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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
Autoren: Silvia Roth
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gestanden. Die Erpressung. Und den Mord an Portner. Es war ein schnörkelloses, eigenartig gehetztes Bekenntnis gewesen, immer wieder unterbrochen von der Frage nach ihrer Lebensgefährtin.
    Winnie Heller griff wieder nach der Tasse. Nie würde sie den Ausdruck in Merle Olsens Augen vergessen, als sie die Wahrheit durchschaut hatte, und sie vermutete, dass es Kira ebenso ging. Eine Erinnerung, um die sie die geständige Mörderin nicht beneidete. Sekundenlang hatte die Tierärztin die Frau, mit der sie sechs Jahre lang ihr Leben geteilt hatte, angestarrt. Dann war sie aufgestanden und hatte den Raum verlassen. Sie hatte nicht um Erlaubnis gefragt. Sie hatte nicht verraten, wo sie hinwollte. Sie war einfach gegangen. Vorbei an den Schwestern der Nachtschicht, die neugierig auf dem Gang gewartet und erst bei Merles Erscheinen diskret die Blicke gesenkt hatten. Noch ahnte niemand Genaueres. Und doch spürten alle, dass es etwas Gravierendes gewesen sein musste, was sich eben in dem schmucklosen Arztzimmer mit der Nummer 067II abgespielt hatte.
    Nach der Festnahme hatte Winnie Heller ein paarmal versucht, Merle Olsen zu erreichen. Doch sie hatte keinen Erfolg gehabt. Zu Hause war sie nicht aufgetaucht, und auf ihrem Handy meldete sich nur die Mailbox.
    Dafür hatte sie eine andere, noch dazu erfreuliche Nachricht erhalten: Edyta Bary war aus dem Koma erwacht. Zwar waren die Ärzte, wie immer in solchen Fällen, noch sehr zögerlich mit Prognosen, doch das, was sie sagten, klang nicht
mehr ganz so hoffnungslos. Angeblich hatte die gebürtige Polin sogar nach ihrem Sohn gefragt.
    Tja, dachte Winnie, Licht und Schatten.
    Ihr war klar, dass Kira Schönenberg viel zu intelligent war, um sich irgendetwas vormachen zu können. Sie würde mit der Schuld, die sie auf sich geladen hatte, leben müssen. Sie hätte Kender stoppen können und hatte es nicht getan. So gesehen trug sie bereits eine Mitschuld an Edyta Barys Schicksal. Aber sie hatte noch mehr getan. Sie hatte Irina Portners Vergewaltigung veranlasst. Den Überfall auf eine Frau, die der Serienvergewaltiger anders vermutlich niemals auch nur bemerkt hätte …
    Noch so ein Gespräch, das ich führen muss, dachte Winnie mit einem diffusen Unbehagen. Sie schloss die Augen, bis sie Schritte hörte, die direkt vor ihrem Schreibtisch stoppten.
    »Alles klar bei Ihnen?«
    Hinnrichs …
    »Ja, ja«, antwortete sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
    Und warum sitzen Sie dann hier allein im Dunkeln?,  konnte sie im Geist bereits seine nächste Frage hören, doch der Leiter des KK 11 sagte nur: »Nach so einem Tag muss man erst mal durchschnaufen, was?«
    Winnie ertappte sich bei einem Gefühl von Argwohn, doch die aufrichtige Teilnahme im Blick ihres Bosses zerstreute ihre Bedenken umgehend. Also sagte sie nur: »Ja, ich schätze, das muss man.«
    »Hm«, machte er, schon halb aus der Tür. Doch dann drehte er sich noch einmal um: »Gute Arbeit, Heller.«
    Das »Danke« blieb ihr vor lauter Überraschung im Hals stecken. Dafür schob Lübke grinsend den Kopf um die Ecke. Sie hatte den Eindruck, dass er zu ihr wollte, aber sie war sich nicht sicher.
    »Scheiße, war das ein Lob oder was?«
    Sie lächelte und zuckte die Achseln.
    »Tja, das Leben ist doch immer wieder für ’ne Überraschung gut, was, Mädchen?«, kicherte der oberste Spurensicherer, indem er sich schwer auf einen der Stühle fallen ließ.
    »Scheint so.«
    »Und sonst?«
    »Viel zu tun.«
    »Weiß ich doch, weiß ich.« Er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes, und wieder dachte Winnie, dass er gut aussah.
    »Wie ich höre, rauchst du nicht mehr.«
    »Scheiße, ja.« Ein geradezu diabolisches Grinsen, das ihn beinahe wie Jack Nicholson aussehen ließ. »Macht echt keinen Spaß mehr, seit sie sich immer neue Schikanen ausdenken, wie sie uns arme Raucher quälen können. Hast du gewusst, dass man in New York jetzt nicht mal mehr im Park rauchen darf?«
    Winnie musste gegen ihren Willen schmunzeln. Versuchte er hier gerade, sein Gesicht nicht zu verlieren? »Nein«, gab sie zu. »Das wusste ich noch nicht.«
    »Is nur ’ne Frage der Zeit, bis das auch hier rüberschwappt«, kaute Lübke sichtlich verlegen weiter auf dem alten Knochen herum. »Und da ich kein Mensch bin, der sich gern zwingen lässt, dachte ich, da kann ich genauso gut jetzt aufhören. Damit sie mich damit dann nicht mehr ärgern können.«
    »Wie klug von dir.«
    »Verarschen kann ich mich alleine«, knurrte er, doch sie bemerkte
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