Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
natürlich erben sollte. Dort hatte Jack ein ebenso glückliches Zuhause aufbauen wollen wie das, in dem er zur Welt gekommen war.
    Doch dann war sein Vater krank geworden. Es hatte mit Magenschmerzen begonnen, die Jacks Mutter mit den alten Hausmitteln bekämpft hatte. Doch die Qualen waren nicht gewichen, die Krankheit hatte sich verschlimmert. Als er schließlich einen Arzt aufgesucht hatte, war der Verfall zu weit fortgeschritten gewesen. Der Arzt hatte nur noch während der verbleibenden Zeit die Schmerzen verringern können.
    Die Farm hätte die Familie vielleicht halten können, wenn der Krieg gegen die Südstaaten nicht gekommen wäre. Ned war eingezogen worden, und er, Jack, damals gerade fünfzehn — hatte den Platz seines Bruders eingenommen. Nur die Mutter hatte ihm noch zur Seite gestanden. Er hatte getan, was er konnte, war vor Morgengrauen aufgestanden und hatte jeden Abend bis in die Dunkelheit hinein gearbeitet. Doch der Tag hatte nie genügend Stunden gehabt, und jedesmal, wenn er sich umgeschaut hatte, war etwas anderes passiert. Das Vieh war krank geworden, es hatte nicht genug geregnet, im Frühjahr hatte es zu früh getaut.
    Immer höher hatten sie alles, was sie besaßen, beleihen müssen, um bis zu dem Tag durchzuhalten, an dem Ned zurückkommen würde.
    Eines Tages war dann das Telegramm gekommen, in dem ihnen mitgeteilt worden war, daß der Gefreite Gates eines heldenhaften Todes gestorben war. Noch im selben Monat hatte die Bank aus der Hypothek die Zwangsvollstreckung betrieben.
    Und vor dem Tag der Versteigerung war Jacks Mutter gestorben — an Lungenentzündung, hatte der Arzt gesagt, in Wahrheit jedoch an gebrochenem Herzen. Voller Bitterkeit hatte Jack mit ansehen müssen, wie das Land, das sein Großvater dem unberührten Wald entrissen hatte, verkauft worden war. Dann war Jack Botenjunge beim ortsansässigen Anwalt geworden.
    Mit der Zeit war der Schmerz über den Verlust gewichen, und Jack hatte sich vor der Wahl gesehen, sich seinem Schicksal zu beugen oder zu versuchen, das Beste draus zu machen. Er hatte sich für die zweite Möglichkeit entschieden. Indem er täglich noch länger arbeitete als auf der Farm, hatte er aus den Büchern des Anwalts so viel Wissen herausgezogen, wie sie boten.
    Dann hatte er Wisconsin, seinem Geburtsrecht und seinen Träumen den Rücken gekehrt und sich nach Boston aufgemacht, wo er richtig lernen konnte. In fünf Jahren harter Arbeit hatte er sich ein Juradiplom und eine Stelle in der angesehenen Kanzlei von Clyburn and Scott erkämpft. Für viele wäre diese Stelle selbst schon ein Sieg gewesen, doch für Jack Gates war es nur eine weitere Stufe auf der Treppe nach oben, zum Gipfel der Macht, den zu erreichen er beabsichtigte.
    Die Erfahrung hatte Gates gelehrt, daß nur Macht und Reichtum die Sicherheit bieten konnten, nach der es ihn verlangte. Eines Tages wollte er über diese Sicherheit verfügen. Wie Clyburn wollte er sein, mit einer Villa in Back Bay (*Stadtteil von Boston) und einem Sommerhaus in Maine, mit Wochenendgesellschaften, Dienern und Kutschen. Es genügte ihm nicht, wohlhabend zu sein, wie die Hillyers es offensichtlich waren. Er wollte mehr als das.
    Nach ihm sollten sich die Menschen umdrehen, wenn er vorbeifuhr, und sich zuflüstern: „Schaut, dort fahrt Jack Gates." Er beabsichtigte, die Bankiers in ihrem eigenen Spiel zu schlagen.
    Er strebte es an, und es würde ihm gelingen. Das war die vielen Arbeitsstunden, die hastig hinuntergeschlungenen Mahlzeiten, das ständige Politisieren und unscheinbaren jungen Frauen den Hof machen, wert. Wenn es ihn dem Ziel näherbrachte, war ihm nichts zu anstrengend. Und erreichen würde er es, denn unbeirrt schritt er den Pfad entlang, und ein solcher geradliniger Ehrgeiz mußte die gerechte Belohnung nach sich ziehen.
    ★
    „Mutter, ich habe mir gedacht. . ."
    Jack Gates wurde von einer Stimme aus seinen Gedanken gerissen, die er erkannte, che die Küchentür aufgestoßen wurde und Mary Hillyer mit erhitztem Gesicht erschien. Bei ihrem Eintritt hatte sie gesprochen, doch als sie Gates sah, verstummte sie. Ihre Verwirrung steigerte sich noch, als er aufstand, um sie zu begrüßen.
    „Miss Hillyer, guten Morgen."
    „Mr. Gates. Was machen Sie denn hier?" Dann, nachdem ihr der Tonfall ihrer eigenen Frage nicht gefallen hatte, fügte sie hastig hinzu: „Es ist nur, weil ich dachte, ich würde meine Mutter allein vorfinden. Emily hat ihr vor weniger als einer Viertelstunde das Frühstück
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher