Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Collection Band 01

Historical Collection Band 01

Titel: Historical Collection Band 01
Autoren: MARGUERITE KAYE BRONWYN SCOTT MICHELLE WILLINGHAM ELIZABETH ROLLS
Vom Netzwerk:
„Außerdem muss ich mich zwangsläufig fragen, warum Sie uns Geld anbieten. Etwa als Entschädigung für das, was Sie vor sechs Jahren getan haben?“
    Sie dachte, er wolle sich mit Geld von seiner Schuld freikaufen? Jetzt ballte er die Hände zu Fäusten.
    Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Wie kalt sie ihn anschaute! Er musste die Augen abwenden. O Gott, es war so schwer, die Beherrschung zu wahren!
    Als er schließlich wieder zu Loveday hinsah, wusste er weniger als je zuvor, wie er sich in dieser unangenehmen Situation verhalten sollte. Sie beobachtete ihn noch immer, dabei war ihr Gesicht so ausdruckslos wie eine Maske. Aufs Neue wallte Zorn in ihm auf. Er biss die Zähne zusammen – und dann erkannte er die Lösung.
    Bisher hatte er dem schäbig eingerichteten Zimmer, das zudem nur von einer einzigen Kerze erleuchtet wurde, kaum Beachtung geschenkt. Nun jedoch bemerkte er die vielen Gemälde, die überall standen.
    „Ich werde ein paar Bilder kaufen“, verkündete er.
    „Ich verstehe nicht …“
    War das nicht eigentlich sein Text? Nun, wie auch immer, es war eine Erleichterung zu sehen, dass Lovedays Gesicht nun nicht mehr einer leblosen Maske glich, sondern einen verwirrten Ausdruck trug.
    „Lionels Bilder haben mir immer gefallen“, erklärte er. „Ich möchte einige kaufen.“ Wenn er sich ein paar aussuchte, würde er den Trehearnes Geld genug geben können, um ihnen einen Umzug zu ermöglichen. Ja, so vermochte er ihnen zu helfen, ohne ihren Stolz zu verletzen. Sie würden diese Hölle verlassen können, ohne dass er Loveday mit seiner finanziellen Unterstützung das Gefühl gab, wie eine Dirne bezahlt zu werden.
    „Sie haben doch keines der Gemälde auch nur angeschaut!“, protestierte Loveday.
    Tatsächlich standen die Bilder so, dass man nur die leere Rückseite der Leinwand sah. Aber eigentlich war es auch überflüssig, sie zu begutachten. Da Lionel sie gemalt hatte, würden sie gut sein. Trotzdem sagte Everett nun beruhigend: „Das lässt sich ändern.“ Zielstrebig ging er zu einem Stapel hin, der gegen ein Tischbein gelehnt war, bückte sich und begann, die Gemälde durchzuschauen.
    Es gab ganz unterschiedliche Motive. Eine Gebirgslandschaft zum Beispiel, wohl in Italien von Lionel erschaffen. Ein wunderschönes stimmungsvolles Gemälde, das – genau wie alle anderen auch – eine Bereicherung jeder ernstzunehmenden Kunstsammlung sein würde. Er zog es heraus, stellte es an die Seite und schaute sich das nächste an.
    Ihm stockte der Atem. Diese Farben! Diese Weite! Dieses allumfassende Gefühl der Einsamkeit! Ein Strand, kleine Wellen und in einer Ecke eine winzige menschliche Gestalt, die vom Licht der untergehenden Sonne wie in Gold getaucht wirkte. Ein Traum, aber ein sehr trauriger Traum …
    Everett zog das Bild aus dem Stapel heraus und stellte es zu der Gebirgslandschaft.
    Er würde sich noch ein drittes aussuchen. Das nächste stellte ein buntes Blumenmeer dar. Und dann … Er kannte dieses Bild! Nein, er kannte es nicht als Gemälde. Er kannte es aus der Vergangenheit, aus der Wirklichkeit. Eine junge Frau, die mit hoch gezogenen Beinen in einem zerschlissenen alten Sessel saß und ein getigertes Kätzchen streichelte, das sie auf dem Schoß hielt. Da ihr Kopf ein wenig nach vorn gebeugt war, fielen ihr die rotgolden glänzenden Locken ins Gesicht. Wie schön sie war …
    Hatte Lionel das Werk vor oder nach dem unverzeihlichen Ereignis geschaffen?
    O Gott, ich muss es haben!
    Vorsichtig stellte er es zu den anderen beiden Bildern. „Wie viel kosten sie?“
    Sie starrte ihn an. Es dauerte einen Moment, ehe Loveday fragte: „Sie wollen alle drei? Auch das Strandbild?“
    „Ja, gerade das gefällt mir besonders gut. Wie viel also?“
    Plötzlich sah sie verängstigt, gehetzt, beinahe panisch aus. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und ihre Lippen bebten. „Ich … Ich weiß nicht“, stammelte sie.
    „Fünfzig?“, schlug er vor.
    „Fünfzig für alle?“ Sie schien sich gefangen zu haben, schaute jetzt beinahe entrüstet drein.
    „Fünfzig für jedes.“
    „Das“, stellte Loveday fest, „ist zu viel.“
    „Durchaus nicht“, widersprach er. „Sie sind gut. Sie sind sogar hervorragend. Etwas Besonderes.“ Und das war nicht gelogen. Vor allem das Strandbild war wunderbar. Genau wie die Wandgemälde in seinem Schlafzimmer drückte es eine tiefe Sehnsucht aus. Dazu eine Traurigkeit, die bei den anderen Werken zum Glück fehlte. Lionel musste seinen Stil
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher