Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4
Autoren:
Vom Netzwerk:
Aber Kate empfand ganz und gar nicht so. Sie musste sich beherrschen, um nicht ihre Nase an der Sicherheits-Fensterscheibe plattzudrücken.
    David Benson schien ähnlich beeindruckt zu sein wie sie selbst. Das war wenigstens eine Sache, die sie mit dem blassen Kriminalassistenten gemeinsam hatte. Er stand neben Kate, war aber eine Armeslänge von ihr entfernt. Phineas Fletcher hingegen schenkte dem Beginn der Luftreise ebenfalls keine Aufmerksamkeit, sondern kritzelte mit einem Tintenstift etwas in ein Notizbuch. Vermutlich arbeitete er schon wieder an einer neuen Erfindung.
    Kate entschied sich, den schüchternen Polizisten anzusprechen. Schließlich musste sie ja die nächsten Tage mit ihm und Fletcher auskommen und sich sogar an seiner Seite in Lebensgefahr begeben. Da konnte es nichts schaden, etwas vertrauter miteinander zu werden.
    „Ist dies Ihre erste Luftreise, Mr Benson?“
    Der Kriminalassistent zuckte zusammen. Es kam nicht so oft vor, dass ihn eine Frau ansprach. Das war jedenfalls Kates Vermutung.
    „J-ja, Miss Fenton. Ich bin noch niemals auf dem Kontinent gewesen, ehrlich gesagt.“
    „Das muss Ihnen nicht peinlich sein, es geht mir ganz genauso. Aber wenn Sie noch nicht in Frankreich oder einem der anderen Länder waren, wieso sprechen Sie dann fließend Französisch?“
    „Meine Mutter stammt aus Toulouse, das ist eine kleinere Stadt in Frankreich. Bei uns daheim wird sowohl Englisch als auch Französisch gesprochen.“
    Dann war der unscheinbare Jüngling also zur Hälfte Franzose! Kate konnte es kaum glauben. Von der Eleganz und Unbeschwertheit der französischen Passagiere dieses Luftschiffs war jedenfalls bei Benson nichts zu bemerken. Aber vielleicht kam bei ihm ja einfach der väterliche Erbanteil stärker durch.
    „Und Sie waren trotzdem noch niemals in Frankreich?“
    „Nein, Miss Fenton. Ehrlich gesagt reise ich nicht besonders gern. Außerdem bin ich der Meinung, dass man in London ohnehin die ganze Welt sehen kann.“
    Auch in diesem Punkt musste Kate Benson recht geben. Die britische Hauptstadt war die größte Metropole der zivilisierten Welt; noch nicht einmal die amerikanischen Städte wie New York oder Boston konnten es mit London aufnehmen. Auch Paris hatte längst nicht so viele Einwohner wie Kates Heimatstadt. Und in London lebten Menschen aus allen Teilen des britischen Weltreichs: aus den afrikanischen und asiatischen Kolonien, aus Australien, Neuseeland und von den Südseeinseln. Wer eine Weltreise machen wollte, musste nur einen Tag lang durch London fahren.
    Benson konnte Kate noch immer nicht in die Augen sehen. Trotzdem bildete sie sich ein, dass er allmählich etwas auftaute.
    „Dann kennen Sie sich also in Paris genauso wenig aus wie ich?“
    „Die französische Hauptstadt ist mir gänzlich unbekannt, Miss Fenton. Aber dort werden wir ja von Horace Lindsay erwartet, der dann die nötigen Schritte einleiten wird.“
    Benson war für seine Verhältnisse beinahe schon geschwätzig. Doch bevor er noch mehr sagen konnte, rief ein Gong die versammelten Passagiere zum Abendessen. Die Stewards hatten bereits die Tische eingedeckt. Der Chefsteward, dessen Schnurrbartspitzen nach oben gezwirbelt waren, verkündete die Speisenfolge.
    „Gemüsebrühe à la Mode, kaltes Kalbfleisch mit Kapernsauce, Spickgans mit Kroketten, Crème brûlée, Obst und gemischte Käseplatten.“
    Kate kannte so ein hochherrschaftliches Essen nur vom Sehen, wenn sie in ihrem Dampfkutter an den Nobelrestaurants des Westends vorbeiflog. Nun wurden ihr selbst diese Gerichte serviert. Mit Hilfe von Tischkarten war genau festgelegt, wer neben wem sitzen musste. Links neben Kate hatte Benson Platz genommen, der sich in seiner Haut gar nicht wohl zu fühlen schien. Rechts von Kate saß eine hochnäsige Französin, die Kate komplett ignorierte. Und ihr gegenüber fand sich Phineas Fletcher ein.
    Der Erfinder war Kates Rettung. Er mochte ein Sonderling sein, aber er wusste, welches Besteck man für welchen Gang benutzen musste. Kate imitierte einfach seine Bewegungen und kämpfte sich auf diese Weise tapfer durch die für sie ungewohnte Speisenfolge.
    Doch während des Essens zog eine Schlechtwetterfront auf. Während das Luftschiff Richtung Ärmelkanal glitt, geriet es immer stärker ins Schwanken. Kate machte das nichts aus. Vielleicht lag es ja an ihrem Beruf als Pilotin. Oder hatte sie von Natur aus einen sehr starken Magen? Sie wusste es nicht. Ihr fiel nur auf, dass sowohl Benson als auch Fletcher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher