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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Autoren: ANNE HERRIES
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würde mir wohl verzeihen, doch mein Vater würde nie zulassen, dass sie mich besucht. Ich hätte ihr längst geschrieben, wenn ich nicht fürchtete, dass sie ihm den Brief zeigt.“
    „Das würde sie doch sicher nicht tun“, meinte Jo. „Außerdem müssen Sie ja Ihre Adresse nicht angeben, Ellen. Bestimmt sorgt sie sich um Sie, selbst wenn sie es nicht zu zeigen wagt.“
    „Meinen Sie?“, fragte Ellen wehmütig. „Ja, vielleicht sollte ich ihr wirklich schreiben. Solange ich nicht erwähne, wo ich lebe, kann mein Vater mich nicht aufspüren.“
    „Es wäre sicher sehr tröstlich für Ihre Mama, von Ihnen zu hören.“
    Beim Abschied drückte Jo der jungen Frau impulsiv einen Kuss auf die Wange und versprach, sie bald wieder zu besuchen.
    In Gedanken versunken wanderte sie zurück zu dem Haus am Queen Square, das ihre Tante für den Aufenthalt hier gemietet hatte. Kurz vor dem Portal kam ihr auf dem Gehweg ein Herr entgegen. Sie konnte ihn unmöglich verwechseln, denn er war von beeindruckender Erscheinung und strahlte Selbstbewusstsein aus.
    „Also treffen wir schon wieder zusammen“, sagte er strahlend. „Heute muss mein Glückstag sein …“
    Jo lachte – er sah sie eindeutig herausfordernd an, was ihr ein lächerliches Hochgefühl verursachte. „Das kann ich kaum glauben, Sir, denn als wir uns zuvor trafen, trat ich Ihnen beinahe auf den Fuß.“
    „Mit Freuden wollte ich tausendfach diese Qual erleiden, wenn ich nur Ihre Gesellschaft genießen darf, meine liebreizende Dame. Anders kann Sie nicht nennen, da Sie mir Ihren Namen bisher noch nicht nannten.“
    „Ich glaube, Sie tändeln mit mir, Sir.“
    „Ein wenig vielleicht.“ Hal grinste entwaffnend. „Nein, ich sollte Sie nicht necken! Allerdings haben Sie etwas an sich, das die Neckerei geradezu zu einer Lust macht. Wie auch immer, ich sollte Sie nicht länger aufhalten – bestimmt erwartet man Sie irgendwo?“
    „Meine Tante wartet auf mich“, erklärte Jo. Am liebsten hätte sie gelacht, als er sie so erwartungsvoll ansah; trotzdem stellte sie sich ihm nicht vor. Er neigte wohl zum Flirten, und sie wollte sich von seiner leichten Art nicht erweichen lassen. „Entschuldigen Sie mich nun, Sir, vielleicht treffen wir uns auf einer Gesellschaft wieder einmal.“
    Mit einer schwungvollen Gebärde zog er den Hut vor ihr, machte jedoch keine Anstalten, sie aufzuhalten. Lächelnd setzte Jo ihren Weg fort; er hatte ihre Laune erheblich verbessert und die Wolke verscheucht, die über ihr hing, seit sie von Ellens traurigem Geschick gehört hatte.
    Als sie ins Haus trat, bemerkte sie schuldbewusst, dass es fast fünf Uhr sein musste und Lady Wainwright schon daheim war. Nicht nur kam sie zu spät, sondern sie hatte auch nicht, wie versprochen, die Sahnetrüffeln besorgt! Nicht einmal in der Bücherei war sie gewesen! Über dem Gespräch mit Ellen hatte sie alles andere vergessen.
    „Josephine!“ Lady Wainwright kam hinaus in die Halle. „Wo warst du so lange? Ich bat dich schließlich ausdrücklich, zum Tee zurück zu sein. Du solltest doch Mrs. Marshams Tochter kennenlernen! Sie fühlte sich wegen deiner Abwesenheit sehr vor den Kopf gestoßen.“
    „Es tut mir leid, Tante. Ich machte die Bekanntschaft einer Dame und unterhielt mich eine Weile mit ihr. Sie fühlte sich nicht wohl, deshalb begleitete ich sie zu ihrer Unterkunft. Verzeihen Sie mir.“
    „Wer war das denn? Doch hoffentlich eine achtbare Person?“
    „Oh ja, Tante, sehr achtbar. Mrs. Ellen Beverley.“
    „Der Name sagt mir nichts. Jemand von den Hampshire-Beverleys vermutlich. Nun, du kannst sie mir demnächst vorstellen, dann werde ich entscheiden, ob sie für deinen Umgang geeignet ist.“
    „Ja, Tante, gewiss“, sagte Jo, obwohl sie das keineswegs beabsichtigte. „Wir werden sie zwangsläufig irgendwo treffen.“
    Lady Wainwrights Blick verdüsterte sich, sie traute der Sache nicht; ihre Nichte schaute zu unschuldig drein! „Hast du die Trüffeln mitgebracht?“
    Jo griff nur ungern zu einer Notlüge, doch im Moment war es wohl besser so. „Es gab keine frischen; erst morgen wieder, dann will ich welche mitbringen.“
    „Nun gut. Geh jetzt bitte hinauf, und kleide dich um, Josephine. Du weißt, wir suchen heute Abend die Gesellschaftsräume auf. Wir werden Mrs. Marsham und Chloe treffen. Das ist einmal ein wohlerzogenes Mädchen – und ausgesprochen hübsch! Wenn sie dich in ihren Kreis aufnehmen würde, könntest du sicher die Bekanntschaft des einen oder anderen
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