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Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Advent (German Edition)

Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Advent (German Edition)

Titel: Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Advent (German Edition)
Autoren: Elke Bräunling
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Hut verborgen, steigen aus und öffnen den Kofferraum. Dann schleichen sie sich leise in eines dieser hässlichen Häuser. Sie sind über und über beladen mit Tüten, Taschen, Körben, Paketen und Tannenzweigen.
    Pia stutzt. Irgendwie kommen ihr die beiden bekannt vor. Und das Auto! Ist das nicht?
    "Das ist ja Opas Auto!", ruft sie. "Und es sind Oma und Opa, die wie Weihnachtsmänner beladen in dieses Haus gegangen sind."
    Pit fängt an zu stottern. "W-w-was t-t-tun sie hier bloß?" Er geht zum Auto, und plötzlich erkennt er auch die finstere Straße wieder. Es ist die Untergasse. Ausländer wohnen hier und Asylbewerber, Menschen, die Pia und Pit nicht genau kennen und denen es nicht gut zu gehen scheint.
    "Oma und Opa sind ja auch so etwas wie Weihnachtsgeister!", staunt Pia. "Sie bringen Geschenke in dieses Haus. Wie der Weihnachtsmann."
    "Ja, toll!", freut sich Pit. "Und wie das Christkind, der Nikolaus, Väterchen Frost und Babuschka, wie Befana, die heiligen drei Könige und, ja, und wie der Weihnachtsmann. Ist das nicht prima?”
    Die beiden sehen sich an und beschließen, dieses Geheimnis für sich zu behalten. Die Weihnachtszeit ist schließlich voller Geheimnisse.

Friede allen Menschen

    "Friede, Frieden allen Menschen, Friede allen auf der Welt...!"
    Laut tönte das Lied durchs Haus. Peter Meyer übte für das Adventsspiel in der Schule. Auf dem Klavier. Und es klang schauderhaft. Beim zweiten 'Friede' nämlich, dem 'Frieden allen Menschen', stimmten die Töne nicht. Falsch klangen sie und schrill. 'Frie-ie-ieden...!!!'
    Oh! Das tat weh. Eiskalt rieselte es da einem den Rücken hinunter.
    Dieser Frie-ie-iede! Schrecklich!
    Und Peter übte und übte.
    Die Mitbewohner begannen, diesen Frieden zu hassen.
    "Friede, Frieden allen Menschen ..", tönte es von oben.
    "Ausgerechnet Friede", murrte der olle Herr Hüter. "Hier im Haus sind doch alle miteinander verkracht!"
    "Eine Zumutung ist das!”, keifte Frau Nobel. "Das passt zu denen da oben.“
    "Olle Schnalle!”, grinste Bernd. "Sie haben immer etwas zu meckern.“
    Frau Nobels Stimme schwoll an. "Sie! Sie! Gehen Sie erst einmal zu einem ordentlichen Friseur. Und überhaupt: Leute wie Sie, die..."
    Frau Nobel zeterte so laut, dass weitere Hausbewohner neugierig in den Flur kamen. "Was ist denn hier los?"
    "Dieser Mensch hat mich beleidigt”, schrie Frau Nobel.
    "Beleidigt?”, fragte Frau Bock interessiert.
    "Er hat 'olle Schnalle' zu ihr gesagt", erklärte Herr Hüter.
    Einige Nachbarn konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Hat er nicht so unrecht", brummte einer verstohlen.
    Frau Nobel hob den Kopf. "Wer hat das gesagt? Anzeigen werde ich Sie!"
    "Nun machen Sie mal halblang!"
    "Giftspritze!"
    "Gibt es in diesem Haus denn nie Frieden?"
    Die Stimmen überschlugen sich. Und oben übte Peter sein "Friede allen Menschen..." Wie Hohn hallte das Lied durchs Haus.
    “Und das alles wegen des falschen Friedens da oben", grinste Bernd.
    Wegen des falschen Friedens? Jawohl. Das war es doch. Wie auf Kommando wurde es still, und alle lauschten dem Klavierspiel.
    "Jetzt", heulte Frau Hering schon im Voraus. "Jetzt gleich.“
    "Frie...ie..iede...", dröhnte es laut und falsch durch das Treppenhaus, und alle zuckten zusammen. Es klang wirklich sehr falsch.
    "Man sollte sich beschweren!”, sagte einer.
    Und in seltener Eintracht führten die Hausbewohner ein Telefonat mit Frau Kellermann, der Hausbesitzerin, die wenig später am 'Tatort' eintraf. Ha! Nun würden die Meyers ihr blaues Wunder erleben! Frau Kellermann war nämlich so etwas wie ein gefürchteter Geist. Und ihr Mienenspiel war auch jetzt mit dem eines bösen Geistes zu vergleichen, während sie dem Klavierspiel lauschte.
    "Friede, Friede allen Menschen, Friede allen auf der Welt..." spielte Peter. "Frie-ie-iede..."
    Die Hausbewohner erschauerten.
    Frau Kellermann nickte. "Es stimmt", sagte sie mit scharfer Stimme. "Dieser Friede ist falsch!" Ohne ein weiteres Wort läutete sie an der Wohnungstür der Familie Meyer.
    Die Mitbewohner rieben sich die Hände. Jetzt, ja, jetzt würde der falsche Friede ein Ende haben.
    "Der Friede ist falsch", hörten sie da auch schon Frau Kellermanns Stimme knurren. Dann war es für eine Weile still.
    "Friede, Friede allen Menschen..." tönte es jedoch dann wieder durch das Haus. Fehlerfrei. Und wunderschön.
    Wie anders dieses Lied auf einmal klang! So friedvoll!
    Neugierig betraten die Hausbewohner die Wohnung der Meyers. Da saß Frau Kellermann am Klavier und spielte.
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