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Höllensog

Höllensog

Titel: Höllensog
Autoren: Jason Dark
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Schmerzen, sondern vor Überraschung. Gregor hatte den Kopf gedreht, um über den See zu schauen, und er sah dort ein glühendes Etwas aus den Wolken und aus dem Himmel fallen. Es war eine Kugel oder ein ähnlicher Gegenstand, der einen langen Schweif hinter sich herzog. Dieser Schweif brannte, er bestand aus Feuer, und dann landete das Ding aus dem Himmel im See.
    Gregor hatte sich schon immer für viele Dinge interessiert, die andere nichts angingen. Er war sehr wißbegierig, so hatte ihm sein Lehrer hin und wieder Bücher aus seinem privaten Besitz überlassen, und diese Bücher hatte Gregor mit großem Interesse gelesen.
    Was da aus dem Himmel gefallen war, konnte nur eines sein – ein Meteor! Der Junge wußte nicht, wie groß er war. Er hatte aber gelesen, daß Meteore fürchterliche Krater schlugen und die Erde zum Erbeben brachten. Wo würde dieser landen? Wie groß war er?
    Er schlug in den See!
    Gregor schaute hin und dachte auch nicht mehr an die Flutwelle, die ihn möglicherweise bedrohte.
    Er war von diesem Naturschauspiel zu sehr fasziniert.
    Die Folgen des Einschlags erwischten ihn.
    Der See spielte verrückt. Er war zu einem Tier geworden. Zu einem unberechenbaren Raubtier, das sich nach allen Seiten hin ausbreitete.
    Gregor bekam große Augen, als er die Mauer sah, die auf ihn zuraste.
    Eine Mauer, die aus Wasser, Schaum, Lehm, Tieren und Pflanzen bestand und den Namen Flutwelle trug.
    Sie wütete heran.
    Und Gregor ruderte.
    Er wußte, daß er ihr nicht entkommen konnte, aber er wollte es trotzdem versuchen.
    Die Angst verlieh ihm gewaltige Kräfte. Mit seinem Paddel bewegte er sich so schnell wie möglich über die Wellen hinweg. Es war ein Rennen gegen die Zeit, ein Tanz auf dem Vulkan. Hinter ihm braute sich eine Hölle zusammen, die mit mörderischer Geschwindigkeit rasch näher kam.
    Sein Gesicht hatte sich verändert. Es lebte nicht mehr. Es war zu einem starren Etwas geworden. Er stierte nur geradeaus, das Ufer war nah, dort mußte er hin, und er merkte, daß etwas in der Nähe seines Bootes geschah.
    Dort vibrierte das Wasser!
    Es zitterte. Wellen kabbelten heran. Sie waren wie kleine, schnelle Tiere, die sich bisher noch auf dem Grund des Sees versteckt gehalten hatten, nun aber ihr Opfer wollten.
    Gregor paddelte um sein Leben.
    Der dichte Gürtel aus Schilf und Strauchwerk war so nah, so herrlich nah und doch so weit entfernt.
    Gregor hörte seinen eigenen Schrei, der dann in einem Geräusch unterging, das für ihn völlig neu war. Er dachte noch daran, daß die Alten recht gehabt hatten, wenn sie von einer Katastrophe sprachen. Jetzt war sie da, und sie brandete gegen ihn.
    Sein primitives Boot wurde in die Höhe gerissen. Gregor konnte sich nicht dagegen wehren, und die gewaltigen Kräfte bekamen ihn ebenfalls in den Griff.
    Er geriet in eine Schräge hinein. Er kam sich noch einmal vor wie auf einem Schiff, das den Kräften des Meeres nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Höher und höher ging die Reise. Er hatte den Eindruck, in den düster und schwefelgelb gewordenen Himmel zu fliegen, und plötzlich hatte Gregor den Punkt erreicht, wo er kippte.
    Es ging nicht mehr hoch. Er fiel zurück. Nirgendwo bekam er eine Stange oder einen Balken zu fassen, der ihm hätte Halt geben können.
    Alles war so schrecklich anders.
    Der sechzehnjährige Gregor wurde zu einem regelrechten Spielball der Wellen. Er kam gegen die Gewalten nicht mehr an, die selbst Baumstämme wie dünne Arme vor sich herschoben. Die Welt um ihn herum hatte sich verändert. Er konnte plötzlich fliegen, das Wasser war für ihn zu einem Sturm und zu einem Stein zugleich geworden, und mächtige Hände hatten ihn gepackt, um ihn weiter und immer weiter vom See wegzuschleudern, hinein in das Land zuerst und dann in die Unendlichkeit des Alls.
    Auch diese Welt ging unter.
    Zumindest für Gregor.
    Irgendwann war der Zeitpunkt erreicht, wo er nichts, aber auch gar nichts mehr sah und nichts mehr mitbekam.
    Der Strudel hatte ihn voll erwischt, mitgerissen wie ein Stück Papier.
    So ist also das Sterben, dachte er noch. Dann waren auch seine Gedanken nicht mehr vorhanden…
    ***
    Gregor kam wieder zu sich, weil er fror. Die kalte Schnauze eines Tieres schien über seinen Körper zu kriechen. Gregor kriegte eine Gänsehaut.
    Er stöhnte leise.
    Zuerst wunderte er sich darüber, woher dieses Stöhnen kam.
    Da ihm keine Lösung einfiel, konzentrierte er sich auf die Kälte, wobei er sich darüber wunderte, daß es im Sommer so kalt
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