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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
Autoren: Harald Evers
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wie ein Zeichen. Leute wie er, frisch verliebt und auf den Wolken des Glücks schwebend, schonten sich gern… Nein, dachte Victor, eine solche Unterstellung wäre ungerecht. Marko war zwei Wochen lang tapfer mit ihnen gezogen und hatte oft genug einiges riskiert. Aber es stimmte schon: Er war stets auf der Seite der Vorsicht geblieben, hatte nie zu viel gewagt. Es gab jemanden, den er unbedingt wieder sehen wollte.
    „Victor musterte noch einmal den großen, grauen Klotz von Festung draußen auf der Landzunge, dann sah er sich nach Herphram um. Es war wichtig, bei einem möglichen Zusammenstoß einen erfahrenen Magier in der Nähe zu haben. Zwar führten sie ihre Salzwasserspritzen mit sich – die Geheimwaffe gegen die Drakken –, aber die Dinger waren unhandlich, und um sie einsetzen zu können, musste man sehr nahe an einen Drakken herankommen. Genau das wollte er jedoch lieber vermeiden: Drakken waren im Nahkampf nicht ungefährlich. »Gehen wir!«, sagte Jacko und erhob sich. Er eilte los, während Victor und die anderen sieben im geduckten Gänsemarsch folgten. Zwischen Felsen und Latschenkiefern hindurch führte sie der Weg ein Stück landeinwärts, dann bog Jacko nach Norden ab, wo ihnen eine Kolonie regennasser Ginsterbüsche eine gute Deckung bot, bis sie den Scheitelpunkt der Bucht erreicht hatten. Der Regen war stärker geworden, und so konnten sie die Festung kaum mehr erkennen.
    Aber das galt in gleicher Weise für die Drakken, die von der Festung aus vergebens Ausschau nach ihnen halten mochten.
    Victor übernahm jetzt die Führung und fand einen gangbaren Weg über die Felsküste hinab zu dem schmalen Streifen Strand.
    Dort angekommen, wandte er sich nach Norden und eilte im Schutz der ansteigenden Felsen, die den schmalen Strand begrenzten, in Richtung der Landzunge. Die anderen folgten ihm. Es wurde ein anstrengender Marsch, denn die Landzunge reichte bis weit ins Meer hinaus. Während sie sich der Festung näherten, wuchs diese vor ihren Blicken ins Riesenhafte. Die trutzigen, beinahe schwarzen Mauern strebten schräg in die Höhe; dahinter erhoben sich die breiten und massigen Türme, die allesamt noch zu stehen schienen. Das Wort Ruine wollte nicht recht zu Thoo passen. Sah man einmal von den wenigen eingestürzten Mauern und verfallenen Zinnen ab, wirkte die Festung noch ziemlich intakt. Victor wunderte sich nicht weiter darüber, denn sie war von gigantischen Ausmaßen, und ihre dicken Mauern wirkten, als wären sie für die Ewigkeit gebaut. Als sie sich etwa zwanzig Minuten später unterhalb der großen Klippe versammelten, auf der die Festung aufragte, lag nur noch ein kleiner Aufstieg über die Felsen vor ihnen. »Yo!«, rief Victor leise und winkte die junge Diebin zu sich heran. »Nun bist du dran!« Yo kam geduckt zu ihnen. Sie trug inzwischen ihre dunklen Haare etwas länger, was ihr eine Spur mehr Weiblichkeit verlieh. Aber hübsches Aussehen war ohnehin nicht das, was sie auszeichnete. Sie war eine Diebin, groß gewachsen, sehnig und mager, und ihre Talente lagen in allem, was ihren Beruf anging. Gleichzeitig war dieser auch ihre Leidenschaft.
    »Soll ich den Weg auskundschaften?«, fragte sie jetzt.
    Victor nickte. »Wenn du Drakken siehst, versuch einen Weg zu finden, wie wir ungesehen in die Festung kommen können. Aber sei vorsichtig, ja?«
    »Schon gut«, nickte Yo, die von solchen Dingen mehr verstand als irgendein anderer. Schon eilte sie los und war nach kurzer Zeit jeglichen Blicken entschwunden.
    Victor winkte seine kleine Truppe in den Schutz der Felswand.
    Nun konnten sie nur noch warten. Während Victor, in seinen grauen Umhang gehüllt, der ihm die Nässe vom Leib halten sollte, in die verregnete Ferne starrte, kam ihm Leandra in den Sinn. Er wusste nicht, wo sie sich im Augenblick aufhielt. Zum letzten Mal hatte er sie in der Woche nach ihrer Rettung vom Mutterschiff der Drakken gesehen, doch seither nicht mehr. Manchmal kam sie ihm schon vor wie eine ferne Erinnerung. Sie hatte Ernst gemacht und sich von ihm zurückgezogen, um Alina das Feld zu überlassen. Noch immer hatte er sich nicht entschließen können, die Distanz Alina gegenüber aufzugeben. Er mochte sie wirklich, sie hatte ein sehr sanftes und liebevolles Wesen und ließ ihm alle nur denkbaren Freiheiten. Was ihren gemeinsamen Sohn Marie anging, war sie die liebevollste Mutter, die man sich nur wünschen konnte, und ihr Amt als Shaba von Akrania erfüllte sie auf so geschickte und verantwortungsvolle
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