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Historical Band 303

Historical Band 303

Titel: Historical Band 303
Autoren: Lucy Ashford , Michelle Willingham
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vermisst womöglich Euer Heim, Eure Hoheit! Ihr musstet eine so lange Reise auf Euch nehmen, da wollten wir, dass Ihr Euch hier wirklich wohl und willkommen fühlt!“
    Marie-Louise blickte sie erstaunt an. „Manchmal muss man … Abenteuer … – ist dies das richtige Wort? – auf sich nehmen, um herauszufinden, was für einen selbst das Richtige ist, denke ich. Aber ich betrachte euch alle bereits als meine Freunde, die ersten Freunde, die ich in dieser wunderschönen Stadt gefunden habe!“ Seufzend ließ sie sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und schlüpfte aus den hübschen weißen Satinschuhen. „Zu eng“, erklärte sie mit leicht gekrauster Stirn, „meine armen Füße, sie schmerzen …“
    „Eure kaiserliche Majestät, wir werden Euch andere Schuhe aus Eurer Aussteuer bringen!“
    „Nein.“ Marie-Louise hob lächelnd die schmale weiße Hand. „Mein Gatte hat sie für mich ausgewählt, daher werde ich sie tragen. Diese kleine Unannehmlichkeit nehme ich gern in Kauf, versteht ihr, weil ich ihn liebe und ich liebe Paris, weil es die Stadt seines Herzens ist.“
    Sie liebt ihn tatsächlich, dachte Sophie. Jacques hatte recht: Sie liebt ihn wahrhaftig.
    Während an diesem Abend das üppige Hochzeitsmahl im Palast stattfand, stand Sophie allein auf der verlassenen Terrasse, von der man die Tuileriengärten überblicken konnte, die von Tausenden Laternen erhellt wurden.
    Vor einer Stunde war Fleur vor Freude überschäumend zu ihr gekommen. „Er ist zurück! Mein Henri ist zurück. Er war nur verwundet, nicht tot, und wir werden so bald wie möglich heiraten!“
    Sophie umarmte sie herzlich. „Ich freue mich so sehr für dich, meine Liebe. Ich freue mich wirklich sehr.“
    Alle waren glücklich. Ganz Paris, so schien es, feierte in den Gärten, in denen sie am vergangenen Abend Jacques gebeten hatte, sie zu lieben.
    Den Comte de Claremont. Erneut krampfte sich ihr Herz vor Kummer zusammen. Oh, welche Närrin sie gewesen war. Sie hatte so viele warnende Vorzeichen missachtet. Sein Gebaren, seine Bildung. Die Tatsache, dass er wusste, wie Marie-Louise aussah, zweifellos hatte er mit ihr diniert! Wie musste er über Sophies Vermutung, er sei ein armer Maler, gelacht haben. An diesem Abend war er natürlich Gast beim kaiserlichen Bankett. Womöglich erheiterte er sogar seine aristokratischen Freunde mit der amüsanten Geschichte über die naive, unschuldige Näherin, die dachte, er sei ein armer Künstler, und ihn anflehte, sie zu verführen …
    Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und wirbelte herum. Es war Jacques; in seinem schwarzen, maßgeschneiderten Frack und dem weißen Halstuch sah er schlicht atemberaubend aus. Unvermittelt begann ihr Herz, unerträglich schnell zu schlagen. Die Hand an die Kehle legend, wich sie zurück.
    „Sind Sie gekommen, um sich erneut über mich lustig zu machen?“
    „Sophie“, setzte er an. „Ich möchte dir erklären …“
    „Gehen Sie.“ Sie brodelte vor Wut. „Ein armer Künstler. Sie haben mir weisgemacht, Sie seien ein armer Künstler!“
    „Falsch“, widersprach er nachdrücklich. „Du hast angenommen, ich sei ein armer Künstler. Habe ich dir nicht letzte Nacht gesagt, dass wir reden müssen?“
    „Worüber?“, fragte sie verbittert. Ihre Stimme bebte. „Wollten Sie mir womöglich eine Bezahlung anbieten?“
    „Ich wollte dir etwas geben, das gewiss“, sagte er. Er hielt ihr eine schmale Schachtel hin. Sie krauste die Stirn, nahm sie entgegen und öffnete sie.
    Darinnen lag eine ovale Silberbrosche mit einem Miniaturporträt von … ihr.
    Ihr Herz zog sich zusammen.
    „Nur um dir zu beweisen“, sagte er ruhig, „dass du nicht ganz zu Unrecht angenommen hast, ich sei ein Künstler.“
    Fest umklammerte sie die Schachtel. Das bedeutet gar nichts, überhaupt nichts … „Aber Sie sind auch ein Comte!“
    „Ein mittelloser Comte“, sagte er, „bis kürzlich. Während der Revolution wurde mein Vater, wie so viele, ins Exil verbannt. Er verlor sein Land, sein Vermögen, alles. Also habe ich mir meinen Lebensunterhalt in den Städten ganz Europas selbst verdient, in dem ich das tat, worin ich gut war – malen. Als Napoleon Kaiser wurde, rief er seine Adeligen aus dem Exil zu sich zurück und gab ihnen ihr Land wieder. Dennoch bin ich ganz gewiss nicht reich. Die Ländereien meines Vaters sind arg vernachlässigt worden und es gibt noch reichlich zu tun. Ich bin natürlich wegen der Hochzeit nach Paris gekommen, um Napoleon meine
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