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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe
Autoren: Terry Pratchett
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seelenruhig mitten auf der Straße.
    Er knurrte; ein langes, dumpfes Knurren – das akustische Äquivalent einer brennenden Zündschnur.
    Das Pferd rührte sich nicht von der Stelle. Es hatte zuviel Angst, um zu bleiben, wo es sich befand – und es war viel zu entsetzt, um sich zu bewegen.
    Einer der Männer streckte langsam die Hand nach seiner Armbrust aus. Das Knurren wurde ein wenig lauter, und die Hand wich noch langsamer wieder zurück. Das Knurren wurde wieder leiser.
    »Was ist das?«
    »Ein Wolf!«
    »Hier in der Stadt? Was findet er denn zu fressen?«
    »Oh,
mußtest
du unbedingt danach fragen?«
    »
Guten
Morgen, meine Herren!« grüßte Karotte. Er hatte bisher an einer Mauer gelehnt. »Sicher kommt bald wieder Nebel auf. Die Lizenzen der Diebesgilde, bitte.«
    Die Männer drehten sich um. Karotte lächelte freundlich und nickte ihnen aufmunternd zu.
    Einer von ihnen klopfte mit demonstrativer Geistesabwesenheit auf seine Taschen.
    »Oh… äh… heute morgen hatte ich es sehr eilig. Vermutlich habe ich sie zu Hause vergessen…«
    »In der Diebesgildensatzung heißt es im zweiten Abschnitt von Regel Eins, daß die Mitglieder bei allen Gelegenheiten ihre Ausweise bei sich führen müssen«, stellte Karotte fest.
    »Er hat nicht einmal sein Schwert gezogen!« zischte der Dümmste der aus drei Männern bestehenden Bande.
    »Das muß er auch gar nicht. Er hat einen geladenen Wolf.«
     
    Jemand schrieb in der Düsternis. Ein Federkiel kratzte über Pergament – das einzige Geräusch im Zimmer.
    Bis sich eine Tür knarrend öffnete.
    Der Schreibende drehte sich ruckartig um. »Du? Ich habe dir doch gesagt, daß du nie zurückkehren sollst!«
    »Ich weiß, ich weiß, aber es geht um das verdammte
Ding
! Das Fließband hat angehalten, woraufhin
er
nach draußen ging und den Priester umgebracht hat!«
    »Hat ihn jemand gesehen?«
    »Bei dem dichten Nebel gestern abend? Ich glaube nicht. Aber…«
    »Dann spielt es keine, ah-ha, Rolle.«
    »Wie bitte? Die Burschen sollen keine Leute
umbringen
.« Kurzes Zögern. »Das heißt… zumindest nicht, indem sie ihnen den Schädel zertrümmern.«
    »Aber sie sind dazu bereit, wenn sie entsprechende Anweisungen erhalten.«
    »Ich habe ihn nie dazu aufgefordert! Und überhaupt: Was ist, wenn er sich gegen mich wendet?«
    »Gegen seinen Herrn? Mann, er muß den Worten in seinem Kopf gehorchen.«
    Der Besucher setzte sich und wirkte skeptisch. »Ja, aber welchen Worten? Oh, ich weiß nicht, ich weiß nicht. Es wird mir langsam zuviel. Dauernd dieses verdammte Ding in der Nähe zu wissen…«
    »Du verdienst doch eine Menge damit, oder?«
    »Ja, zugegeben, aber das mit dem Gift…«
    »Schweig! Heute abend sehen wir uns wieder. Sag den anderen, daß ich einen geeigneten Kandidaten gefunden habe. Und wenn du es wagst, noch einmal hierherzukommen…«
     
    Die Königliche Schule der Wappenherolde war ein grünes Tor in einer Mauer an der Mumpitzstraße. Mumm zog an der Glockenschnur. Auf der anderen Seite bimmelte etwas, unmittelbar im Anschluß ertönte eine Kakophonie aus Heulen, Knurren, Pfeifen und Trompeten. Eine Stimme versuchte, das Durcheinander zu übertönen. »Runter mit dir! Mit erhobenem Kopf! Mit erhobenem Kopf sollst du liegen! Nein, nicht auf den Hinterbeinen! Du bekommst drei Zuckerstücke, wenn du brav bist, Willibald! Hör sofort damit auf! Laß ihn los! Mildred, laß Friederich wieder auf den Boden!«
    Die Tiergeräusche wurden ein wenig leiser, und Schritte näherten sich. Eine Klappe im Tor schwang einige Zentimeter auf.
    Mumm sah ein schmales Gesichtssegment eines ziemlich kleinen Mannes.
    »Ja? Bringt Ihr das Fleisch?«
    »Ich bin Kommandeur Mumm«, stellte er sich vor. »Ich habe mich angemeldet.«
    Die Tiergeräusche schwollen wieder an.
    »Was?«
    »Kommandeur Mumm!«
rief Mumm.
    »Oh. Nun, ich schätze, Ihr solltet besser hereinkommen.«
    Das Tor öffnete sich. Mumm trat ein.
    Es wurde still. Mehrere Dutzend Augenpaare beobachteten den Neuankömmling mit ausgeprägtem Mißtrauen. Einige der Augen waren klein und rot. Andere waren recht groß und schwebten dicht über der Oberfläche eines trüben Teichs, der einen großen Teil des Hofes beanspruchte. Wieder andere hockten auf Sitzstangen.
    Es
wimmelte
von Tieren. Aber etwas anderes drängte sie zur Seite, beanspruchte noch mehr Platz: der
Geruch
von Tieren. Die meisten waren ziemlich alt, was den Geruch keineswegs verbesserte.
    Ein zahnloser Löwe musterte Mumm und gähnte. Ein frei herumlaufender
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