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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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Angelica von Kindheit auf gewöhnt war. Von den Bewohnern dieser Gegend arbeitete niemand, man ließ andere das für einen tun.
    Bald schon nach der Hochzeit offenbarten sich Angelica die düsteren Seiten im Charakter ihres Mannes. Philip Hamilton war ein Spieler, Trinker und Lebemann übelster Sorte. Im Laufe zweier Jahre hatte er sein beträchtliches Vermögen verspielt und durchgebracht und war öfter betrunken als nüchtern. Dann erwies er sich als tückisch und unberechenbar, obwohl sie sich alle Mühe gab, ihm zu helfen.
    Oft genug trug Angelica hochgeschlossene Kleider mit langen Ärmeln, damit niemand die Striemen sah, wenn er sie geschlagen hatte.
    Schließlich ließ sich Philip mit einer verheirateten Frau ein, und der eifersüchtige Ehemann rächte sich mit einer tödlichen Kugel. Die Polizei sprach von einem Mord ohne Motiv, und alle, die Philip Hamilton nicht so gut gekannt hatten, waren der gleichen Meinung. Nicht so Angelica. Sie kannte das Motiv. Schon einen Monat nach Philips Tod sah sie sich in ihrer Existenz bedroht. Es gab riesige Schulden, unbezahlte Rechnungen, dazu kein Barvermögen und keine Einkünfte.
    Angelica wollte sich keineswegs um Hilfe an ihre Familie oder die Verwandten ihres Mannes wenden und begann, Zimmer in ihrem großen Haus zu vermieten. Dazu arbeitete sie für ein Geschäft, das Handarbeiten in Kommission nahm. So mußte sie nicht einmal ihren Eltern eingestehen, daß sie auf die Erträge aus der Miete angewiesen war. Die alten Herrschaften hielten es für eine Laune ihrer Tochter, die Gesellschaft haben wollte. Als Philips Witwe, so meinten sie, habe sie keine Probleme. Und sie ließ die Eltern in diesem Irrtum. Nur Phoebe und Geoffrey Addams kannten die wahre Lage, doch hatten sie Angelica Stillschweigen versprechen müssen, solange sie allein zurechtkam. Die Besorgnisse der Schwester und des Schwagers pflegte Angelica lächelnd abzutun mit der Bemerkung, sie habe eben einen guten Hausgeist. Und manchmal hatte es auch wirklich den Anschein, als wäre dem so.
    Und Angelica selbst hatte auch geglaubt, in Ruhe und Bescheidenheit zu leben, wenigstens, bis sie auf der Schwelle zum Salon der Addams Matthew Thornton gegenübergestanden hatte.
    Dann war die alte Liebe, die Angelica längst begraben und aus ihrem Dasein verbannt zu haben dachte, wieder aufgebrochen. Und nun saß sie da und hatte das Gefühl, das Herz müßte ihr brechen wegen eines stolzen und eigensinnigen Mannes, der seit Jahren vermutlich keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet hatte. Es gab nur eine Möglichkeit. Und selbst wenn es noch so schwierig sein würde, sie wahrzunehmen, Angelica mußte diesen Weg gehen. Niemals durfte Matthew Thornton erfahren, daß sie nie aufgehört hatte, ihn zu lieben.

2. KAPITEL
    Am nächsten Morgen schickte Angelica durch Peggy ein Briefchen an Phoebe mit der dringenden Bitte, jedes weitere Zusammentreffen mit Matthew Thornton ohne sie zu planen. Als Antwort erhielt sie allerdings eine Einladung, am Nachmittag mit der Familie zum Schlittschuhlaufen zu gehen. Von Mr. Thornton stand kein Wort dabei, und Angelica unterließ es, die schüchterne Peggy zu fragen, damit die nicht den Rest des Tages sich vorwarf, etwas falsch gemacht zu haben. Angelica hatte nun auch gerade andere Sorgen als das mangelnde Selbstvertrauen des Mädchens, sosehr sie sich sonst um Peggy kümmerte.
    Außerdem hatte sie klar und unmißverständlich in ihrem Schreiben ausgedrückt, daß sie Matthew Thornton nicht mehr begegnen wolle, und Phoebe besaß Takt genug, diesen Wunsch zu respektieren. Vermutlich würde Matthew den Nachmittag anderweitig verbringen. Die Ankunft von Miss Lunts Gepäck lenkte Angelica schließlich von ihren Gedanken an Matthew Thornton ab. Ida Lunt aber wies Angelicas Angebot, beim Einräumen zu helfen, sehr bestimmt zurück. So ging Angelica in ihr Zimmer und setzte sich an eine Näharbeit. Gleich daraufklopfte es.
    Es war Quinton Keyes, der mit allen Anzeichen tiefster Bestürzung vor der Tür stand.
    „Diese neue Mieterin ist ein Ärgernis", jammerte er auf seine weinerliche Art.
    „Gestern stolperte ich über einen Korb, den sie achtlos in der Diele hatte stehenlassen. Sofort beklagte sich Miss Lunt, ich hätte es absichtlich gemacht."
    „Gewiß nicht", tröstete ihn Angelica, doch er blieb beharrlich.
    „Und heute beschuldigt sie mich, ihre Arzneiflasche zerbrochen zu haben. Als ob mir so etwas in den Sinn käme. Ich mußte doch über die Kiste steigen, um die Treppe
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