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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
Autoren: Matthias P. Gibert
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hielt. Der Oberkommissar fuhr langsam an ihm vorbei, kreuzte den kompletten Hof
und parkte direkt vor dem dunkelroten Gebäude mit dem kleinen Messingschild an der
Front, das darauf hinwies, wer sich in dem Haus traf, und unter dem ein älteres
Herrenfahrrad an der Wand lehnte.
    »Sieht aus
der Nähe genauso wenig feudal aus wie aus der Entfernung«, stellte Lenz fest, löste
seinen Sicherheitsgurt, griff nach den Krücken und quälte sich ins Freie.
    »Da drin
ist jemand am Putzen«, stellte Hain fest, der ebenfalls ausgestiegen war und über
das Autodach in ein Fenster des Hauses sah.
    »Hoffentlich
ist es nicht die Perle vom Reinigungsdienst.«
    »Nö«, schüttelte
sein Kollege den Kopf. »Sieht eher aus wie ein pubertierender Jüngling.«
    Damit hatte
der Oberkommissar den Nagel auf den Kopf getroffen. Auf sein Klingeln hin öffnete
nämlich ein höchstens 16-jähriger, blonder, gut aussehender Junge die schwere Holztür.
    »Guten Tag«,
begrüßte er die Polizisten höflich. »Wenn Sie jemanden von der Gemeinde sprechen
wollen, kann ich Ihnen leider überhaupt nicht helfen«, fügte er entschuldigend hinzu.
    »Es ist
nämlich außer mir niemand hier.«
    »Das ist
aber schade«, gab Hain zurück. »Wo sind die denn alle?«
    Der Junge
sah ihn an, als hätte er nach dem Weg zum Mond gefragt.
    »Wie, wo
die alle sind? Zu Hause, nehme ich an. Heute ist kein Gottesdienst, also ist auch
niemand hier.«
    Sein Blick
wanderte zwischen den Männern hin und her.
    »Darf ich
fragen, warum Sie das interessiert? Sind Sie von der Presse?«
    »Nein«,
winkte Hain ab und hielt ihm seinen Dienstausweis unter die Nase. »Wir sind von
der Polizei.«
    Der Junge
schluckte.
    »Polizei?
Warum …?«
    »Das ist
eine lange Geschichte, die wir gern mit jemandem besprechen würden, der sich gut
in und mit der Gemeinde auskennt. Gehörst du auch dazu?«
    »Ja«, antwortete
der Angesprochene kurz. Offenbar war ihm der Auftritt der Beamten nicht ganz geheuer.
    »Gibt es
so etwas wie einen Vorstand, an den man sich in dringenden Fällen wenden könnte?«
    »In dringenden
Fällen …, ja, natürlich. Das ist mein Vater. Er ist der Pastor der Gemeinde.«
    »Und wie
heißt dein Vater?«
    »Konrad
Zimmermann.«
    »Und mit
ihm können wir sprechen, wenn wir eine Frage haben …?«
    »Mein Name
ist Gabriel.«
    »Gut, Gabriel.
Meinst du, wir könnten deinen Vater mit ein paar Fragen belästigen?«
    »Ich weiß
ja nicht, ob er der Polizei helfen kann, aber anrufen können Sie ihn schon. Soll
ich Ihnen unsere Nummer geben?«
    »Ja, das
wäre nett.«
    Der junge
Mann ratterte eine Kasseler Telefonnummer herunter, die Hain in sein Notizbuch übernahm.
    »Kennst
du den Bernd Ahrens?«, wollte Lenz nun wissen.
    »Ja, klar.
Warum?«
    »Wann hast
du ihn zuletzt gesehen?«
    Ein kurzes
Nachdenken.
    »Pah, keine
Ahnung. Das muss Wochen her sein. Er kommt in der letzten Zeit eher unregelmäßig,
weil er … Es geht ihm nicht so gut.«
    »Wegen des
Unfalls?«
    »Ja, klar.
Woher wissen Sie davon?«
    »Wir sind
von der Polizei«, bedachte Hain ihn mit einem konspirativen Blick der Marke ›Du
weißt schon Bescheid‹. »Es gehört zu unseren Aufgaben, gut informiert zu sein.«
    »Ja, vermutlich.«
    Der Blick
des Jungen tanzte wieder von einem Polizisten zum anderen.
    »Wenn dann
nichts mehr wäre, würde ich gern drin weitermachen. Ich bin schon sehr spät dran.«
    Lenz reckte
sich hoch und sah in den großen Raum hinter der Tür.
    »Und du
besserst mit ein bisschen Hausmeistern dein Taschengeld auf?«
    »Schön wär’s«,
verzog der Junge das Gesicht. »Ist eher so was wie ein Frondienst.«
    »Das ist
aber ein großes Wort für das, was du machst, findest du nicht?«
    »Nein, überhaupt
nicht. Aber Sie können es auch Buße nennen, wenn Ihnen das besser gefällt. Im Endeffekt
bleibt es das Gleiche, nämlich, dass ich, mit einem Lappen und einem Eimer bewaffnet,
Reue zeigen soll.«
    »Reue?«,
wiederholte Hain. »Hast du Scheiß gebaut?«
    »Wie man
es nimmt. Ich würde es nicht so sehen, mein Vater dafür schon.«
    »Also ist
dein Service hier eine Strafarbeit?«
    »Jepp.«
    »Und? Hast
du was Schlimmes angestellt?«
    »Nein, wie
ich schon gesagt habe. Es kommt halt immer auf den Blickwinkel an.«
    Er zog die
Schultern hoch.
    »Wenn es
was Schlimmes sein soll, mit seiner Freundin zu knutschen, dann verstehe ich die
Welt nicht mehr.«
    »Du hast
mit deiner Freundin geknutscht und musst deswegen hier den Schrubber
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