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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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ihr vorhat, dann braucht er sie für ein krummes Ding. Für was anderes hat er mich damals auch nicht gebraucht.»
    «Sie hatten kein Verhältnis mit ihm?» Edmund glaubte ihr nicht. Auch Dorothea schien skeptisch.
    «Ich nicht», antwortete Gerda Winzen, «und sonst auch keine, dafür leg ich meine Hand ins Feuer. Glauben Sie’s oder glauben Sie’s nicht.»
    «Ist er homosexuell?», fragte Edmund ein wenig atemlos.
    Gerda Winzen lachte erneut. «Nee, der ist gar nix. Nicht homo, nicht hetero, nur ein Schwein. Ein Irrer. Ein Sadist. Er ist verrückt, richtig verrückt, glauben Sie mir. Er hat mich beinahe mal erwürgt und halb totgeschlagen, nur weil ich … Ich hatte ihm …»
    Sie brauchte ein paar Sekunden, um es etwas flüssiger herunterzuhaspeln: «Na ja, er sah nicht übel aus. Ich war allein, und wo er mich ständig mit auf seine Touren nahm. Er zahlte gut dafür, und ich brauchte das Geld. Aber ich dachte, na ja, ich dachte, er hätte auch anderweitige Interessen an mir. Und ich war nicht abgeneigt, verstehen Sie?»
    «Natürlich», sagte Edmund, mit einem Mal ganz der Therapeut. «Natürlich verstehe ich das. Sie waren eine junge Frau.»
    Und Gerda Winzen erzählte ihm, wie sie an einem Sonntagabend aus Amsterdam zurückgekommen waren. Normalerweise setzte Schramm sie und ihre Kinder vor der Wohnung ihrer Eltern ab und verabschiedete sich. Sie konnte dann zusehen, wie sie zu ihrer Wohnung kam. Diesmal nicht, er fragte, ob es lange dauere, die Kinder ins Bett zu bringen. Da Gerda das nicht selbst tun musste, konnte sie schnell wieder unten sein.
    «Okay», sagte er. «Dann mach zu, ich warte.»
    Er fuhr sie heim, ging mit hinauf in ihre Wohnung. Durchaus ein Anlass, Hoffnung zu schöpfen. Aber statt Annäherungsversuche zu machen, sprach er nur über Patrizia. Und das in einer Art, dass Gerda bei jedem Satz das Gefühl hatte, da müsse noch etwas nachkommen.
    Sie hatte erlebt, wie diese unselige Affäre mit einer Strawberry Margarita ihren Anfang genommen hatte. Aber dass sich die Beziehung so entwickelt haben sollte, wie er es an diesem Sonntagabend schilderte, glaubte sie ihm keine Sekunde lang. Fahrten mit Bus und Straßenbahn. Abends an einer Straßenecke stehen und einen heruntergelassenen Rollladen anschmachten. Damit konnte doch kein Mann in seinem Alter zufrieden sein.
    «Aus dem Alter für Märchen bin ich schon lange rausgewachsen», sagte Gerda. «Wie wär’s, du erzählst mir, was da tatsächlich zwischen euch abgeht, damit ich begreife, was du an der Kleinen findest? Wenn ihre Eltern schlafen, kommt sie wieder raus, und dann geht’s zur Sache. Hab ich recht?»
    «Nein», antwortete er. «Die heb ich mir für später auf. Mit der hab ich was ganz Spezielles vor. Aber das hat Zeit. Das hat noch sehr viel Zeit. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.»
    «Was denn für Arbeit?», fragte Gerda, und als sie darauf keine Antwort bekam, erkundigte sie sich auch noch: «Wenn du auf das Vergnügen mit ihr noch lange warten willst oder musst, wie wär’s denn mit ein bisschen Spaß für zwischendurch? Du brauchst doch garantiert hin und wieder eine Frau. Oder bin ich dir zu alt?»
    Er schüttelte den Kopf, ob sich das auf seine Bedürfnisse oder ihr Alter bezog, war nicht ersichtlich. Aber da er lächelte … Er lächelte eigentlich immer. Dieses mysteriöse Lächeln, das ihn in Gerdas Augen so attraktiv machte. Und er kannte seine Wirkung, legte wie zufällig einen Arm auf die Couchlehne und damit um ihre Schultern. Dann küsste er sie. Er war gut, wirklich gut, als hätte er Küssen studiert. Vielleicht empfand sie es auch nur so, weil sie schon lange allein war.
    Sie strich mit einer Hand seinen Schenkel hinauf, öffnete den Reißverschluss seiner Hose, fasste hinein. Und der Arm in ihrem Nacken krümmte sich, der Unterarm legte sich um ihre Kehle, drosselte ihre Blutzufuhr zum Gehirn und drückte ihr gleichzeitig die Luft ab. Und dabei küsste er sie weiter, bis sie kaum noch bei Bewusstsein war. Als er sie freigab, schlug er gleich zu. Mit der Faust in ihre Magengrube. Und noch einmal. Und immer wieder, als wolle er die Luft, die noch in ihr war, aus ihr herausprügeln.
    Zu Edmund sagte Gerda Winzen: «Damals hab ich mir gedacht, wenn der wirklich eines Tages mit der Kleinen schläft, schlägt er sie anschließend garantiert tot. Damit sie keinem erzählen kann, wie es war. Er war sehr von sich eingenommen, aber so gut wie impotent, glaube ich. Das wäre zwar heutzutage mit Viagra kein so großes

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