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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition)
Autoren: Petra Hammesfahr
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nicht.»
    Damit kam er auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen und legte die Arme um sie, schaute ihr in die Augen. Mit beiden Händen fuhr er ihren Rücken hinunter, legte sie auf ihre Hüften und zog sie fester an sich, presste sein Becken gegen ihren Bauch. Sie fühlte seine Erregung durch die dick gefütterte Jeans. So wie damals beim Tanzen in der Disco.
    Sein Gesicht kam näher, so nahe, dass sie die Augen schließen musste. Dann küsste er sie. So, wie er sie vor Jahren nur zwei- oder dreimal geküsst hatte. Zuerst war sie noch unsicher, glaubte auch, es nicht ertragen zu können. Da war noch der Geschmack seiner Zigarette. Aber das gab sich, es war auch nicht direkt ekelhaft. Und schließlich war es nur noch gut, fast so wie mit Eddi. Vielleicht war da auch gar kein großer Unterschied zwischen dem einen Mann und dem anderen. Vielleicht war es wirklich nur die eigene Phantasie, die den Unterschied machte.
    Er ließ ihre Hüften los und legte beide Hände um ihr Gesicht, als sie die Arme um seinen Nacken schlang. Mit den Lippen an ihrem Mund murmelte er: «Schmeiß mich raus, Püppi. Sag, ich muss jetzt vernünftig sein und für heute Abend einkaufen.»
    Das Murmeln verstummte, antworten konnte sie ihm nicht. Ihr wurde ganz weich im Innern. Mit Eddi war es auch oft so gewesen. Eine Hand strich an ihrem Hals hinunter, über die Schulter zur Taille, zerrte das Unterhemd aus dem Hosenbund.
    «Zieh das Ding aus, Püppi, komm, zieh es aus. Ich will dich ansehen. Zuerst ansehen, weißt du noch?»
    Sie hielt sich mit beiden Armen an ihm fest, noch ein bisschen weicher jetzt. Er begnügte sich nicht damit, ihr das Hemd hochzuschieben. Seine Hände fuhren über ihre Haut, ganz leicht, nur die Fingerspitzen strichen über ihren Rücken unter den Achseln vorbei zu den Brüsten. Dabei schob er sie zurück, bis sie mit der Hüfte gegen den Arbeitstisch stieß.
    Und plötzlich ließ er sie los, strich sich mit gespreizten Fingern das Haar aus der Stirn und lächelte. Ein ganz neues Lächeln, sie kannte es noch gar nicht. «Wenn du es nicht schaffst, muss ich eben sagen: Jetzt sind wir vernünftig. Den großen Moment heben wir uns für später auf.»
    Damit ging er zur Tür.

    Edmund ging in die Diele und nahm den Anruf entgegen. Für einen winzigen Moment erfasste ihn eine Mischung aus Hoffnung und Widerwillen. Er war darauf gefasst, Patrizias Stimme zu hören.
Es tut mir leid, Eddi.
Oder Ed. Aber es war nicht ihre Stimme.
    Es war Gerda Winzen, längst nicht mehr so sicher wie in der Nacht. Im Gegenteil, sie klang ziemlich kleinlaut, rief aus einer Telefonzelle an. Sie hatte seine Visitenkarte im Briefkasten gefunden, war nun unterwegs, um Einkäufe zu machen, und traute sich nicht einmal, ihr Handy zu benutzen aus Angst, ihr Mann käme dahinter. Der wusste doch nicht, wie das damals gewesen war. Und er musste auch nicht alles erfahren.
    Weil Edmund sich mit dem Telefon nicht von der Stelle rührte, kam Dorothea ebenfalls in die Diele und gab ihm ein Zeichen, dass sie unbedingt mithören und mitreden wollte. Er schaltete den Lautsprecher ein.
    Gerda Winzen hatte Angst, er könne tatsächlich zur Polizei gehen. «Diese verfluchten alten Geschichten», sagte sie. «Das muss man doch nicht alles wieder aufwärmen. Wenn ich Ihnen in der Nacht hätte helfen können, hätte ich’s getan. Ehrenwort. Aber ich hab keine Ahnung, wo Schramm sich herumtreibt, was er vorhat und mit wem er jetzt zusammen ist. Bei mir war er jedenfalls nicht. Warum hätte er auch ausgerechnet zu mir kommen sollen?»
    «Immerhin waren Sie damals mit ihm liiert», sagte Edmund. «Und angeblich hatte er einen Komplizen, den die Polizei ebenso wenig aufspüren konnte wie die Beute. Da liegt der Verdacht nahe, an Sie zu denken.»
    Er wunderte sich selbst, wie ruhig seine Stimme klang, so beherrscht und gefasst, als säße er mit einer Patientin in seinem Sprechzimmer. Dorothea schien sich ebenfalls darüber zu wundern. Der Blick, mit dem sie ihn von der Seite betrachtete, sprach von Unsicherheit. Anscheinend wusste sie nicht, was sie von seiner zur Schau getragenen Ruhe halten sollte.
    Gerda Winzen lachte unfroh. «Liiert?», wiederholte sie, als hätte sie nicht verstanden, worauf Edmund abgezielt hatte. «Wie sich das anhört. Mit Schramm konnte man nicht liiert sein. Damals nicht, und ich glaube kaum, dass der Knast daran was geändert hat. In der Hinsicht brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen. Der wird Ihre Frau nicht besteigen. Wenn er was mit
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