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Holly und der Playboy-Prinz

Holly und der Playboy-Prinz

Titel: Holly und der Playboy-Prinz
Autoren: Sarah Morgan
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Rugbymatch anfing, kamen erst die gesellschaftlichen Verpflichtungen.
    Zwei lange Stunden mit hoffnungsvollen Frauen und höflichen Gesprächen.
    Zwei lange Stunden, in denen er absolut gar nichts fühlen würde.
    Sein Gesicht erschien auf den überdimensionierten Bildschirmen, die an den beiden Enden des Spielfelds aufgebaut waren. Er betrachtete sich mit distanzierter Neugier, überrascht, wie ruhig er wirkte. Vor allem die Frauen unter den Zuschauern brachen in lauten Jubel aus. Also schenkte er ihnen das erwartete Lächeln und fragte sich unwillkürlich, ob nicht eine von ihnen gerne zu ihm kommen und ihn für die nächsten zwei Stunden ein bisschen ablenken wollte.
    Jede wäre geeignet. Es kümmerte ihn nicht wirklich.
    Solange sie hinterher nichts von ihm erwartete.
    Er schaute über die Schulter zur Suite zurück, in der gleich ein Lunch stattfinden würde. Durch die riesige Fensterfront konnte er sehen, wie eine außergewöhnlich hübsche Kellnerin den gedeckten Tisch begutachtete. Sie bewegte sie Lippen, als ginge sie eine Checkliste durch.
    Schweigend musterte Casper sie. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als sie mit ihrer Arbeit innehielt und eine Hand an den Mund hob. Ihre Brust hob und senkte sich, als sie einen tiefen Atemzug tat. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Für jemanden, der bald das Mittagessen servieren würde, war das eine seltsame Körpersprache.
    Und dann wurde Casper klar, dass sie versuchte, nicht zu weinen.
    Über die Jahre hatte er sich beigebracht, die Anzeichen weiblicher Seelenpein zu lesen, damit er sich rechtzeitig verabschieden konnte.
    Mit kalter Faszination sah er zu, wie sie gegen die Tränen ankämpfte. Sie ist eine Närrin, dachte er, dass sie so tiefe Gefühle überhaupt zulässt.
    Unweigerlich breitete sich ein spöttisches Lächeln auf seinen sinnlichen Lippen aus. Hatte er dasselbe nicht auch getan? Damals, mit Anfang zwanzig, als das Leben noch aus unzähligen Möglichkeiten bestand, hatte er da nicht auch naiverweise seinen Emotionen freien Lauf gelassen?
    Doch dann hatte er seine Lektion auf eine Weise gelernt, die weitaus effektiver war als jede Stunde, die er mit dem Studium von Verfassungsrecht oder internationaler Geschichte verbracht hatte.
    Er hatte gelernt, dass die größte Schwäche eines Mannes seine Gefühle waren. Sie konnten einen Menschen ebenso töten wie die Kugel eines Attentäters.
    Also hatte er jede Spur von Gefühlen in sich ausgelöscht und seine Emotionen so tief vergraben, dass er sie selbst nicht wiederfinden konnte.
    Und genau so wollte er es.
    Ohne jemanden direkt anzusehen, platzierte Holly die Champagner-Himbeer-Torte vor den Prinzen. Das silberne Besteck und die edlen Kristallgläser funkelten auf der weißen Leinendecke, doch das bemerkte sie kaum. In einem Zustand wattiger Betäubung hatte sie den Lunch serviert. Ihre Gedanken kreisten um Eddie, der sich in einer der Nachbarsuiten mit ihrer Nachfolgerin amüsierte.
    Holly hatte die Dame nicht gesehen. Bestimmt war sie blond. Und definitiv gehörte sie nicht zu den Menschen, deren bester Freund in einer Krise eine Packung Schokoladenkekse darstellte.
    Besaß sie einen Hochschulabschluss? War sie klug?
    Plötzlich verschwamm ihre Sicht hinter aufsteigenden Tränen. Heftig blinzelnd, trat Holly unauffällig einen Schritt zurück. O Gott, gleich würde sie die Fassung endgültig verlieren. Hier, in der Präsidentensuite, mit dem Prinzen und seinen Gästen als Zeugen.
    Um sich zusammenzureißen, richtete sie all ihre Konzentration auf das Dessert in ihrer Hand. Nicky hatte recht. Sie hätte im Bett bleiben sollen, sich unter der Decke verstecken und abwarten, bis sie ihre Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht hatte. Doch sie brauchte den Job so dringend, dass sie sich diesen Luxus nicht leisten konnte.
    Das Gelächter der Gäste intensivierte noch ihr Gefühl der Einsamkeit. Sie servierte den letzten Dessertteller und zog sich hastig zurück. Zu ihrem größten Entsetzen lief ihr bereits eine einzelne Träne über die Wange.
    Dieser ersten Träne folgten unweigerlich alle andern. Auf einmal war Hollys Kehle wie zugeschnürt. Ihre Augen brannten.
    Ihr Instinkt befahl ihr, sich umzudrehen, doch das Protokoll erlaubte es nicht, dem Prinzen den Rücken zuzuwenden. Also blieb sie hilflos stehen, starrte auf den altrosa Teppich mit seinem aus verschlungenen Rugbybällen und Rosen bestehenden Muster und tröstete sich mit dem Wissen,
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