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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Autoren: Harald Evers
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Hals
und drückte so fest zu, sodass er ächzte. »Zwei Stunden, so lange? Dann müssen wir viel üben. Ich fürchte, ich bin auf den Geschmack gekommen.«
Ullrik seufzte entspannt und ließ sich zurücksinken. Laura legte
sich auf ihn und schnurrte wie ein Kätzchen. »Wir könnten heute
Nacht hier bleiben und es noch ein paarmal probieren.
Unter dem Licht von Okayar.« Sie blickte in die Höhe. »Was
meinst du, ob ich in seinem Schein auch so schön aussehe wie
Azrani? Das schönste Mädchen unter all den Sternen?«
Er lachte auf. »Du hast alles mitbekommen, was wir damals geredet haben, was? Unterschätze mich nicht. Ich bin ein verkannter Poet. Mir fällt sicher etwas ein, um dich noch schöner zu machen.« Er hob den Kopf und küsste ihre Stirn.
*
Drei Tage lang hatte es fast ununterbrochen geregnet. Die
    Stimmung in der Pilgrim lag inzwischen nahe dem Nullpunkt.
»Es ist wegen des Schwarzen Nichts, das plötzlich fort ist«,
meinte Laura und blickte unter dem Regendach hervor in Richtung eines etwas helleren Streifens, der sich am westlichen Horizont zeigte. »Es muss ja irgendwo auf Jonissar Ozeane geben,
und da scheint jetzt die heiße Sonne drauf, das Wasser verdunstet, es bilden sich Wolken, unter den Wolken wird es kühler, es
entstehen Luftdruckunterschiede, dadurch kommt Wind auf…«
Ullrik sah sie stirnrunzelnd an.
»Aber ja!«, rief sie. »Kennt ihr das etwa nicht? Den Kreislauf
des Wassers? Die Entstehung des Wetters? Die Wissenschaft der
Meteorologie?« Sie lächelte Ullrik glücklich an und drückte sich an
ihn. »Jetzt weiß ich, was ich bei euch werde. Hellseherin – fürs
Wetter. Das ist doch auch so etwas wie Magie, oder nicht? Ich
lache mir einen Drachen an und geh mit ihm auf die Reise. Ich
messe die Temperatur und den Luftdruck am Boden und in der
Luft, die Windrichtung und Geschwindigkeit, dazu brauche ich nur
ein paar kleine Geräte von hier mitzunehmen…«
»Das wird nicht klappen«, seufzte Marina. »Du kannst nichts
mitnehmen. Nicht mal deine Kleider.«
»Oh«, machte Laura verlegen. Ullrik grinste.
Azrani beugte sich zu ihr und schloss sie in die Arme. »Ich freue
mich so, dass du mitkommst. Und mach dir keine Sorgen. Dort,
wo wir ankommen, liegen noch unsere Sachen. Wir finden bestimmt was für dich. Vielleicht sogar etwas, mit dem man messen
kann, wie warm es ist. Damit du Hellseherin werden kannst.«
»Meine sind hoffentlich auch noch da«, meinte Ullrik. »Ich habe
eine Kutte, weißt du? So eine Art Mönchsrobe. Und einen Totenschädel an einer Kette, zum Umhängen. Damit übe ich Macht
über alle Frauen in meiner Umgebung aus, so wie Mandalor…«
Mit einem Aufschrei fiel Marina über ihn her, und sie balgten
sich ausgelassen; Laura und Azrani sahen ihnen lächelnd zu. Marina hatte die drei Tage Regenwetter, die gerade zu enden schienen, für eine Schlafschulung genutzt und beherrschte nun ebenfalls die Sprache der Menschen von Jonissar. Sie konnte sich mit
Laura und allen anderen hier unterhalten – was sie endlich aus
ihrem Abseits erlöste; vielleicht, so hatte sie gemeint, würde ihr
das Beherrschen dieser Sprache später noch einmal nutzen. Nun
hofften sie, dass endlich das Wetter wieder umschlug und sie zur
Mauer der Abon’Dhal und dem Turm der Baumeister zurückkehren konnten. Dann würden sie ihre Heimreise zur Höhlenwelt antreten. Azrani und Marina hatten sich noch vor ihrer Rückkehr zur
Pilgritn davon überzeugt, dass dies möglich war. Was hingegen
das Tal von Okaryn anging, war ein großer Umbruch im Gange.
Die Pilgritn war zum Domizil für viele Paare geworden, da das
Männerdorf nicht genügend Platz für die vierhunderteinundvierzig
neuen Bewohnerinnen bot. Selbst die letzten, hartnäckigen Zweifler unter den Relie-Männern hatten ihren Irrglauben an die Allgütige Himmlische Engelsschar aufgegeben und sich dem Frauensegen hingegeben, der über das Dorf gekommen war. Dafür entstanden neuerdings Konflikte und Kummer aus der Ecke der Eifersucht, Eitelkeit, des Liebesleids und dergleichen – was die
Technos und die drei Besucher aus der Höhlenwelt aber nur mit
einem wissenden Kopfschütteln und tiefen Seufzern kommentier
ten. Die Relies würden lernen müssen, damit umzugehen.
Doch die meisten Veränderungen waren positiver Natur. Erste
Farben, Blumen und lächelnde Gesichter hielten im Dorf Einkehr,
trotz des unablässigen Regens hörte man klopfende Hämmer und
kratzende Sägen, die davon zeugten, dass man begonnen hatte,
den Wohnraum zu erweitern.
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