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Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Titel: Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
Autoren: Marie de Cambourg
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links, mal nach rechts. Die Photographen wimmelten durcheinander wie Maden auf einem faulenden Stück Fleisch, immer auf der Suche nach freiem Schußfeld. Unter dem Rattern der Kameras verzog die Schauspielerin ihr Gesicht zu einem einstudierten Lächeln und entblößte dabei reichlich Zahnfleisch und ein kalkweißes Gebiß, das offensichtlich falsch war. Am Rand des Tumults versuchte das Filmteam eines Privatsenders, durch das Tor in die Anlage zu schleichen, wurde aber von Bürgers Leuten sofort gestoppt und mit ein paar kräftigen Fußtritten davongejagt.  
    Christine schüttelte sich vor Abscheu.
    Wie die ersten Menschen. Da bin ich lieber unberühmt.
    Einige Leute aus dem Dorf drückten sich durch die Meute der Reporter und hielten der Schauspielerin Bilder, Stifte und Teddybären entgegen.
    “Bitte, bitte ein Autogramm, Frau Aluma. Ich heiße Günther.”
    “Sie waren einfach toll in Die Trümmerfrau . Das war ganz große Kunst, hören Sie nicht auf die Kritiker. Meine Frau und ich, wir haben geweint.”
    “Vanessa, ich darf Sie doch Vanessa nennen, glauben Sie, daß es nächstes Jahr endlich mit dem Oscar klappt?”
    “Stimmt es, daß Sie in Bomben auf Berlin die Hauptrolle übernehmen werden? Würden Sie dafür tatsächlich vierzig Pfund zunehmen?”
    “Laßt das Kind doch mal nach vorne.”
    Etwas außerhalb des Trubels fiel Christine ein kleiner, unerhört fetter Mann in schlecht sitzendem Anzug auf. Der Dicke kaute auf einer erkalteten Zigarre herum und beobachtete das Treiben mit zynischem Grinsen. Von Zeit zu Zeit nahm er den Stumpen aus dem Mund und fuhr sich mit der Hand über das unrasierte Kinn. Bis auf einen dünnen Haarkranz war der Mann kahl, in der Sommerhitze glitzerten Schweißtropfen auf seinem Schädel. Christine hielt ihn für den Agenten der Aluma.
    Ob das der geheimnisvolle Begleiter ist, von dem Mama gesprochen hat? Sehr sympathischer Zeitgenosse, macht richtig was her. So kommt der uns aber nicht in die Kapelle, da müßten wir hinterher gleich noch einmal renovieren.
    Der fette Mann wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß ab und watschelte zu einem schwarzen Kleinbus mit getönten Scheiben. Er zog die Seitentür auf und sprach mit jemandem im Inneren des Fahrzeugs.
    Christine kniff die Augen zusammen.
    Was kommt jetzt? Noch mehr Reporter? Der Papst?  
    Der Dicke trat einen Schritt zurück und aus dem Wagen schob sich der kurzgeschorene Kopf von Georg Tacke gefolgt vom Rest ihres Chefs.
    Himmel Herrgott nochmal, ich hab’s gewußt, fluchte Christine lautlos vor sich hin. Du wolltest das Waisenhaus kaputtmachen, du verdammter Scheißkerl.  
    Ohne sich um die lautstarken Proteste zu scheren, pflügte Christine geradewegs durch die Menschenmenge und baute sich vor ihrem Chef auf.  
    “Georg, dich hätte ich hier nicht erwartet.”
    “Christine, wie schön, Sie zu sehen.”
    “ Wie schön, Sie zu sehen - Was soll denn das heißen? Duzen wir uns nur, wenn wir besoffen sind oder auf deiner Couch liegen? Wie kommst du überhaupt an eine Einladung?”
    “Na, wie schon, mit Geld. Wir finanzieren Vanessas nächsten Film, wollte sonst keiner machen. Warum bist du denn so aggressiv?”
    “Aggressiv, ich doch nicht. Warum sollte ich denn aggressiv sein?”
    Christine mußte sich einen Augenblick sammeln, dann legte sie los.
    “Du Stück Mist. Noch nie in meinem Leben bin ich einem solchen Drecksack begegnet. Füllst mich ab, benutzt mich, läßt mich liegen und rufst dann nicht mal an. Machst du das immer so? Mit allen deinen Angestellten? Los, los, marsch zum Chef auf die Besetzungscouch, das ist gut für die Karriere. Hier ist noch was zu trinken, dann tut es nicht so weh. Und nein, deine Nummer brauche ich nicht, ich melde mich sowieso nicht, hinterher.”
    “Nicht so laut, verdammt, mußt du jetzt unbedingt eine Szene machen? Hier ist doch alles voller Reporter.”
    “Das ist mir scheißegal. Die sollen ruhig hören, was der große Georg Tacke für ein Schwein ist. Und die Sache mit dem Waisenhaus? Das ist doch wohl das Letzte, selbst für deine Verhältnisse. Machst deinen Profit auf Kosten der Kinder. Und dich nennen die Leute Finanzgenie. Zum Kotzen ist das.”
    “Ach, sei doch nicht so naiv. So läuft das nun einmal, das weiß du ganz genau.”
    “Hat aber diesmal nicht geklappt, was? Das tut mir aber leid.”
    “Nein, hat es nicht. - Woher weißt du das überhaupt, hast du was damit zu tun?”
    “Ich, woher denn? Ich habe das Projekt doch gar nicht zu Gesicht
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