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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
Autoren: Harald Evers
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seines Gehilfen, wiewohl es unangemessen wäre, ihn um seinen Rat zu fragen. Dazu war ihr Rang und auch ihr Gebiet allzu unterschiedlich.
    »Haben Sie schon einmal daran gedacht, Heiliger Vater«, sagte Giacomo flüsternd, »diese Magie als ein rein physisches Phänomen zu betrachten? Und nicht als ein übersinnliches?«
    Ain:Ain'Qua stutzte. »Physisch? Ehrlich gesagt nein. Wie meinst du das, Giacomo?«
    »Nun, ich habe mir das Ganze ein wenig von Leandra erklären lassen. Diese Magie basiert auf dem so genannten Prinzip der Kräfte, was sich von unserem Weltbild nicht allzu sehr unterscheidet: Es gibt ebenfalls klare Wertigkeiten. Das Gute, die Seite des Lebenden und der Schöpfung, nennen Leandra und ihr Volk das Diesseits oder die Sphäre der Ordnung. Das Böse hingegen ist das Stygium, die Sphäre des Chaos, welches danach trachtet, die geordneten Strukturen des Diesseits zu zerstören. Umgekehrt ist es natürlich ebenso.« Er legte eine kurze, nachdenklich Pause ein. »Außergewöhnlich ist allerdings dieses Trivocum. Es scheint eine Trennlinie, eine Grenze zwischen den Sphären der Ordnung und des Chaos zu sein – eine sehr stabile sogar. Leandra beschreibt es als einen rötlichen Schleier, der überall und nirgends zugleich ist. Magier platzieren dort mithilfe ihrer Geisteskräfte Öffnungen, die sie Aurikel nennen, und lenken den Kräfte, die durch sie zu fließen beginnen, um magische Ereignisse zu wirken.«
    Ain:Ain'Qua nickte Giacomo zu, dass er ihm hatte folgen können. »Schön und gut. Aber was hilft mir dies bei meinem Problem?«
    »Nun, soweit ich es verstanden habe, Heiliger Vater, vermag diese Magie nichts wirklich Mystisches zu vollbringen.«
    Ain:Ain'Qua runzelte die Stirn. »So?«
    »Nein. Sie kann keinen Menschen in ein Schwein verwandeln oder etwas in dieser Art. Mir erscheint es vielmehr so, als ließen sich mit ihrer Hilfe nur gewöhnliche physikalische Kräfte beeinflussen.
    Nun ja – zugegeben auf eine Art und Weise, die mitunter etwas erschreckend wirkt. Aber letztlich geht es nur um das Herbeiführen von Hitze, Kälte, Schwere... oder von Ereignissen, die eine Kombination dessen darstellen.«
    Ain:Ain'Qua starrte in die Luft und nickte bedächtig. »Magie als Beeinflussung physischer Kräfte. Eine interessante Theorie, Giacomo.«
    »Sie könnte uns helfen, wenn Sie erlauben.
    Heiliger Vater, dieses Phänomen von der Frage der grundsätzlichen, ethischen Bewertung fortzuheben.
    Man könnte die Magie als ein Werkzeug betrachten, das erst mit der Art seiner Verwendung – oder durch den Benutzer selbst – die Wertigkeit von Gut und Böse erhält.«
    Ain:Ain'Qua nickte bedächtig. »Eine elegante Lösung. Vorläufig, wohlgemerkt. Was mir aber im Zusammenhang mit dieser Magie sehr bedenklich verkommt, ist der Glaube an einen Gott, welcher der Höhlenwelt gänzlich zu fehlen scheint. Das ist seltsam, nicht wahr?«
    »Man verneigt sich in Demut vor jenem Prinzip der Kräfte«, rezitierte Giacomo. »So hat es Leandra mir erklärt. Allerdings: Es sind ausgerechnet die Magier der Höhlenwelt, die eine Existenz Gottes abstreiten. Sie glauben, mit ihrem Inneren Auge Einblick in die transzendenten Sphären zu haben, und meinen, dass sie dort...«, er lachte leise auf, »Gott sehen müssten, wenn es ihn gäbe.« Ain:Ain'Qua lachte ebenfalls. »So einfach werden sie es sich doch nicht machen, oder?« Giacomo schüttelte den Kopf.
    »Nein, natürlich nicht. Das wäre enttäuschend. Es stützt sich vielmehr darauf, dass ihre Weltsicht vollkommen erklärbar erscheint: Es gibt ein Diesseits und ein Jenseits, dazwischen das Trivocum und weiter nichts, was nicht vergleichsweise einfach zu erklären wäre. Allerdings ist ihre Welt noch nicht weiter kompliziert. Sie leben in früh-zivilisatorischen Verhältnissen; sie haben nichts, was allzu komplexe Erklärungen erfordern würde.«
    Ain:Ain'Qua schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich frage mich, wie es möglich ist, dass ein Volk für Jahrtausende ohne einen Glauben auskommt. Es hätte sich etwas entwickeln müssen.«
    »Sie hatten ihre Magier, und die glaubten, alles sehen und beweisen zu können. Interessanterweise blieben ihnen offenbar...
    nun, wie soll ich sagen: Glaubenskriege erspart. Das ist ein ungewöhnliches Phänomen. Nicht, dass es bei ihnen friedlich zugegangen wäre, aber es scheint, als wären ihre Kriege Machtkämpfe zwischen Stämmen oder Nationen gewesen, niemals aber durch religiöse Überzeugungen geschürt worden. Sie wissen sicher,
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