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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm
Autoren: Inga Lindstroem
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gedacht.«
    Hellen spürte, dass es nicht nur eine Phrase war. Dabei registrierte sie nur am Rande, dass er sie geduzt hatte, aber es fühlte sich richtig und nah an.
    Sie dachte doch selbst dauernd an ihn, wenn auch mehr in dem Sinne, dass sie sich verbieten wollte, je wieder an ihn zu denken. Aber wie sollte das funktionieren, wenn sie ihn selbst an solchen Orten traf, wo sie nie mit ihm gerechnet hätte?
    »Ich muss bald schon wieder zurück«, sagte sie ein wenig hilflos.
    Erik wirkte enttäuscht. »Musst du gleich wieder weg, oder hättest du Zeit, noch ein bisschen mit mir durch Gamla Stan zu bummeln?«
    Hellens Schutzmauer brach. Wenn er sie so bat, würde sie sich alle Zeit der Welt nehmen. Sie lächelte. »Dann muss ich nachher eben ein bisschen schneller fliegen«, sagte sie.
    Zusammen schlenderten sie weiter, durch die schmalen, kopfsteingepflasterten Gassen, bis sie den Stortorget, Stockholms ehemaligen, geschichtsträchtigen Marktplatz erreichten.
    Wie immer, wenn Hellen hier war, spürte sie die ganz besondere Ausstrahlung dieses Ortes. Die wunderschönen Fassaden und Giebel der Häuser, die kleinen Cafés, die bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt waren, die Farbenpracht, die Fröhlichkeit versprach und doch nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass dieser Platz für immer mit einem besonders düsteren Teil der schwedischen Geschichte behaftet sein würde.
    Die Geschichten über das legendäre Stockholmer Blutbad, bei dem der dänische König Christian II. im Jahre 1520 n. Chr. Mitglieder der gehobenen Stockholmer Gesellschaft köpfen ließ, kannte jedes schwedische Kind.
    Hellen spürte einen leichten Schauer auf ihrer Haut, selbst an warmen Sommertagen wie heute.
    »Du spürst es auch?« Erik lächelte sie an.
    »Immer wenn ich hier bin«, sagte sie. »Für mich ist und bleibt es unbegreiflich, wie an einem so schönen Platz etwas so Grausames passieren konnte.«
    Sie setzten sich auf eine der vielen Bänke mitten auf dem Platz. Hellen schüttelte die Gedanken an die Geschichte ab und wandte sich der Gegenwart zu.
    »Wie geht es dir eigentlich?«, wollte sie von Erik wissen.
    »Eigentlich müsste ich mich schrecklich fühlen«, sagte er. Sein Lächeln verriet, dass es nicht so war. Jedenfalls im Moment nicht.
    »Zuerst die geplatzte Hochzeit«, fuhr er fort, »und jetzt steht meine Firma fast vor dem Ruin. Irgendwie ist nichts mehr so, wie es war.«
    In seiner Stimme lag nichts Vorwurfsvolles, sein Blick war offen und ehrlich.
    »Bei mir auch nicht«, sagte sie. »Ich habe das Gefühl, dass alles in eine Richtung läuft, die ich so nicht geplant habe.«
    Hellen erwiderte seinen Blick, ließ die Faszination zu, die er auf sie ausübte. In seinen Augen lag ein Glanz, der sie berührte, der eine Magie schuf, die alles um sie herum ausschloss.
    »Ich glaube, das Leben kann man einfach nicht planen«, sagte Erik schließlich und wirkte sehr nachdenklich. »Es passiert einfach. Wichtig ist, wie wir uns dem stellen und was wir daraus machen.« Er schaute Hellen wieder an, lächelte. »Erstaunlich finde ich, dass wir uns immer wieder begegnen. Sogar hier, in Stockholm.«
    »Ich hatte den Auftrag, eine Sendung nach Stockholm zu bringen«, sagte Hellen.
    »Und ich habe Holzproben zu einem befreundeten Chemiker gebracht, die er für mich untersuchen soll«, erklärte Erik. »Ob und wie ich damit allerdings meine Unschuld beweisen soll, weiß ich nicht.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen«, sagte Hellen bedrückt.
    Er hob plötzlich die Hand, strich sacht über ihre Wange.
    Hellen hielt ganz still, schaute ihn nur an. Als er sie schließlich umfasste, schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Er suchte ihre Lippen, küsste sie.
    Hellen ließ ihn gewähren, erwiderte leidenschaftlich seinen Kuss, bis er sich plötzlich von ihr löste.
    »Nimmst du mich mit zurück?«, bat er leise. »Ich bin mit dem Bus gekommen, weil mein Wagen heute Morgen gestreikt hat.«
    »Gerne.« Hellen freute sich. Noch mehr Zeit mit ihm zusammen. Auch wenn es nicht gut gehen konnte – es machte sie glücklich.
    »Bleibst du heute noch lange in Stockholm?«, erkundigte er sich zögernd. »Ich meine nur …« Er brach ab.
    »Ich weiß!« Hellen nickte. »Du willst jetzt so schnell wie möglich zurück.«
    »Ja«, sagte Erik offensichtlich erleichtert. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, und eigentlich ist es egal, ob ich hier oder auf Hardingsholm bin, aber ich habe die ganze Zeit das Gefühl, das ich
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