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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990
Autoren: Heather Graham
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Weshalb hatte sich Jack Gates an diesem Abend abgewandt, ohne sich noch einmal umzublicken? Hatte er sie, warum auch immer, als ein Mädchen eingestuft, das nach Hause gehörte und nicht zum Tanzen in seine Arme?
    Von einer dünnen Stimme aus dem Obergeschoß wurde Mary aus ihren Träumen gerissen. Das war Grandfather, der wütend war, weil sie ihn immer noch allein ließ.
    Draußen hatte der Schnee die Wagenspuren bereits verdeckt, und der Hof lag still unter der weißen Schneedecke. Was für törichte Gedanken machte sie sich da? Wie ein Schulmädchen trauerte Mary einem Mann nach, den sie kaum kennengelernt hatte.
    Solche Unzufriedenheit war gar nicht ihre Art. Am nächsten Morgen, wenn die Sonne auf den Schnee schien, würde sie sich besser fühlen. Weihnachten stand bevor, und das war für sie das schönste aller Feste. Bald bekam sie eine Menge zu tun, was sie von solchen Gedanken ablenkte. Dennoch verweilte sie noch einen Augenblick, in dem sie im Geist noch einmal die Geste vor sich sah, mit der Jack Gates sich die Locke aus der Stirn gestrichen hatte. Sobald sie den Vorhang losließ, fiel er in seine ursprüngliche Lage zurück. Mary wandte sich vom Fenster ab und durchquerte den Flur.
    „Ich komme, Grandfather. Ich komme schon!" rief sie.

2. KAPITEL
    Jack Gates bestrich ein Brötchen mit Butter und nahm genüßlich einen Bissen. Der Geschmack weckte Erinnerungen an seine Kindheit, ebenso wie das süße Aroma von Biskuits, das sich unter der Küchentür hervor die Hintertreppe hinauf bis in das Zimmer im zweiten Stock ausgebreitet hatte, das er mit Gray teilte.
    Gray schlief immer noch, denn am vorangegangenen Abend war es sehr spät geworden. Jack hatte jedoch der Duft geweckt und aus dem Bett gelockt. Nachdem er sich hastig gewaschen hatte, war er dem Duft die Treppe hinunter ins Eßzimmer gefolgt.
    Dort hatte ihn ein Korb mit weichen Brötchen und Biskuits erwartet, ebenso wie eine Kanne mit fast heißem Kaffee auf dem Anrichtetisch. Vermutlich hätte die Küche mehr geboten, wenn er darum gebeten hätte, doch etwas daran, wie das Morgenlicht durch die hohen Fenster einfiel, ließ ihn einfache Brötchen und Kekse bevorzugen.
    Auf der zweiten Hälfte des Brötchens verteilte Jack etwas von der Brombeermarmelade, die er ebenfalls auf der Anrichte vorgefunden hatte, und von der er wußte, daß sie ebenfalls hausgemacht war. Er erinnerte sich, wie sie in großen Töpfen in der Küche bei niedriger Temperatur gesiedet worden war, bevor sie zum Auskühlen auf dem Arbeitstisch gestanden hatte, wo sie in der hellen Morgensonne rubinrot geleuchtet hatte. Es war lange her, seit er zum letztenmal hausgemachte Marmelade gekostet hatte. Zu lange, dachte er plötzlich wehmütig.
    Ein aufsteigender junger Anwalt in Boston hatte kaum Zeit, überhaupt zu essen, geschweige denn, seine Mahlzeiten zu genießen. Häufig verbrachte er ja sogar die Zeit außerhalb des Büros mit der Förderung seiner Karriere.
    Das letzte Mal hatte er Boston sechs Monate zuvor verlassen, und das nur für einen Wochenendbesuch bei Mr. Clyburn in Maine. Clyburn war ein Seniorchef der Kanzlei, in der Jack Gates arbeitete. Es war ein Zeichen der Gunst gewesen, dorthin eingeladen zu werden, und Gates hatte sich dankbar gezeigt, indem er Clyburns Tochter ausgeführt hatte, obwohl einige andere der jungen Damen wesentlich angenehmere Gesellschaft geboten hätten. Sogar eine für ihr Alter noch gut aussehende Gattin war dort gewesen, die ihm durch Blicke und Andeutungen zu verstehen gegeben hatte, daß sie eine Wochenendliebelei begrüßt hätte. Ein anderer Mann in seiner Lage hätte sich vielleicht verführen lassen, doch Jack Gates hatte sie statt dessen mit einer Mischung aus Bescheidenheit und guter Laune hingehalten, die sie davon abhielt, zur Feindin zu werden. Er mochte auf dem Land aufgewachsen sein, doch er hatte viel gelernt. Sein Ziel kannte er, ebenso wie den Weg dorthin. Er wollte reich werden, genauso reich und angesehen wie Clyburn.
    Eigenartig, daß er sich so weit von seinen Wurzeln entfernt haben sollte. Wenn ihm jemand im Alter von zwölf Jahren gesagt hätte, daß sein Leben so aussehen sollte, hätte er ihm ins Gesicht gelacht. Damals hatte er der Zukunft ruhig entgegengesehen. Er hatte geglaubt, in dem Haus erwachsen zu werden, das sein Großvater aufgebaut hatte, und dasselbe Land zu bestellen, das sein Vater gerodet hatte. Nach der Heirat hatte er sich eigene Felder kaufen wollen, da sein älterer Bruder Ned die Farm
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