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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus
Autoren: Anne Ashley
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ernsthaften Grund zur Sorge geben würde … Wie auch immer, der Zeitpunkt eignete sich wohl kaum für eine Erklärung, sollte Annis, die große Liebe seines Lebens, von Kümmernissen geplagt werden.
    Aber sobald er eine Biegung des Gartenwegs umrundete und die junge Dame auf einer Bank sitzen sah, vergaß er ohnehin all die Worte, die er für diesen besonderen, wichtigen Moment geprobt hatte.
    Er sah, wie sie den Kopf zu ihm wandte, nachdem sie seine Schritte gehört hatte, sah unverhohlene Freude in den klaren graugrünen Augen leuchten, ein strahlendes Lächeln. Dann stand sie auf und kam ihm entgegen. Impulsiv streckte er beide Arme nach ihr aus. Und sie hob ihre Hände, die er umfasste. Schweigend zog er sie an sich.
    Welche Erklärung war jetzt noch erforderlich, nachdem die geliebte Frau an seine Brust gesunken war? Hingebungsvoll schmiegte sie sich an seinen Körper, dessen Regungen er fast verzweifelt zu kontrollieren suchte.
    Die schön geschwungenen Lippen leicht geöffnet, forderte Annis einen Kuss heraus – das erste intimere Zeichen seiner Liebe, die er notgedrungen viel zu lange verheimlicht hatte. Tagelang hatte er gehofft, die Frau, deren Selbstbeherrschung er so sehr bewunderte, würde seine Heimkehr begrüßen. Doch er hatte nicht erwartet, sie würde so rückhaltlos zeigen, was sie für ihn empfand.
    Erwiderte Liebe und ungestillte Sehnsucht bildeten einen betörenden Reiz, und Deverel wäre versucht gewesen, Annis in wachsender Leidenschaft zu küssen, hätte ein leiser, atemloser Laut, der in ihrer Kehle aufstieg – halb Schluchzen, halb Stöhnen –, ihn nicht daran gehindert.
    Als sie sich aus seiner Umarmung zu befreien versuchte, ließ er sie sofort los. Vorsichtshalber trat er einen Schritt zurück, damit er seine Selbstkontrolle nicht auf eine allzu harte Probe stellte, und betrachtete Annis’ zauberhaftes Gesicht, das Zerknirschung und Verwirrung widerspiegelte.
    “O Gott …” Mit bebenden Fingern berührte sie ihre von Schamröte verfärbte Wange. “Wie schrecklich! Das durfte nicht geschehen … Was musst du nur von mir denken?”
    “Dass du soeben verraten hast, was du verbergen wolltest, mein Engel.” Deverel nahm sie bei der Hand und führte sie zu der Bank zurück. Mit sanfter Gewalt drückte er sie auf den sonnenwarmen Stein und setzte sich zu ihr. “Ich muss dich warnen. Falls du dich bemühen möchtest, deine wahren Gefühle zu verhehlen, von jetzt an wäre das völlig sinnlos.”
    “Nein, bitte nicht …”, flehte sie, den Tränen nahe. “Was soeben passiert ist – das wollte ich wirklich nicht. Und ich kann nur einen einzigen Entschuldigungsgrund vorbringen – ich hatte keine Ahnung, dass du heute zurückkommen würdest. Und dein plötzlicher Anblick hat mich überrumpelt.”
    “Tatsächlich?” Die Versuchung, Annis ein wenig zu hänseln, war unwiderstehlich. “Wenn das so ist, muss ich dich immer wieder überraschen, mein teurer Schatz – um einen so süßen Lohn zu verdienen.”
    “Wie kannst du nur scherzen?”, mahnte sie. “Man hat mir zwar erklärt, Gentlemen würden solche Dinge etwas freizügiger betrachten. Trotzdem finde ich deine leichtfertige Einstellung skandalös. Außerdem – du unterliegst einem bedauerlichen Irrtum.”
    Amüsiert beobachtete er ihre Verwandlung in eine strenge Gouvernante. Nur mühsam zügelte er seinen Lachreiz. “Jetzt machst du mich neugierig. In welchem Punkt irre ich mich?”
    Ehe sie empört aufspringen konnte, ergriff er ihre Handgelenke.
    “Lass mich sofort los, Deverel!”
    Diese Forderung stieß auf taube Ohren. “Beruhige dich, mein Engel, und erklär mir, was dich so maßlos erzürnt.”
    Eine Zeit lang musterte sie ihn wortlos und spielte mit dem Gedanken, seinen Wunsch zu ignorieren. Dann siegte ihre Vernunft. Einen Fluchtversuch zu unternehmen wäre unsinnig. Natürlich wollte sie sich nicht auf eine würdelose Rangelei einlassen, bei der Deverel so oder so die Oberhand gewinnen würde. Und so beschloss sie, klein beizugeben, wenn sie auch nicht verstand, warum er so hartnäckig auf einer Erklärung beharrte.
    “Also gut, wenn du es unbedingt wissen musst – willst du auf der Geburtstagsparty deiner Großmutter eine Verlobung bekannt geben?”
    In gutmütigem Spott hob er die dunklen Brauen. “Angesichts deines Verhaltens vor wenigen Minuten halte ich diese Frage für überflüssig, meine Liebste. Oder habe ich deinen Charakter falsch beurteilt? Bist du daran gewöhnt, die Annäherungsversuche eines
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