knoten der Schlinge brach ihm nicht das Genick und er pinkelte sich auch nicht in die Hose. Er spürte nur plötzlich die vielen Arme und Hände, die ihn und Moses unter dem Galgen auffingen, und bevor er verstand, was mit ihm passierte, rutschte er schon durch einen Tunnel hinab in den unterirdischen Gang. So wie er jetzt durch diese metallisch wabernde Masse glitt, als er hinter den Anführern der Roten Korsaren, hinter Rachel und Sarah ins Becken sprang.
     
    Ja, seine Freunde, die Straßenkinder Berlins, hatten Moses und ihm das Leben gerettet. Will jauchzte vor Freunde, erschrak im selben Moment und schloss seinen Mund sofort wieder.
    Hornhautgepanzerte Assellei. Hat dieser Albtraum denn niemals ein Ende?, schoss es ihm durch den Kopf. Da hörte er durch das Schaben und Kratzen der lebendigen Masse, die ihm über den Kopf hinwegschwappte, die Schritte der Soldaten im Treppenhaus.
     
    Fünf von Talleyrands verschleierten Männern stürmten die Stiegen zum Keller des Hauses hinab, das sich über den Kindern befand. Sie spürten den Hohlraum unter den Dielen, rissen Äxte aus ihren Gürteln, zerschlugen den Boden und hielten eine Fackel in das dunkle Loch.
    Das Kratzen und Schaben im Becken um Will und den Freunden verwandelte sich in ein zorniges Fauchen.Talleyrands Männer, von denen Will annahm, dass sie alle schrecklichen
Dinge der Welt bereits gesehen hatten, wichen unwillkürlich zurück. Und als der Schwarze Baron die Fackel an sich riss, starrte er auf die glitzernde Masse aus Kakerlaken, die den zehn mal zwölf Meter großen Raum unter ihm fast bis zur Decke füllte. Er sah, wie sich die gepanzerten Rücken der Tiere teilten. Einige von ihnen waren größer als Gänseeier. Er sah die Flügel, die sich unter diesen geteilten Panzern entfalteten und wollte gerade rufen: Weg hier! Die können fliegen!
    Da schoss der Schwarm auch schon auf ihn zu und jagte den Schwarzen Baron und seine fünf Männer durch den Keller des Hauses hinauf auf den Platz.
     
    Zurück blieben nur die Kinder, Moses und Will und nachdem sich die letzten der fliegenden Schaben aus dem Keller verflüchtigt hatten, spuckte Will die drei Krabbler aus, die ihm beim Jauchzen in den Mund geschlüpft waren.
    »Bah, war das ekelig«, schimpfte der Junge und verzog das Gesicht zu einem schadenfrohen Grinsen, als er eines der Insekten in Moses’ Nasenloch entdeckte. Will packte den Käfer und zog ihn aus seinem Gefängnis. »Absolut ekelig, aber dafür genial!«
    Die Kinder um ihn herum lachten ihn an und Will ahmte Talleyrands Stimme nach.
    » Wir werden die Piraten wie Kakerlaken zertreten! Das hat er gesagt. Ihr habt es gehört!« Er begann wie wild auf der Stelle zu treten. »Doch, huih, sind das viele. Oh, viel zu viele sind das!« Er packte Moses beim Arm und drehte sich mit ihm lachend im Kreis. »Da muss man ja so viel treten, dass man fast tanzt! Das wird eine lustige Geschichte, Gabi Marie!«

     
    Und Will hatte recht. Der Schwarze Baron sah überhaupt nicht mehr unheimlich aus, als ihn der Schwarm der Insekten über den Mittelmarkt jagte.
     
    »Ich danke euch, hört ihr!« Will und Moses umarmten die Kinder. »Wir danken euch allen«, lachten jetzt beide. »Ihr habt uns das Leben gerettet. Aber wie geht es jetzt weiter? Wo sind Jo und die Triple Twins? Und wie kommen wir aus dieser von Gott und Teufel verfluchten Stadt? Wir müssen doch Hannah jagen!«
    Im nächsten Augenblick zuckte Will erschrocken zusammen.
     
    Kanonen detonierten auf dem Platz über ihm.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher