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Historical Saison Band 12

Historical Saison Band 12

Titel: Historical Saison Band 12
Autoren: Julia Justiss Sylvia Andrew Diane Gaston
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wenig zerzaust wirkte. Und dann seine Augen! Seine moosgrünen Augen hatten es ihnen angetan. Eliza und sie hatten alle erdenklichen Möglichkeiten ersonnen, wie sie ihn treffen könnten, und hatten sich nicht getraut, ihre Pläne in die Tat umzusetzen.
    Freilich hatte sie sich damals nicht vorstellen können, dass sie sich eines Tages mit ihm inmitten eines Sturms auf einem auseinanderbrechenden Schiff befinden würde.
    „Glauben Sie, dass ich ihn getötet habe?“
    Tanner legte zwei Finger an den Hals des Mannes. „Er lebt.“
    Erleichtert atmete sie auf.
    Tanner rappelte sich hoch.
    „Sind Sie verletzt?“, erkundigte er sich.
    Marlena schüttelte den Kopf. Er schien sie tatsächlich nicht zu erkennen. Er versuchte, ihre Lederfesseln zu lösen. Schon auf dem Schiff waren ihre Handgelenke wund gescheuert. Jetzt waren sie von der Kälte so betäubt, dass sie keinen Schmerz spürte. Ihre Zähne klapperten, und sie zitterte am ganzen Körper.
    Endlich fielen die Fesseln in den Sand, und sie war frei. Marlena rieb sich die Handgelenke, aber sie hatte kein Gefühl mehr in den Händen.
    „Wir müssen dringend ins Warme.“ Er blickte sich um.
    Sie befanden sich in einer Felsbucht mit ein wenig Sand. Steile schwarze Klippen umschlossen sie wie die Mauern eines Gefängnisses.
    „Da dieser Kerl es geschafft hat, hierherzugelangen, kommen wir auch von hier weg“, sprach Tanner ihr Mut zu.
    Sie nickte, aber mit einem Mal schien alle Kraft von ihr abzufallen. Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, so tief war die Kälte in ihre Knochen gedrungen.
    Tanner hob die Laterne des Strandräubers auf und ging an den Wänden ihres Felsengefängnisses entlang. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen. Eine gewaltige Welle wurde ans Ufer gespült und erfasste ihre Füße, aber sie starrte nur wie betäubt auf das schäumende Wasser, das ihre Knöchel umschloss. Er eilte zu ihr, ergriff sie am linken Arm und zog sie vom Wasser weg.
    Ein Mal hatte er mit ihr getanzt. Eliza und sie hatten den Maskenball von Lady Erstine besucht, nachdem sie viele Stunden damit zugebracht hatten, Kostüme auszuwählen. Eliza war grün vor Neid, weil Tanner mit mir getanzt hat, erinnerte sich Marlena.
    „Bleiben Sie bei mir“, forderte er sie auf.
    Er entdeckte einen Spalt zwischen zwei Felsen, ergriff ihre linke Hand und zog sie hindurch. Dann kletterten sie kleinere Felsen hoch, die eine natürliche Treppe bildeten. Als sie zu guter Letzt den oberen Rand der Klippe erreichten, befanden sie sich auf grasigem Farmland. Der Sturm war endlich weitergezogen, aber in seinem Sog blies ein kalter Wind, der dafür sorgte, dass sich ihre Kleider wie Eis anfühlten.
    In einiger Entfernung konnten sie ein Licht erkennen. „Ein Bauernhaus“, sagte Tanner. „Beeilen Sie sich.“
    Marlena fühlte sich benommen. Sie mochte es, wenn er den Arm um sie legte, doch sie fand es gar nicht angenehm, wenn er sie drängte, weiterzugehen.
    Sie näherten sich dem Licht, aber ihr Geist war wie vernebelt, und sie wollte nur noch schlafen. „Schlaf“, flüsterte sie.
    „Nein.“ Unvermittelt legte er sie sich über die Schulter und trug sie.
    Sie erreichten das Häuschen, in dessen Fenster eine einsame Kerze brannte. Tanner pochte gegen die Tür. „Helfen Sie uns! Machen Sie auf!“
    Wenig später öffnete ein grauhaariger Mann im Nachthemd die Tür.
    „Rasch. Sie muss dringend ins Warme“, erklärte ihm Tanner.
    „Oh“, sagte der Mann. „Kommen Sie herein.“
    Tanner trug sie ins Haus und stellte sie vor einem Kamin auf die Beine. Die Hitze, die von den glühenden Scheiten in der Feuerstelle ausging, fühlte sich nach der betäubenden Kälte schmerzhaft an.
    „Bringen Sie Decken!“, befahl Tanner dem Mann. „Ich muss sie warm bekommen.“
    Der Mann wankte in ein anderes Zimmer, und Tanner begann, ihr die Kleidung auszuziehen.
    Plötzlich spürte Marlena, dass trockene Wolle ihre Schultern umgab und Tanner sie auf einen Lehnstuhl setzte.
    Der alte Mann schürte die Glut, sodass es noch heißer wurde und sie vor Schmerzen zusammenzuckte.
    „Meine Frau und mein Sohn sind beim Wrack“, sagte der Mann.
    Ja, erinnerte sich Marlena dunkel, während sie von Schüttelfrost erfasst wurde. Sie war auf einem berstenden Schiff gewesen. Sie erinnerte sich an den Schock, im eisigen Wasser zu versinken.
    Eine Katze strich schnurrend an ihren Beinen entlang. „Katze“, flüsterte sie, ohne jemanden direkt anzusprechen, und ihre Lider wurden immer
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