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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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hinaufgehen zu können. Ist die Dame etwa leidend? Ich schätze es nicht, mit einer Kranken an einem Tisch zu essen."
    „Ich kann Sie versichern, daß sie mir einen durchaus gesunden Eindruck macht."
    Angelica unterdrückte ein Lächeln.
    Er schüttelte bekümmert den Kopf und verzog den Mund. „Ihre Gesichtsfarbe gefällt mir aber gar nicht, überhaupt nicht. Und ihre Haut ist viel zu teigig." Er zog ein großes Taschentuch hervor und führte es an die Nase. „Hoffentlich werden wir nicht alle mit irgendeiner Krankheit angesteckt."
    „Ganz gewiß nicht. Aber vielleicht sollten Sie zur Vorbeugung etwas von Ihrem wunderbaren Heiltrank einnehmen."
    Quinton Keyes sah sich stets von lauernden Krankheitserregern von allen Seiten drohend umschwirrt. Jeden Frühling versuchte er, sämtliche Insassen des Hauses mit seinen Wundermitteln vollzupumpen. Kaum war er brummend und mit brütender Miene abgezogen, als Miss Lunt in Angelicas Zimmer getrippelt kam.
    „Dieser Mann, der mir gegenüber wohnt, ist einfach unerträglich. Ich will mich ja nicht beklagen, aber das geht zu weit."
    „Meinen Sie Mr. Hart?" erkundigte sich Angelica belustigt.
    „Nein, nein, den anderen, den mit der wächsernen Hautfarbe."
    „Das müßte Quinton Keyes sein."
    „Genau den meine ich. Kommt da hereingestürzt und rennt meine Arzneischachtel über den Haufen. Zum Glück ist nichts zerbrochen. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können."

    Es wäre zwecklos gewesen, Miss Lunt gegenüber zu erwähnen, daß sich Mr. Keyes bereits beklagt hatte.
    „Ich kenne Mr. Keyes nun schon einige Jahre. Er meint es nicht böse, glauben Sie mir. Vermutlich ist er gestolpert. Arznei, sagten Sie, Miss Lunt? Sie sind doch nicht etwa unpäßlich?"
    Miss Ida Lunt war offensichtlich gekränkt. „Ich habe eine äußerst zarte Konstitution, keineswegs so robust wie heutzutage die jungen Frauen." Ein anklagender Blick traf Angelica. „Deshalb habe ich auch nie geheiratet. Mein Vater wußte, daß dergleichen für ein Mädchen wie mich nicht in Frage gekommen wäre."
    Angelica nickte verständnisvoll. Quinton Keyes hatte sie einsehen lassen, daß man mit einer Hypochonderin besser nicht über deren vorgeblichen Schwächen und Krankheiten diskutierte.
    „Ist es ein erbliches Leiden?" Das klang mitfühlend genug, um Miss Lunt zu versöhnen.
    Sie sagte mit umflorter Grabesstimme: „Ich bin einfach schwermütig. Die Melancholie ist mein Unglück. Und dann das Wetter! Diese Kälte kriecht förmlich in mich hinein."
    „Das muß schrecklich sein. Der arme Mr. Keyes hat etwas Ähnliches. Peggy macht ihm immer eine Zwiebelsuppe, die ihm äußerst gut bekommt."
    „Zwiebelsuppe?" Miss Lunt war sichtlich besänftigt. „Nicht zu stark gewürzt, will ich hoffen, ich habe nämlich einen überaus empfindlichen Magen."
    „Natürlich. Peggy macht das ganz ausgezeichnet, Legen Sie sich erst etwas hin. Ich bringe Ihnen dann die Brühe hinauf."
    „Wie wohltuend, einer so verständnisvollen und sensiblen Frau wie Ihnen zu begegnen, Mrs. Hamilton. Wo ich zuletzt wohnte, nahm man überhaupt keine Rücksicht auf mich."
    Angelica strich Miss Lunt behutsam über den Arm, wie sie es vorhin auch bei Quinton Keyes besänftigend getan hatte.
    Nachdem sich die alte Jungfer beruhigt zurückgezogen hatte, ging Angelica in die Küche und gab Peggy den Auftrag, die Zwiebelsuppe für Miss Lunt möglichst mild zu machen.
    „O nein, Mrs. Hamilton, ist die auch so komisch wie Mr. Keyes?"
    Angelica mußte lachen. Es war ein ungeheurer Schritt, daß Peggy so weit ging, sich beinahe zu beklagen. Beschwichtigend meinte Angelica: „Ich weiß, daß mancher Mieter nicht ganz einfach ist, aber Miss Lunt hat im voraus bezahlt, und das genügt für die Kohlen, Peggy. Dann schon lieber eine wenig gewürzte Brühe, nicht wahr?"
    „Ja, Ma'am", räumte Peggy ein und griff nach einer Zwiebel.
    Die Hoffnung, ein Brief an die Schwestern Neville, der mit der Nachmittagspost eintraf, könnte endlich Geld von den Eltern enthalten, erwies sich einmal mehr als trügerisch. Eine Tante teilte die Geburt eines Cousins mit. Die Bestürzung der beiden Mädchen ließ sich nicht übersehen. Angelica versicherte ihnen, daß sie nicht daran denke, sie wegen der ausstehenden Mietbeträge etwa auf die Straße zu setzen, und ihnen auch nicht grolle. Die Haltung des Paares freilich, das keineswegs arm war, verärgerte sie. Wie konnte man bloß den bedauernswerten Geschöpfen helfen?
    Dazu gab es so gut wie keine Junggesellen,
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