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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
Autoren: Harald Evers
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Weise, dass Victor manchmal regelrechte Verehrung für sie empfand. Darüber hinaus war sie auch noch bildschön. Dennoch, er war ihr noch immer nicht näher gekommen. Manchmal glaubte er, sie zu lieben, ohne sie jemals berühren zu können. Auf der Suche nach den Gründen für sein Verhalten war er nur auf Skrupel gestoßen. Er glaubte, sich wie ein Verräter an Leandra zu fühlen, sollte er sich Alina jemals zuwenden. Hellami hatte ihm gesagt, dass das >großer Quatsch< sei, und Roya natürlich auch. Sogar Jacko, der voller Melancholie war, und der in heißer Liebe entbrannte Marko. Alle schienen Leandras Entscheidung zu verstehen, und Alina gab sich überdies noch so geduldig und rücksichtsvoll, dass er sich langsam wie ein Würfel unter lauter Kugeln vorkam, der auf einer weiten Ebene kantig und nutzlos herumlag, während alle anderen um ihn herum munter in Bewegung waren. Was war es nur, das ihn so furchtbar starr machte? Er schüttelte die Gedanken ab. Im Moment war etwas anderes wichtig. Er machte ein paar Schritte von der Felswand fort damit er sich umdrehen und den Felshang hinaufblicken konnte. Vielleicht war Yo schon wieder zu sehen.
    Er musste nicht lange warten. Allerdings sah er sie erst, und das empfand er als sehr beruhigend, als sie beinahe wieder bei ihm war.
    »Da sind tatsächlich Drakken!«, berichtete sie aufgeregt. »In einer tiefen Grube mitten in der Festung.«
    »Wirklich? Wie viele?«
    »Schwer zu sagen. Mindestens so viele wie wir.«
    Victor verzog das Gesicht und warf Jacko einen zweifelnden Blick zu.
    »Ich denke, wir sollten trotzdem hinauf«, meinte Yo. »Ich glaube, sie machen da irgendwas. Ich habe einen Drakken gesehen, der mit einer dieser sechseckigen Schwebekisten unterwegs war.«
    Ein Schauer glitt Victors Rücken hinab. Wenn wirklich zutraf, was Yo da berichtete, hatten sie vielleicht zum ersten Mal die Chance herauszufinden, was die Drakken planten. Ansonsten wäre es ziemlich dumm von ihnen gewesen, sich auf dem Festland herumzutreiben, wo sie jederzeit von den Drachen entdeckt und angegriffen werden konnten. Nur auf dem Meer waren sie einigermaßen sicher, denn die Drachen flogen niemals weit hinaus.
    »Sie müssen irgendeinen wichtigen Grund haben, sich hier aufzuhalten«, meinte Jacko. »Wir sollten versuchen, den herauszufinden.«
    Victor war unschlüssig. »Ich weiß nicht recht…«
    Yo wirkte ungeduldig. »Ich hab einen Weg gefunden, wie wir unbemerkt von Norden her in diese Grube gelangen können.«
    Victor seufzte. Er konnte das soeben erwachte Jagdfieber in den Augen der beiden förmlich sehen.
    »Also gut. Aber keine Wagnisse! Zuerst sehen wir nach, wie viele es sind. Erst wenn wir sicher sind, dass wir sie schlagen können, wird angegriffen, verstanden?«
    Yo grinste wölfisch, setzte sich in Bewegung und winkte die anderen hinter sich her.
    ***
    »Wehe, wir sind hier nicht richtig!«, klagte Munuel und stemmte sich einen weiteren Schritt den felsigen Hang hinauf. Seit er sein Augenlicht verloren hatte und sich nur noch mithilfe des Trivocums orientieren konnte, fühlte er sich wie ein alter Mann.
    Du bist ein alter Mann!, sagte eine Stimme aus seinem Inneren.
    Ja, aber nicht so alt!, antwortete er ihr. Jockum ist fast zwanzig Jahre älter als ich, aber ich halte kaum noch Schritt mit ihm.
    »Komm, Munuel! Gleich hast du’s geschafft!«
    Seufzend stieg er weiter, schwer auf seinen Wanderstab gestützt, den Blick des Inneren Auges vor sich auf den Boden gerichtet, wo sich Steine und Felsen als graue Schemen abzeichneten. Seine nächste Umgebung konnte er gerade noch erkennen; alles, was mehr als ein Dutzend Schritte entfernt lag, verschmolz mit dem rötlichen Schleier des Trivocums. Als sich Jockums Gestalt aus dem Rot schälte, atmete Munuel auf.
    »Schade, dass du es nicht sehen kannst, alter Freund«, sagte Jockum, als er Munuel über die letzte Felsstufe zu sich hinauf half, »aber die Aussicht ist wundervoll!«
    Ein dumpfes Rauschen ertönte mit einem Mal in der Luft. Es schien aus der Tiefe zu ihnen heraufzudringen.
    »Ist das… Wasser?«, fragte Munuel. »Sind wir etwa schon da?«
    Er hörte ein wohlgelauntes Lachen von Jockum. »Ja, in der Tat!
    Vor uns geht es gute zweihundert Ellen in die Tiefe. Und da unten rauscht der Semphir über einen tosenden Wasserfall in ein noch tiefer gelegenes Becken. Ich wusste gar nicht, dass wir ein solches Naturschauspiel in Südakrania haben, kaum hundert Meilen von Savalgor entfernt.«
    »Na ja«, seufzte Munuel, »das
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