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Höllensog

Höllensog

Titel: Höllensog
Autoren: Jason Dark
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wirst du uns helfen?«
    »Darauf kannst du dich verlassen, mein Junge. Wir werden in deinen Heimatort reisen, auch wenn er noch so gottverlassen ist. Aber ich denke doch, daß wir nichts überstürzen sollten.«
    Das paßte dem Jungen nicht. »Du… du… willst warten?«
    »Nein, nicht direkt. Ich möchte nur nicht allein reisen.« Er schaute Gregor an. »Du mußt auch mich verstehen, sosehr ich mich bemühe, bei dir das gleiche zu tun. Ich habe genau zugehört und alles behalten, was du mir gesagt hast. Da ist etwas geschehen, das wir beide nicht begreifen. Unerklärliche Dinge, Vorfälle, die in keinen Rahmen passen.«
    Er sprach weiter, als sein junger Besucher nickte. »Und deshalb müssen wir uns gut vorbereiten.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun ja, ich werde nicht allein mit dir reisen. Ich habe einen guten Freund in London, den muß ich anrufen, wobei ich hoffe, daß ich ihn auch erreiche. Er ist so etwas wie ein Geisterjäger, er kennt sich mit gewissen Dingen bestens aus, und er wird, so denke ich mir, auch nicht allein hier erscheinen, wenn ich ihm von dem Fall berichte. Er wird noch jemanden mitbringen, einen Spezialisten, der gleichzeitig sein bester Freund ist. Wir werden dann die Reise zu dritt antreten…«
    »Zu viert.«
    »Wieso?«
    »Du hast mich vergessen.«
    »Entschuldige, aber das wollte ich nicht. Ich zähle dich natürlich dazu.«
    »Dann ist es gut. Dein Freund wohnt in London?«
    »Richtig.«
    »Dann kann er aber nicht so schnell hier sein.« Wladimir winkte ab.
    »Denk daran, daß es Flugzeuge gibt.«
    »Klar. Und wann rufst du ihn an?«
    »Gleich.«
    »In der Nacht?«
    »Du mußt drei Stunden zurückrechnen. Der wird schon nicht sauer sein.«
    »Du bist es ja auch nicht gewesen, als du mich gesehen hast.«
    »Eben. Unter Freunden versteht man sich halt. Das war so, das ist so, das wird hoffentlich immer so bleiben. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wir bekommen das schon in die Reihe. Ich habe einen Vorschlag.«
    »Welchen denn?«
    »Du kannst eine Dusche nehmen und wirst dich dann hier auf die Couch legen und das tun, was am gesündesten für dich ist, mein Junge.«
    »Schlafen?«
    »Genau das!«
    Gregor Smirnow schaute für einen Moment auf die leere Colaflasche.
    »Ja, Wladimir, das werde ich auch tun, und ich finde es toll, daß du mich nicht weggeschickt hast. Finde ich toll.«
    »Das hatte ich deinem Vater versprochen.«
    »Menschen versprechen vieles.«
    »Menschen schon.« Wladimir hob einen Zeigefinger. »Aber die Menschen sind ja nicht alle gleich. Es gibt solche…«
    »Und solche!« vollendete der Junge. »Richtig.«
    Plötzlich fühlte sich Gregor wieder wohl. Er kam sich vor, als würde er auf einer Wolke sitzen und nicht in einem Sessel. Und Hoffnung hatte er auch wieder…
    ***
    Wahrscheinlich war das letzte Bierchen schlecht gewesen, das ich auf der Geburtstagsfeier eines Kollegen getrunken hatte, jedenfalls ging es mir in dieser Nacht nicht besonders gut, und ich war froh gewesen, den Freund und Kollegen Suko an der Seite gehabt zu haben, der mich schließlich in meine Wohnung geschafft hatte, wo ich wie ein Toter ins Bett gefallen war.
    Ich war dann auch sofort eingeschlafen. Ich hatte lange schlafen wollen, aber manchmal hält das Schicksal eben gewisse Fallstricke für einen Menschen bereit, und diesmal war ich an der Reihe.
    Wie so oft hatte das Schicksal in diesem Fall wieder einen Namen, und der hieß Telefon.
    Sein Geräusch bohrte sich in die tiefe Welt meines Schlafes hinein. Es war einfach schlimm, was da auf mich zukam, mich belästigte, mich störte, mir den gesunden Schlaf raubte und es tatsächlich schaffte, mich wach werden zu lassen.
    Das Telefon stand am Bett.
    Das Laken klebte auf meiner Haut, und meine Augen waren erst halb offen, als ich nach dem Hörer griff und er mir beinahe noch aus der Hand gerutscht wäre.
    Ich sagte nicht meinen Namen, sondern murmelte nur ein »Verdammt noch mal…«
    »Aha.«
    Mehr sagte die andere Männerstimme nicht, aber dieses eine Wort verstand ich sofort. »Wer ist aha?«
    »Ich – Wladimir.«
    »Hm.« Mein Kopf war zu einem Bienenhaus geworden. Es gab keine Stelle, die nicht brummte.
    »Bist du überhaupt existent, John?«
    Himmel, wer fragt denn so etwas Schweres. »Nein, das bin ich nicht – oder nur halb.«
    »Das höre ich.«
    Langsam kam ich auf Touren. »Wladimir?« murmelte ich. »Etwa Wladimir Golenkow?«
    »Genau der.«
    »Ach du lieber mein Vater. Mann, du alter Kosake, weißt du eigentlich, wie spät
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