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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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genug sein, besonders wenn es auch männliche Mieter gibt."
    Angelica lächelte. „Sie werden sich gewiß sehr wohl fühlen, wenn Sie die beiden Herren erst einmal kennengelernt haben. Wir sind wie eine Familie."
    Miss Lunt machte keineswegs den Eindruck, als wäre sie überzeugt. „Trotzdem werde ich meine Tür nachts absperren. Und ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, das auch zu tun."
    So unauffällig und liebenswürdig wie möglich bugsierte Angelica die neue Mieterin aus dem Empfangssalon in die Diele und zum Vordereingang, half ihr dort in den dicken Wollmantel und reichte ihr die Handschuhe.

    „Ich lasse meine Sachen heute nachmittag noch herüberbringen, wenn Ihnen das recht ist, Mrs. Hamilton."
    „Selbstverständlich, Miss Lunt."
    Miss Lunt holte in dem warmen Raum noch einmal tief Luft und ging zur Tür hinaus.
    Angelica Hamilton raffte den Rock und lief in die Küche.
    Peggy arbeitete erst seit kurzem als Köchin und Hausgehilfin in Angelicas Dienst.
    Angelica hatte das schüchterne Mädchen aus dem Armenhaus geholt und ihm eine Heimat gegeben. Peggy hob den Kopf, als Angelica einen Schwall kalter Luft mit sich hereinbrachte, und rührte danach wieder in einem Topf mit Suppe auf dem Herd.
    Cecilia Neville war eben dabei, ihrer Schwester eine Tasse Tee einzugießen, und hielt mitten in der Bewegung inne.
    „Miss Lunt hat das Zimmer gemietet", verkündete Angelica befriedigt.
    „Gottlob", sagte Zenobia Neville erleichtert.
    Ihre Schwester nickte zustimmend. „Sie macht mir einen recht angenehmen Eindruck, nicht wahr, Zenobia?"
    Zenobias braune Locken wippten, als sie eifrig nickte. „O ja, recht angenehm." Und zu Angelica gewandt, setzte sie hinzu: „Wir haben heute auch an Papa und Mama geschrieben, daß sie Ihnen unbedingt die überfallige Miete schicken müssen."
    Ihre Schwester unterstrich diese Worte mit einem beschwörenden Blick.
    Angelica lächelte den beiden Mädchen freundlich zu. Sie waren noch fremd in London und das allererste Mal von daheim fort. Die Eltern freilich schienen dem Grundsatz zu huldigen: „Aus den Augen, aus dem Sinn". Denn sie schickten nur sehr sporadisch Geld für den Unterhalt ihrer Töchter. Beide Mädchen arbeiteten in der Nähe bei einer Putzmacherin, verdienten aber zu wenig, um auch noch die Miete für das gemeinsam bewohnte Zimmer zu bezahlen. Beide waren eigentlich in die Stadt gekommen, um passende Ehemänner zu finden. Freilich hatte sich bisher kein Erfolg dabei eingestellt.
    „Machen Sie sich bloß keine Sorgen wegen der Miete", tröstete Angelica und befahl Peggy, noch eine zusätzliche Kartoffel in die Suppe zu schneiden, falls Miss Lunt das Abendessen mit ihnen einnehmen werde.
    Peggy, die kaum einmal ein Wort von sich gab, nickte stumm.
    Angelica lächelte ihr zu. Wenn es im Souterrain noch kälter werde, solle Peggy besser in der Küche schlafen. Bisher hatte
    Angelica ihrer Köchin fürsorglich eine zweite Daunendecke gegeben. Peggy war beinahe krankhaft schüchtern gewesen, so daß es zwei Tage lang keinem gelungen war, auch nur eine Silbe aus ihr herauszubekommen. Selbst jetzt, da sie sich eingewöhnt hatte, war sie noch ungewöhnlich still und scheu. Mehr als daß sie Irin von Geburt und wahrscheinlich zwölf Jahre alt war, wußte Angelica nicht von ihr.
    Angelica Hamilton aber hatte Peggy im Armenhaus ausgewählt, weil die so elend, dürftig und unglücklich ausgesehen hatte wie keine andere, vielleicht auch, weil die unwirsche Aufseherin dort sich gegen das verschüchterte Mädchen ausgesprochen hatte.

    „Ich muß mich beeilen, daß ich zu meiner Schwester komme, bevor sie mir auch noch ihre Kutsche schickt", stellte Angelica fest und wandte sich an die Schwestern Neville. „Würdet ihr so lieb sein und zusehen, daß das Abendessen ordentlich auf den Tisch kommt?"
    „Natürlich", sagte Cecilia. „Sie können sich auf uns verlassen." Zenobias Locken wippten wieder auf und nieder, als sie zustimmend nickte.
    Angelica Hamilton bemutterte die Schwestern und auch Peggy, obwohl die Neville-Mädchen kaum fünf Jahre jünger waren, und kümmerte sich überhaupt rührend um ihre Pensionsgäste. Phoebe neckte sie häufig, sie benehme sich wie eine Gluckhenne und versammle menschliches Strandgut jeden Alters um sich. Daran war allerdings etwas Wahres.
    „Wie sehe ich aus?" Angelica strich über das dichte kastanienbraune Haar, um sich zu vergewissern, daß es noch zu dem strengen Knoten hochgesteckt war.
    „Ihr Kleid ist hübsch", stellte
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