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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
Autoren: Silvia Roth
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Haken suchte, den die Sache hatte. Er war da, dieser Haken, er musste da sein. Selbst wenn er ihn im Augenblick nicht sehen konnte, weil er noch immer viel zu wenig wusste über das, was seit gestern mit ihm geschehen war … Nein! Halt! Stopp!
    Nicht erst seit gestern …
    Schon davor!
    Wie lange davor, konnte er nicht sagen. Nur, dass es länger her sein musste. Mindestens eine Woche. Oder doch nicht? Er runzelte die Stirn. Es gab natürlich auch die Möglichkeit, dass der andere sich das alles irgendwie anders zusammengereimt hatte. Aber das war eigentlich eher unwahrscheinlich.
    Eigentlich  …
    Damian fluchte leise vor sich hin. Noch so ein Wort, mit dem er rein gar nichts anfangen konnte. Und über das er noch nie wirklich nachgedacht hatte, auch wenn er das Gefühl nicht loswurde, dass er das Wort »eigentlich« noch nie hatte leiden können.
    Eigentlich möchte ich sehr gern kommen  …
    Er ließ sich den Satz durch den Kopf gehen und dachte, dass »eigentlich« ein Wort mit einem eingebauten »Aber« war.
    Mein Bauchgefühl bei dieser Sache ist gut, aber …
    ABER!
    Seine Pupillen weiteten sich, als das Licht in Annas Küche erlosch und eine Energiesparbirne die benachbarte Diele unvermittelt in grelles, unpersönliches Licht tauchte. Für den Bruchteil eines Augenblicks sah er ihre Silhouette im hellen Viereck des Fensters. Dann ging das Licht wieder aus, und ein schwacher Widerschein verriet, dass sich die lebenstüchtige Anna zu ihrem Mann in das rückwärtige Wohnzimmer gesellt hatte, wo sich die beiden, in diesem Punkt war er absolut sicher,
unter dem Deckmantel oberflächlicher Freundlichkeit das Leben zur Hölle machen würden. So wie jeden Abend …
    Er sah wieder auf die Uhr und wollte eben losfahren, als ihm ein Auto auffiel, das sich von hinten näherte. Ein Golf, dunkelgrün oder petrolfarben. Der Wagen fuhr ziemlich langsam, allerdings nicht so, als ob der Fahrer etwas suchte. Eher übertrieben vorsichtig. Vielleicht ein Betrunkener, der nicht auffallen wollte. Trotzdem glitt Damian augenblicklich ein Stück tiefer in den Fahrersitz von Toms Mercedes und zog sich die dunkle Baseballkappe in die Stirn. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
    Ein Lichtreflex aus dem Seitenspiegel traf sein Gesicht wie ein Blitz.
    Nur Sekunden später war es wieder dunkel.
    Hau ab, du Idiot! Mach, dass du weiterkommst, verstanden? 
    Der Zettel in Damians Hand knisterte, als er den Kopf reckte und einen vorsichtigen Blick riskierte. Der Golf war noch immer hinter ihm, zwanzig oder fünfundzwanzig Meter vielleicht. Aber er schien jetzt ein wenig schneller zu fahren. In diese Straße gehörte er nicht, das hier war definitiv keine VW-Golf-Gegend. Die Fassaden der umliegenden Häuser verrieten je nach Geschmack und persönlicher Einstellung der Besitzer mehr oder weniger deutlich, dass hier Geld zu Hause war. Und zwar nicht wenig. Wer in diesem Teil der Stadt nicht mindestens einen Audi fuhr, verriet, dass er woanders wohnte und in der Gegend lediglich einen Besuch machte, etwas auslieferte, sich verfahren hatte oder was auch immer.
    Damian kaute auf seiner Unterlippe, die vollkommen trocken war, und dachte an den Kerl, der ihm den Zettel zugespielt hatte. Wie gut war der informiert? Konnte er wissen, dass er hier war?
    Wohl kaum …
    Wenn er überhaupt auf ihn lauerte (und warum sollte er
das?), würde er bei dieser anderen Adresse warten. Jener Adresse, zu der Damian aufbrechen würde, wenn dieser Idiot von einem Golf-Fahrer endlich an ihm vorbei war! Er stieß ein unwilliges Zischen aus und rutschte noch ein Stück tiefer in den Sitz. Das Motorengeräusch war einen kurzen Augenblick lang genau auf seiner Höhe, dann nahm seine Lautstärke langsam ab. Damian starrte an die Decke von Toms Mercedes, wo ihm ein roter Widerschein von Rücklichtern verriet, dass sich der Golf endlich wieder von ihm entfernte. Damians Augen wanderten über die Dichtung der Tür zur Windschutzscheibe, und er dachte an die Chamäleons, die ebenfalls in seinen Zuständigkeitsbereich fielen. Und daran, dass er in Vorträgen vor Schulklassen gern erwähnte, dass das Gesichtsfeld dieser Tiere unbegreifliche dreihundertzweiundvierzig Grad betrug. Dreihundertzweiundvierzig Grad! Das bedeutete einen toten Winkel von gerade mal achtzehn Grad  – lediglich ein schmaler Streifen am Rücken. Und dazu Scharfsehen auf einen Kilometer Distanz.
    Wie überlegen uns die Natur doch ist, dachte er, während er langsam bis zehn
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