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HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
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fahlgelbes Licht tauchte. Das Gewitter tobte mit voller Macht. Sie zitterte und setzte sich auf. Dann schlang sie die Arme um die Knie. Solange das Unwetter nicht vorbei war, würde sie nicht mehr einschlafen können. Sie versuchte sich zu entspannen; aber es war unmöglich. Irgendwo unten schlug ein Fensterladen gegen die Wand. Das alte Haus stöhnte und ächzte unter dem Ansturm des Windes.
    Trotz des Unwetters draußen war es im Zimmer erstickend heiß. Shanna schlug die Decke zurück und überlegte, ob ein Glas warme Milch ihr wohl helfen würde. Vielleicht waren Hannah oder Abraham noch wach? Die beiden Schwarzen waren für den Haushalt zuständig. Aber als sie in die Pantöffelchen neben dem Bett schlüpfte, schüttelte sie den Kopf. Nein, wäre einer der beiden wach, hätte er längst den klappernden Fensterladen festgemacht.
    Shanna griff nach dem Morgenmantel am Fußende des Betts. Da hörte sie noch ein Geräusch. Es war ganz in der Nähe und nicht durch das Gewitter verursacht. Jemand hatte etwas im Nebenzimmer umgestoßen. Tante Lea! Natürlich war die Gute in der Nähe geblieben, da sie Shannas Angst vor Gewittern kannte. Sie brauchte also nicht zur Küche hinunterzugehen. Wie gut!
    Vorsichtig drehte Shanna die Lampe höher, die während der wenigen Stunden, in denen sie Schlaf fand, ständig brannte. Dann ging sie über den dicken Teppich und öffnete die Tür, welche in einen großen und gemütlich ausgestatteten Salon führte.
    Als man ihr bei ihrem Eintreffen in Wildwood diese Zimmer gab, hatte in diesem Raum ein schwerer Schreibtisch aus Mahagoni gestanden, dessen Platte mit rotem Leder bezogen war, außerdem standen damals noch zwei Ledersessel und reich geschnitzte Bücherschränke an zwei Wänden. Alles war durchaus geschmackvoll, aber nicht für den Komfort eingerichtet, den eine Frau nun einmal brauchte. Keine hübschen Vorhänge an den Fenstern, keine Sessel mit bunten, hellen Bezügen, kein Teppich auf dem Parkettboden. Shannas Gedanke beim ersten Blick war: Dies ist ein typisch männlicher Raum!
    Alexander Amberville hatte das Problem in einem einzigen Tag gelöst, indem er eine mit burgunderfarbenem Brokat bezogene Chaiselongue und zwei dazu passende Fauteuils hineinstellen ließ. Die ursprünglichen Möbel wurden auf den Speicher verbannt. Neue Vorhänge wurden an den Fenstern aufgehängt, und auf dem Boden lag nun ein dicker rosa-beiger Teppich.
    Shanna hatte eigentlich erst heute – nachdem der Schmerz über die Verluste etwas abebbte und sie akzeptiert hatte, dass sie weiterleben musste – bemerkt, wie viel Entgegenkommen man ihr im Hause des Freundes ihres Vaters und dessen Sohn erwiesen hatte. Beide besuchten sie täglich und hatten unzählige Male versucht, sie zu überreden, doch nach unten zu kommen oder eine Kutschfahrt zu machen, damit die Sonne ein bisschen Farbe auf die blassen Wangen malen könne. Niemals hatten sie jedoch versucht, Shanna ihren Willen aufzuzwingen, wenn sie stur alles ablehnte.
    Morgen wollte sie den beiden zeigen, wie dankbar sie ihnen war. Nicht nur, weil sie ihr ein Heim boten, sondern vor allem für die Fürsorge, welche sie ihr hatten angedeihen lassen. Sie hatte nicht nur sich selbst sträflich vernachlässigt, sondern auch die Menschen, die so freundlich zu ihr waren. Nein, das war wirklich ganz gegen die Erziehung, welche sie genossen hatte!
    Die Lampe im Salon warf einen unheimlichen Schein über den Boden. Als Erstes sah Shanna den kleinen Tisch, wo die unfertige Stickerei ordentlich zusammengefaltet in einem Körbchen lag, welche sie vor einer Woche angefangen hatte. Sie ging vorsichtig weiter und suchte nach dem Gegenstand, der umgefallen war.
    „Tante Lea? Bist du da? Ich habe ein Geräusch gehört und …“
    Ihr stockte die Stimme. Von hinten links, wo die Chaiselongue stand, hörte sie das unmissverständliche, grässliche Knacken, das entstand, wenn der Hahn einer Pistole gespannt wurde. Panik erfasste sie. Yankees! Nein, das war unmöglich. Sie waren Hunderte von Meilen entfernt. Ein Deserteur …
    „Umdrehen und die Lampe hochhalten, damit ich Ihr Gesicht sehen kann!“, befahl eine Stimme. Shanna schlug das Herz in der Kehle, als sie gehorchte und sich langsam umdrehte. Der schwache Lichtschein fiel auf ihr blasses Gesicht. Das schwarze offene Haar glich den Schwingen eines Raben. Ihre Lippen zitterten, die Augen waren vor Angst geweitet.
    Der Mann, der sich vom Sofa erhob, war groß, mehr als einen Meter achtzig, und kraftvoll gebaut.
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