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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood
Autoren: Harold Robbins
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der Schreibtisch war dunkel gebeizt und sollte wohl ebenfalls Mahagoni vortäuschen. Überall hingen die Originalentwürfe verschiedener Zeitschriftenumschläge mit üppigen, größtenteils unbekleideten Frauengestalten.
    Mr. Kahn war ein stattlicher, jovialer Verleger mit buschigen Haaren und trug eine Brille mit Schildpattgestell. Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und streckte die Hand aus. »Joe«, sagte er mit einer tiefen Baritonstimme, »ich freue mich immer, wenn ich einen Autor mit erzählerischem Talent treffe, und ich glaube, Sie sind einer unserer besten.«
    »Vielen Dank, Mr. Kahn«, sagte Joe vorsichtig.
    »Ich habe Hazle gesagt, daß wir die Serie machen. Sie kriegen zwei Cents pro Wort. Ich freue mich, Ihr Talent belohnen zu können.«
    »Vielen Dank, Mr. Kahn«, sagte Joe.
    »Aber nicht doch«, wehrte der Verleger ab. »Schauen Sie nur bald mal wieder herein. Meine Tür steht jederzeit für Sie offen. Wir sind alle eine große Familie hier.« Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. »Schade, daß wir nicht noch ein bißchen plaudern können, aber der Verlag verlangt so viel Aufmerksamkeit.«
    »Ich verstehe«, sagte Joe. »Noch einmal: Vielen Dank, Mr. Kahn.« Damit wandte er sich um und folgte Hazle hinaus.
    »Ich wußte, daß er darauf eingehen würde«, sagte Hazle, als sie wieder in seinem zellengleichen Zimmer waren. Er grinste.
    »Und wieso waren Sie sich dessen so sicher?« fragte Joe.
    »Erinnern Sie sich noch an diese Szene in Ihrer Geschichte, wo der bärtige Araber Honey Darlings Büstenhalter mit seinem Säbel aufschneidet und ihre prallen Brüste herausspringen?«
    »Durchaus«, sagte Joe.
    »Mr. Kahn hat gesagt, bei dieser Szene hätte er die strammste Erektion seit Pierre Louys ›Aphrodite‹ gekriegt.«
    »Dann hätte ich vielleicht drei Cents verlangen sollen pro Wort«, lachte Joe.
    »Warten Sie nur ab«, sagte Hazle. »Dazu kriegen wir ihn bestimmt noch. Aber jetzt heißt es erst einmal arbeiten. Sie müssen die zweitausendfünfhundert Worte zu drei Episoden mit jeweils siebenhundertfünfzig Worten verbraten.«

3
    Erst unten auf der Straße warf Joe einen Blick auf das Papier, das die Sekretärin ihm in die Hand gedrückt hatte.
    Laura Shelton
Piersall and Marshall Agency
34 East 39th Street
Tel. Lexington 22 00
    Darunter stand der Name der Sekretärin: Kathy Shelton. Tel. Yorkville 9831. P.S. Rufen Sie meine Schwester nicht vor morgen früh an, damit ich ihr heute abend von Ihnen erzählen kann.
    Joe freute sich. Heute war wirklich sein Glückstag. Er kannte die Agentur P&M. Es war eine der besten. Er hatte schon oft versucht, einen Termin mit einem der Herren dort zu bekommen, aber er war immer an der Empfangsdame oder der Telefonistin gescheitert. Langsam ging er die Canal Street hinunter. Der Verkehr wurde immer stärker, je näher der Feierabend heranrückte. Joe warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon fast fünf. Er sah einen Drugstore und setzte sich an die Theke. »Einen Egg Cream«, sagte er.
    »Groß oder klein?« fragte der Mann an der Kasse.
    Joe schwamm immer noch auf einer Woge des Glücks. »Geben Sie mir einen großen«, sagte er.
    »Sieben Cents«, sagte der Mann und stellte ihm die süße Mischung aus Schokoladensirup, Sodawasser und Milch auf die Theke. Joe ließ ein Zehncentstück an der Theke und nahm seinen Drink mit zum Telefon in der Ecke. Er warf einen Nickel ein und wählte die Nummer. Er konnte sich immer noch nicht daran gewöhnen, daß sich bei diesen neuen automatischen Apparaten keine Telefonistin mehr meldete. Während es am anderen Ende klingelte, begann er seinen Egg Cream zu schlürfen. Eine Stimme meldete sich. »Hallo?«
    »Lutetia?« fragte er. »Hier ist Joe.«
    Ihre Stimme kam ziemlich schwach und scheppernd über die Leitung. »Wie geht's dir, Joe?« Sie klang, als wäre sie bekifft.
    »Ist Kitty zu Hause?« fragte er.
    »Ja, aber sie schläft.«
    »Ist sie hinüber?« fragte er.
    »Vollkommen«, erwiderte Lutetia.
    »Scheiße«, sagte er. »Sie hat mir fünf Dollar für die Geschichte versprochen, die ich ihr geschrieben habe. Sie wollte mir das Geld heute geben.«
    »Wenn sie das gesagt hat, dann stimmt das wahrscheinlich auch«, sagte Lutetia. Dann lachte sie. »Aber wenn du das Geld von ihr haben willst, mußt du sie erst einmal wachkriegen.«
    »Ich habe mich darauf verlassen«, sagte er. »Ich brauche das Geld.«
    »Komm doch auf jeden Fall mal vorbei«, sagte sie. »Vielleicht hast du Glück, und sie wacht von
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