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Historical Saison Band 12

Historical Saison Band 12

Titel: Historical Saison Band 12
Autoren: Julia Justiss Sylvia Andrew Diane Gaston
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Erleichterung hörte er, dass die Frau dasselbe tat. Sie hatte überlebt.
    Dann brach eine Welle über ihnen zusammen und riss sie mit sich. Tanner gelang es noch, Atem zu holen, bevor sie wieder ganz vom Wasser umschlossen waren. Erneut tauchten sie auf, wurden weitergeschleudert und dann in die Tiefe gezogen.
    Als sie wieder an die Oberfläche schnellten, rief Tanner: „Sind Sie verletzt?“
    „Nein“, schrie sie.
    Er hielt sie noch fester, als die nächste Welle auf sie zurollte. Wenn die See sie nicht verschlang, würde die Kälte sie umbringen.
    Die Welle riss sie weit mit sich. Durch einen Schleier aus Regen und Meerwasser erspähte Tanner die Küste, doch dazwischen lagen zerklüftete Felsen, die wie spitze Zähne aus dem Wasser ragten. Eine weitere Welle überrollte sie und dann die nächste. Das Tuch löste sich und wurde fortgeschwemmt. Die Frau konnte sich nicht mehr am Maststück halten. Tanner musste sich zwischen dem Holz und der Frau entscheiden. Er ließ die Frau nicht los.
    Ihre Röcke zogen sie beide nach unten, und die gefesselten Handgelenke machten ihr das Schwimmen unmöglich. Tanner kämpfte, um sie über Wasser zu halten, während sie den Felsen immer näher kamen.
    Die nächste Welle schleuderte sie gegen einen schroffen Stein. Beim Aufprall schrie sie laut auf. Eine andere Welle schmetterte sie gegen den nächsten Felsen. Tanner versuchte, die Frau mit seinem Körper vor den Stößen abzuschirmen, aber das Wasser wirbelte sie zu schnell herum. Er verlor das Gefühl in Armen und Beinen und fürchtete, er könne sie nicht länger festhalten.
    Nicht noch ein Menschenleben, dessen Ende ich zu verantworten habe! Das würde er nicht ertragen.
    Er prallte gegen einen Felsen, und alles wurde schwarz.
    Als Tanner die Augen öffnete, spürte er nassen Sand auf einer Wange. Das Rauschen der Wellen hallte in seinen Ohren wider, und die Schaumkronen schienen ihm zuzuzwinkern. Er befand sich auf festem Boden. Festem und zuverlässigem Boden.
    Die Frau! Er hatte sie verloren. Fluch über ihn, er hatte sie losgelassen. Die Verzweiflung traf ihn mit derselben Wucht, wie es zuvor die sturmgepeitschten Wellen der Irischen See getan hatten. Seine Glieder waren schwer wie Blei, und seine Seele schmerzte vor Schuldgefühlen. Er hatte sie losgelassen.
    Ein Licht leuchtete auf, das sich rasch hin und her bewegte. Plötzlich spürte er Hände, die seine Kleidung durchsuchten und in seinen Taschen wühlten.
    Er packte eine der tastenden Hände, und der Dieb zog ihn bei dem Versuch, sich loszureißen, auf die Beine. Tanner konnte ihn nicht mehr festhalten und fiel in den Sand zurück. Der Mann trat ihm gegen die Rippen. Tanner rollte weg, um den Tritten auszuweichen, aber der Mann trat weiter zu.
    „Dein Geld“, knurrte der Mann, während er nicht aufhörte, ihm Tritte zu versetzen.
    An den englischen Küsten wimmelte es von Strandräubern – Leuten, die darauf hofften, dass ein Schiff zerschellte, sodass sie alles an sich reißen konnten, was an Land gespült wurde. Tanner hatte sich nie träumen lassen, jemals einem solchen Menschen zu begegnen.
    Er rollte sich zusammen, um sich vor den gnadenlosen Stiefeltritten zu schützen. Plötzlich brach der Mann über ihm zusammen. Tanner schob ihn von sich und setzte sich aufrecht hin.
    Vor ihm stand die Frau, ein langes Holzstück in den zitternden und nach wie vor gefesselten Händen.
    Marlena Parronley starrte auf den niedergestreckten Unmenschen, der ihren Retter derartig brutal attackiert hatte. Sie hatte den Schurken mit all ihrer verbliebenen Kraft getroffen.
    Vielleicht hatte sie diesmal tatsächlich einen Mann getötet.
    Tannerton ging unter Schmerzen in die Hocke, sah zu ihr auf und hielt sich schwer atmend die Seiten.
    Marlena hatte Tannerton sofort erkannt, als sie ihn an Bord des Schiffes gesehen hatte. Bei ihm hatte jedoch nichts darauf hingewiesen, dass er sich an sie erinnerte.
    Gott sei Dank.
    In ihrer ersten und einzigen Londoner Saison war er bei vielen Festivitäten zugegen gewesen, aber er war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Marquess, und sie war nur die Tochter eines Barons, noch dazu eines schottischen. Dennoch waren Eliza und sie in diesen berauschenden Tagen seinetwegen sehr aufgeregt gewesen. Sie hatten ihn Tanner genannt, als ob sie Aufnahme in jenen Zirkel engster Freunde gefunden hätten, der ihn umgab. Mit vorgehaltenen Fächern hatten sie nach dem attraktiven Marquess Ausschau gehalten, der so groß war und dessen braunes Haar immer ein
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