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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen
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Tier war ihr überaus vertraut, obwohl sie es sicher noch nie zuvor gesehen hatte. Plötzlich fiel es ihr ein: Man hatte ihr davon erzählt! »Bist du nicht die Schlange Souffl?« erkundigte sie sich freundlich. »Hast du früher nicht den Graben der Prinzessin Rose von Roogna bewacht?«
    Das Ungeheuer nickte stumm. Offenbar war hier einiges anders geworden, nicht nur ihr eigenes Leben. Souffl hatte die freigewordene Stelle eingenommen, als Ryver nicht länger Grabenwächter sein konnte. Dieser Wechsel war deshalb notwendig geworden, weil die Veränderung ihres eigenen Lebens auch Auswirkungen auf das von Ryver haben mußte. Welche Wellen mochte dieser Eingriff noch in den Ablauf der Geschichte geschlagen haben?
    MähreAnne kam ihnen am Schloßtor entgegen. Sie umarmte Lacuna. »Ich weiß, dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen«, flüsterte sie ihr zu. Wenigstens einer außer ihr, der wußte, was geschehen war, und der ihre wahre Vergangenheit kannte. Möglicherweise lag das daran, daß sie zusammen eine Zeit in der Hölle verbracht hatten, fernab vom normalen Leben in Xanth.
    »Welchen Wunsch meinst du?« wollte Vernon wissen.
    »Den gleichen Wunsch, den auch ich hatte«, antwortete MähreAnne an ihrer Stelle, »ganz einfach, zu ihrer geliebten Familie zurückzukehren.«
    »Sie hätte ihre Familie doch gar nicht erst verlassen müssen.«
    »Ach, weißt du«, sagte MähreAnne und lächelte bedeutungsvoll, »wir Frauen haben auch unsere kleinen Geheimnisse. Das ergibt sich von ganz allein, wenn wir unsere Unschuld verlieren.«
    Vernon schüttelte verständnislos den Kopf. Lacuna beschloß, es besser darauf beruhen zu lassen.
    Sie brachten den Teppich und den Schlüssel ihrem rechtmäßigen Besitzer zurück. Der Gute Magier Humfrey war so vertieft in sein geliebtes Buch der Antworten, daß er kaum Notiz von ihnen nahm. »Dieses verflixte Elfenkind«, polterte er gedankenverloren vor sich hin. »Jetzt will sie doch tatsächlich in die Welt der zwei Monde zurückkehren. Das ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt!«
    »Was heißt, zum ungünstigsten Zeitpunkt?« Lacuna war neugierig, obwohl sie das Ganze sicherlich überhaupt nichts anging.
    »Der Tag der Portraits«, brummte er weiter in sich hinein. »Alle meine Frauen nehmen daran teil. Zu diesem Ereignis bekommen sie eine Sondergenehmigung, die Hölle zu verlassen, denn der alte Dämon X(A/N) th fühlt sich erst richtig wohl, wenn es drunter und drüber geht. Von mir werde ich wohl auch ein Portrait machen lassen müssen… obwohl es nur noch eines gibt, was ich mehr hasse als das Geschnatter von Frauen, nämlich stundenlang reglos für ein Gemälde zu posieren.«
    »Wenn Jenny eintrifft, hast du ja vielleicht einen Grund, dich dem ganzen Trubel zu entziehen«, versuchte Lacuna ihn zu besänftigen. »Dann wirst du mit ihrer Frage vollauf beschäftigt sein.«
    Humfreys Gesicht hellte sich bei dieser Aussicht merklich auf. »Ja, vielleicht. Das wäre immerhin eine Möglichkeit.« Jetzt erst merkte er, daß sich außer ihm noch jemand im Zimmer befand. Neben seinem dicken Wälzer lag der Schlüssel. »Oh, du bist schon zurück?«
    »Ja, ich bin wieder da. Vielen Dank auch für alles. Deine Antwort hat funktioniert. Aber…«
    »Natürlich hat sie funktioniert«, gab er leicht mürrisch zurück. »Was denn sonst?«
    Lacuna versuchte noch einen zweiten Anlauf: »Aber was ich noch gern wissen möchte…«
    »Du hast also noch eine zweite Frage?« erkundigte sich Humfrey.
    Noch ein weiteres Dienstjahr bei Humfrey? Nein, das wollte sie auf keinen Fall, und deshalb sagte sie lieber schnell: »Nein, das hat sich erledigt. Vielen Dank jedenfalls für den Schlüssel und den fliegenden Teppich.«
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ich kann es nicht ausstehen, wenn langweilige Trantüten plötzlich so nett werden«, polterte er gutmütig. »Also gut, ich mache mal eine Ausnahme: Es kommt vor, daß Leute von bestimmten Ereignissen nicht direkt betroffen sind, vor allem dann, wenn sie selbst im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Es sind gewissermaßen jene, die den Stein ins Rollen gebracht haben. Mit der Zeit wirst du schon die Lücken deiner bisherigen Lebensgeschichte füllen. Andere werden dir davon berichten, und ganz allmählich wirst du ihre Erfahrungen als deine eigenen Erinnerungen akzeptieren. Dein Leben ist jetzt genauso, wie du es dir gewünscht und gerade kennengelernt hast.«
    »Ich danke dir, Magier«, entgegnete sie glücklich. Jetzt wußte sie, warum sich
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