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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
Autoren: Matthias P. Gibert
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fast zu ihm aufgeschlossen
hatte, musste nun wegen eines Kindes, das auf die Straße trat, stark abbremsen,
weswegen sein eigener Vorsprung sich wieder deutlich vergrößerte.
    Er hatte
gezittert, als er in seinen Wagen gesprungen war. Zum ersten Mal seit ewig langer
Zeit hatten seine Hände wieder gezittert. Es war ihm nicht schwergefallen, diese
Nutte totzuschlagen oder diese beiden Homosexuellen. Es hatte ihm, im Gegenteil,
sogar eine gewisse Genugtuung bereitet, denen die Schwänze abzuschneiden, obwohl
sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht tot waren. Wie sie gezuckt hatten dabei!
Nach seiner Überzeugung konnte man das gern mit allen Schwulen dieser Welt so machen.
Schwulsein bedeutete, in Todsünde zu leben; es bedeutete, sich gegen die Natur zu
stellen. Früher hatte er noch propagiert, dass es eine Krankheit wäre, die heilbar
sei, doch davon war er schon vor ein paar Jahren abgekommen. Seitdem wurde ihm nur
noch übel bei dem Gedanken, dass ein Mann einen anderen Mann küsste. Oder am Ende
das mit ihm machte, was dieser Stricher mit Oliver Heppner gemacht hatte …
    Zimmermann
wollte nicht mehr daran denken. Er wollte dieses Bild nicht mehr in seinem Kopf
haben, wie der eine Mann mit seinem Mund im Schoß des anderen versunken war. Ekelhaft
war das!
    Als er die
beiden umgebracht hatte, war er kalt und völlig abgebrüht an die Sache herangegangen.
So kalt, dass es ihn selbst überraschte. Nun aber zitterten seine Hände so sehr,
dass er kaum das Lenkrad festhalten konnte. Und das Zittern hatte mittlerweile auch
die Beine und die Füße erreicht. Mit pochendem Herzen warf er erneut einen kurzen
Blick in den Rückspiegel, konnte jedoch nichts davon erkennen, was sich hinter seinem
Wagen abspielte.
    Vermutlich
bin ich so aufgeregt, weil sich der weitere Fortgang meines Lebens entscheidet?
Vielleicht beruft mich der Herr bald zu sich, wer weiß das schon?
    Sein Kopf
bewegte sich ein paar Grad nach links, und für einen Augenblick kreuzte sein Blick
den seines Sohnes, der auf der anderen Straßenseite neben seinem Fahrrad stand und
völlig entgeistert den Weg des BMWs verfolgte.
    Ich habe
dir keine Schande gemacht, Gabriel. Denn ich habe im Namen des Herrn gehandelt.
Er hat meine Taten autorisiert.
    Gern hätte
der Pastor der ›Bibeltreuen Gemeinschaft Kassel‹ seinem Sohn seine Beweggründe näher
erklärt, doch dazu kam es nicht mehr, weil in diesem Moment direkt vor ihm ein Betonmischer
auftauchte.
    Um diese
Uhrzeit braucht doch kein Mensch mehr Beton , schoss es Zimmermann durch
den Kopf, als er den Fuß vom Gas nahm und stattdessen auf das Bremspedal presste.
Unter den Kotflügeln des Kombis drang sofort blauer Qualm hervor, und im selben
Moment realisierte Zimmermann, dass der Zusammenstoß mit dem schweren Fahrzeug nicht
mehr zu verhindern sein würde.
    Das also
ist Gottes Plan mit mir? Dass ich unter einem Betonmischer zerschelle?
    Er schluckte.
    Das kann
unmöglich sein! Nein, das will ich nicht !
    Wille hin,
Wunsch her, genau zwei Zehntelsekunden später krachte der BMW direkt zwischen die
Achsen des Betonmischers, der durch den Aufprall etwa zwei Meter zur Seite versetzt
wurde und dessen fast voller Tank wie eine reife Melone zerplatzte. Das Hinterteil
des Kombis schoss etwa einen Meter in die Höhe, die zwischen den Rädern eingeklemmte
Kühlerhaube wurde jedoch von dem noch immer rollenden Lastwagen zur Seite geworfen,
was der Szenerie für ein paar Augenblicke eine fast künstlerische Anmutung verlieh.
Dann aber wurde die gesamte Karosse in sich verdreht und das Heck zurück auf den
Boden geschleudert, wo auch der Benzintank des PKWs zerschellte und seinen Inhalt
großzügig über die Altmarktkreuzung verteilte. Den Rest übernahmen die Funken, die
vom auf dem Straßenbelag schlitternden Metall des Chassis verursacht wurden. Zunächst
erklang ein kurzes, leises ›Fupp‹, das von einem hässlichen Zischen abgelöst wurde,
dem wiederum der eigentliche Zündvorgang folgte. Ein paar Hundertstelsekunden später
verschwand die komplette Unfallstelle in einem gewaltigen Feuerball.
    Konrad Zimmermann
war zu diesem Zeitpunkt noch bei Bewusstsein. Er konnte alles um sich herum wahrnehmen,
roch das Diesel, das Benzin, hörte jedes Geräusch, sah über sich den dunkelblauen
Himmel, weil das Dach seines Wagens etwa 40 Zentimeter nach hinten verschoben war.
Das Feuer roch er, bevor er es sehen und spüren konnte, doch als die Hitze zu ihm
vorgedrungen war, ergriff das nackte, blanke Entsetzen Besitz von
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