Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
Vom Netzwerk:
Loch, denn er war schon wieder leer. Und Gaston war äußerst säumig, den Becher wieder zu füllen.
    Quinn legte seine Hand fest auf die des Bruders. „Habt Ihr ihr nicht die Wahrheit gesagt?“
    „Sie wollte nicht zuhören.“
    „Dann folgt ihr!“
    Yves holte tief Luft und sah stirnrunzelnd den Kelch an. „Sie verbot mir, nach Perricault zurückzukehren.“ Plötzlich fühlte er sich, als hätte er nicht einen einzigen Tropfen Wein getrunken. Er spielte mit seinem leeren Becher, und die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    „Weil Ihr betrunken seid?“
    „Ich bin nicht betrunken, und ich war seit zwölf Jahren nicht betrunken“, erwiderte Yves ärgerlich.
    Quinn sah ihn unglaubwürdig an. „Zwölf Jahre? Genau zwölf Jahre?“
    „Es werden bald dreizehn Jahre sein, eine Woche vor dem Weihnachtsfest, wenn Ihr Genauigkeit verlangt“, erklärte er förmlich.
    Quinn hob die Augenbrauen. „Ein Tag zum Erinnern?“
    „Ein Tag, den ich schwerlich vergessen kann.“ Er sah seinen Bruder an. „Und ein Tag, an den auch Ihr Euch erinnern solltet, denn es war der Tag, an dem unsere einzige Schwester getötet wurde.“
    Der Bruder runzelte die Stirn. „Was meint Ihr?“
    „Es werden dieses Jahr dreizehn Winter sein, dass Annelise de Sayerne von Wölfen getötet wurde. In den südlich von hier gelegenen Wäldern. Ich verstehe nicht, warum das so schwer zu begreifen ist.“
    „Aber …“
    „ Nichts aber! Unsere einzige Schwester starb einen grausamen Tod, weil ich sie zu einer Entscheidung zwang.“ Yves wies mit dem Finger auf seine Brust, um seine Selbstschuld deutlich zu machen. „ Ich verlangte, dass sie zwischen zwei Bewerbern wählen sollte, obwohl sie entschlossen war, sich überhaupt nicht zu vermählen. Ich weigerte mich, in dieser Angelegenheit nachzugeben, als Annelise das Kloster wählte, das sie, wie ich wusste, hasste. Ich führte die Gruppe an, die den Weg verlor, und ich fand ihre von Wölfen zerfleischten Überreste.“
    Er drängte die unwillkommenen Tränen zurück, hob seinen Becher und schlug damit ungeduldig auf die Tafel, als er ihn wieder leer fand, dann warf er ihn beiseite. Gaston trat mit aufgerissenen Augen heran.
    „Ja, ich habe in meinem Kummer eine gute Woche lang getrunken“, fuhr er fort. „Denn ich wusste so sicher, als hätte ich sie mit eigener Hand gemeuchelt, dass ihr Tod meine Schuld war.“
    Yves fuhr sich mit den Händen durchs Haar, dann vergrub er sein Gesicht darin. Er war sich der Anklage bewusst, die in Quinns Augen zu lesen sein musste. Das Schweigen des Mannes sagte mehr, als er ertragen konnte.
    „Sie war unsere einzige Schwester“, gestand Yves leise, „und außer dem Stallmeister war sie die Einzige in ganz Sayerne, die mich nicht verächtlich behandelte. Ich konnte mir niemals vergeben, dass ich nicht besser für ihre Sicherheit gesorgt habe.“
    Wütend holte er Luft. „Die Wunde, die ihr Verlust mir brachte, ist niemals verheilt. Ich schwor mir vor zwölf Jahren, keine weitere Wunde wie diese zugefügt zu bekommen oder jemand anderem die Gelegenheit zu geben, mir solch einen Schlag zu versetzen.“
    Er fühlte Quinns Hand auf seiner Schulter. „Doch Ihr tatet es?“
    Er nickte, er konnte seinen Bruder nicht belügen, was auch immer dieser Mann für ihn empfinden würde. „Doch dieser – dieser ist tausend Mal schlimmer.“
    „Yves, seht mich an.“ Die Stimme des Bruders war gesenkt, aber nicht mit der Verdammnis erfüllt, die er erwartet hatte.
    Widerstrebend hob er den Kopf und war erstaunt, seinen Bruder lächeln zu sehen. Ehe er etwas sagen konnte, erhob Quinn entschlossen die Stimme. „Annelise ist nicht tot.“
    „Zweifellos ist sie das! Quinn, ich selbst fand ihre Überreste!“ Im Geiste sah er die blutigen Kleider, und Galle stieg in ihm hoch, aber der Bruder packte ihn bei den Schultern.
    „Hört mir zu!“
    Yves schüttelte den Griff seines Bruders ab, dann sah er aus den Augenwinkeln, dass die vermummte Gestalt ihre zarte Hand hob.
    Sein Herz blieb beinahe stehen. Als die Kapuze zurückgeschlagen wurde, starrte er ins Angesicht seiner Schwester.
    Annelise. Sie war älter geworden, doch das Feuer, an das er sich erinnerte, loderte noch heftiger in ihren Augen.
    „Annelise!“, flüsterte er. Der Wein war vergessen. „Ich dachte … ich war sicher …“
    Sie lachte. „Und ich dachte, Ihr seid tot.“
    Sie starrten sich gegenseitig an, dann erhellten sich ihre Gesichter. Yves kam wackelig auf die Beine, stolperte dabei über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher