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Hölle ohne Hintertür

Hölle ohne Hintertür

Titel: Hölle ohne Hintertür
Autoren: Stefan Wolf
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Kabine
links. Die Tür war angelehnt. Die Kabine daneben war verriegelt. Aha! Natürlich
saß dort der Geldholer, hatte sicherlich bis eben die andere Kabine blockiert
und war jetzt — nach Info übers Handy — rasch umgezogen.

    Tim holte das Case aus dem
Rucksack und stellte es auf den geschlossenen Klodeckel.
    Im Weggehen pochte er an die
verriegelte Tür. »Kannst die Knete jetzt holen, Amigo.«
    Tim bückte sich. Die
Bodenfreiheit der Tür gestattete den Blick auf die Füße. Trug der Kerl Overall?
Nein, umgestülpte Jeans-Hosenbeine berührten Halbschuhe aus derbem Wildleder.
Die Sohlen sahen aus wie Speckschwarten vom Rhinozeros.
    Tim marschierte hinaus und
verließ den Bahnhof.

16. Tims
Plan
     
    Trotz des Überfalls war Tim
beinahe pünktlich. Neun Minuten vor 16 Uhr klingelte er an der Glockner’sehen
Wohnung. Gaby ließ ihn ein. Sie wurde mit Umarmung und Bussi begrüßt. Oskar
fegte heran und sprang an Tim hoch. Karl und Klößchen waren schon da und
warteten in Gabys Zimmer, wo sie auf dem Teppich hockten.
    »Mami ist im Geschäft«,
erklärte Tims Freundin. Kommissar Glockner war natürlich im Präsidium.
    Tim beugte sich Gaby zu. »Ist
was vorgefallen? Ich sehe es dir an.«
    »Die beiden Geldeintreiber
haben mich abgefangen«, nickte sie. »In der Männertreu-Gasse. Das war so
ekelhaft eng mit denen. Ich habe hinterher geduscht.«
    Sie berichtete. Auch Karl und
Klößchen wussten noch nichts.
    Tim schloss die Kiefer wie
Fangeisen. Durch die Zähne sagte er dann: »Wie die dich behelligen, Pfote, das
schraubt sich jetzt in einer Weise hoch, bei der ich nicht zugucken kann. Wenn
dir jemand Angst macht, mache ich ihn krankenhausreif. Hiermit«, er holte den
Totschläger aus dem City-Rucksack, wobei er den Bleiknüppel mit den
Fingerspitzen hielt, »sollte ich Kloppe kriegen. Wie ich euch gleich erzählen
werde.«
    Karl und Klößchen begutachteten
das Instrument, ohne es zu berühren.
    »Wer damit eins auf den Schädel
kriegt«, sagte Karl, »braucht nie wieder ‘ne Mütze. Diese Totschläger sind
gesetzlich verboten. Bei Besitz Geldstrafe, bei Gebrauch Knast — von beliebiger
Dauer, je nach Zustand des Opfers.«
    Gaby rutschte neben Tim und
berührte seinen Arm. »Hier ist die Haut aufgeschürft. Vorhin hattest du das
noch nicht.«
    Ihre Besorgnis tat wohl, und
Tim steigerte den Anlass noch etwas, indem er das T-Shirt aus der Hose zog und
die Prellung an den Rippen zeigte, die sich jetzt bläulich verfärbt hatte.
    »Mich haben sie überfallen, zu
zweit und maskiert. Gründe kommen da wohl mehrere zusammen.« Er erzählte
ausführlich.
    »Am meisten stört mich«, sagte
er dann, »dass die Sache jetzt eigentlich abgeschlossen ist. Martin hat sich
über den Tisch ziehen lassen, hat die Regeln nicht beachtet und die Rechnung
serviert gekriegt. Weil er ein Schisser ist, akzeptiert er das. Nichts würde
ihn dazu bringen, dass er vor Gericht aussagt, er sei misshandelt worden. Gaby
und ich sind nur Zeugen aus zweiter Hand. Das hat nicht viel Gewicht. Das
heißt, wir könnten die Kiste jetzt zunageln.«
    »Bitte«, sagte Gaby, »bring
dich nicht in Gefahr! Es ist ohnehin schon verquer gelaufen.«
    Tim nickte. Einer Eingebung
folgend, zog er zwei Papiertaschentücher aus der Hosentasche und wickelte den
Totschläger vorsichtig darin ein.
    »Aha!«, sagte Karl.
»Fingerabdrücke.«
    »Von denen wimmelt es auf dem
Leder. Meine sind nicht dabei. Ich habe ihn respektvoll berührt, als wäre es
eine schlafende Giftschlange. Dieser Nussknacker gehört Morolato oder
Vorderstein. Jetzt fragt sich, ob deren Prints (Fingerabdrücke) bereits
registriert sind. Verhört wurden die Typen ja schon.«
    Gaby schüttelte den Kopf. »Es
hat aber zu keiner Anklage gereicht. Also auch nicht zu einer Verurteilung.
Damit gelten sie als unbescholten und die Fingerabdrücke sind nicht in der Ganovenkartei.«
    »Dann müssen wir sie uns
besorgen«, sagte Tim.
    »Willst du mit ‘nem
Stempelkissen bei ihnen antanzen und sie darum bitten«, griente Klößchen.
    »Stell dir vor, sie trinken in
‘ner Kneipe ein Bier und wir klauen die Gläser.«
    »Was bringt das?«, fragte Karl.
    »Wir liefern Totschläger und
Gläser im Präsidium ab, wo unser Freund Wespe«, gemeint war Kommissar Glockners
junger Assistent Inspektor Bienert, »die Prints vergleichen wird. Bei
Übereinstimmung kann Festnahme erfolgen. Und offizielle Abnahme der
Fingerabdrücke. Dazu dann meine Aussage vom Überfall. Wobei ich ja nicht
unbedingt sagen muss, was ich
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