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HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
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dunklen Korridor hinunter. Drei Türen öffnete sie, bis sie fand, was sie suchte. Hinter jeder Tür war ein leerer unbenutzter Raum gewesen. Wildwood war viel größer, als sie gedacht hatte. Endlich fand sie eine dicke Steppdecke und ging zurück in den Salon.
    Rafe Amberville lag in voller Länge sehr unbequem auf dem Sofa, wie sie feststellte, als sie versuchte, ihn in die Steppdecke zu wickeln. Doch schließlich hatte sie Erfolg. Voller Mitleid betrachtete sie das unrasierte Gesicht. Sie hatte einiges vom Krieg gesehen, und das hatte genügt, um ihr tiefes Grauen einzuflößen. Was für schreckliche Gedanken gingen wohl jetzt durch den Kopf dieses Mannes, der soeben aus blutigen Schlachten zurückgekehrt war, wo er täglich dem Tod hatte ins Auge sehen müssen? Er war offenbar einige Jahre älter als Wayne, allerdings nicht so alt, wie die Bartstoppeln ihn aussehen ließen. Rasiert sah er bestimmt sehr gut aus.

    Rafe murmelte etwas im Schlaf. Dann stieß er mit geballten Fäusten die Steppdecke weg. Der Krieg hinterlässt bei allen seine Spur, dachte Shanna verbittert, als sie die Decke wieder hochzog. Auch ihre Träume waren nicht mehr friedlich. Anstatt ihrer Familie, ihres Verlobten, sah sie jetzt blaue Uniformen, hörte Gewehrfeuer und Kanonendonner. Wie viel schlimmer musste es ihm ergehen, der an Schlachten teilgenommen und die Schmerzensschreie der verwundeten Kameraden vernommen hatte.
    Plötzlich schlossen sich seine schmalen gebräunten Finger wie Stahlfesseln um ihr Handgelenk und hielten es fest.
    „Bleib!“ Nur dieses einzige Wort kam ihm über die Lippen.
    „Bitte, lassen Sie mich los. Es ist unmöglich …“, sagte Shanna, ehe ihr klar wurde, dass er sie nicht hörte.
    An wen klammerte er sich wie ein kleines Kind, das mitten in der Nacht aus einem Albtraum erwacht und nach etwas oder jemandem sucht, wo es Trost und einen ungestörten Schlaf findet? Behutsam wollte sie die Finger vom Handgelenk lösen. Doch im selben Augenblick, da sie sie berührte, verkrampften sie sich. Erst als sie locker ließ, entspannten sie sich wieder.
    „Ich bleibe“, flüsterte sie und betrachtete das hagere unrasierte Gesicht. „Schlaf! Ich verspreche dir, dass dich nichts mehr stören wird.“
    Shanna machte es sich auf der schmalen Chaiselongue neben Rafe so bequem wie möglich. Sie legte einen Arm auf die Sofalehne. Während der Wochen, in denen sie Verwundete in New Orleans gepflegt hatte, ehe die Stadt an die Yankees fiel, hatte sie oft die Nächte bei kritischen Fällen verbracht. Damals hatte der Tag nicht genug Stunden gehabt, um die vielen Soldaten zu pflegen. Sie hatte die Ohren verschlossen, um die grauenvollen Schreie und das Stöhnen der Verwundeten nicht mehr zu hören, wenn die Ärzte kein Morphium mehr hatten, selbst bei Amputationen.
    Jedes Mal, wenn sie das überfüllte Krankenhaus verließ, kehrte sie in das bis auf Tante Lea und drei Sklaven leere Haus zurück. Sie hatte die gehen lassen, die es wollten, da sie sowieso weggelaufen wären, um die goldene Zukunft zu suchen, welche man ihnen versprochen hatte. Auch wenn sie traurig war, hatte Shanna es nicht übers Herz gebracht, diese Menschen zurückzuhalten, von denen die meisten ihr noch aus ihrer Kindheit vertraut waren.
    Immer, wenn sie aus dem Hospital zurückkam, ließ ihr Tante Lea ein heißes Bad ein und nahm ihr sogleich die blutbefleckte Schürze oder das Kleid ab, um jede Spur des Grauens im Krankenhaus zu tilgen. Aber so leicht konnte Shanna nicht vergessen. Es war leicht, die Flecken aus der Kleidung zu waschen; jedoch so lange sie auch Hände und Arme schrubbte, immer glaubte sie, das klebrige Blut der armen Soldaten zu spüren. Dieses Gefühl verließ sie nie.
    An einem dieser endlos langen Tage hatte Shanna die Nachricht über den Tod ihres Bruders zu Hause vorgefunden. Ein einfacher Umschlag, darin der unpersönliche, wenn auch höfliche Brief, in dem man ihr mitteilte, dass Captain James de Lancel auf dem Schlachtfeld gefallen war. Er hatte sich durch große Tapferkeit ausgezeichnet und war als aufrechter Soldat gestorben.
    Tapfer – aber tot! Shanna wollte einen lebendigen Bruder, keinen toten Helden. Keine Erinnerungen! Zwei Männer waren in einem einzigen Jahr aus ihrem Leben geschieden.
    Beide tapferen Helden waren an Orten mit fremd klingenden Namen beerdigt worden. In Bull Run lag der Mann, den sie hätte heiraten sollen. In Shiloh hatte ihr Bruder die letzte Ruhestätte gefunden. Und vor einem Monat war ihr Vater in
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