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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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Stallburschen kamen zu ihnen geeilt, um ihnen die Pferde abzunehmen, ein anderer Diener half, Gunter in den Großen Saal zu bringen. Einige Männer wurden durch die plötzliche Unruhe aus dem Schlaf gerissen und sahen überrascht auf. Aylwin bemerkte Elgiva und eilte sofort zu ihr.
    „Das ist Gunter, der Verwalter meines Onkels“, ließ sie ihn wissen. „Er ist verletzt, aber ich weiß nicht, wie schlimm es ist.“
    Aylwin schaute auf den großen Fleck aus getrocknetem Blut auf dem Waffenrock des Mannes. „Er hat viel Blut verloren, seine Wunden müssen unbedingt versorgt werden.“
    Elgiva schickte einen Diener los, um ihre Kiste mit Arzneien zu holen. Ein anderer kam mit einem Kelch Wasser und half, den Verletzten ein wenig anzuheben, damit Elgiva ihm den Kelch an die Lippen halten konnte. Gunter trank gierig, aber sie gestattete ihm nur wenige Schlucke. Dann sahen sie und die eilig herbeigerufene Osgifu sich die Wunde an. Sie stammte von einem Schwerthieb, der eine tiefe, aber saubere Schnittverletzung hinterlassen hatte. Soweit Elgiva das erkennen konnte, war die Verletzung nicht lebensgefährlich, dennoch hatte Gunter viel Blut verloren. Gemeinsam stoppten sie die Blutung, säuberten und verbanden die Wunde. Gunter ließ das alles wortlos über sich ergehen, nur sein Gesicht wirkte noch bleicher als zuvor.
    „Ihr müsst Euch jetzt ausruhen, damit Ihr zu Kräften kommt.“
    „Herrin, ich muss reden. Meine Neuigkeiten dulden keinen Aufschub.“
    „Dann redet, Gunter. Betrifft es meinen Onkel?“
    „Aye, Herrin, und es sind schlechte Neuigkeiten.“
    „Ist etwas geschehen? Ist er krank?“
    „Nein, Herrin. Er ist tot, so wie seine ganze Familie. Seine Burg wurde in Schutt und Asche gelegt. Eine gewaltige Kriegerhorde Wikinger ist auf dem Weg nach Norden.“
    Grabesstille folgte diesen Worten. Jeder der Anwesenden versuchte sich auszumalen, was diese Neuigkeit zu bedeuten hatte.
    „Dann stimmen die Gerüchte also“, murmelte Aylwin.
    „Aye, Herr. Sie tauchten ohne Vorwarnung vor unseren Toren auf, aber selbst wenn wir viel früher von ihrem Kommen gewusst hätten, wäre es uns nicht besser ergangen. Es waren einfach zu viele, als dass wir uns gegen sie hätten behaupten können. Wen sie nicht getötet haben, den verschleppten sie als Sklaven. Ich wurde verletzt und für tot gehalten. Als ich wieder zu mir kam, war vom Wohnturm nur noch eine rußgeschwärzte Ruine übrig. Ich fand ein entlaufenes Pferd und machte mich im Schutz der Dunkelheit auf den Weg hierher.“
    „Es ist gut, dass Ihr das gemacht habt“, sagte Elgiva.
    „Es war notwendig“, murmelte Gunter, „denn die Söhne von Ragnar Lodbrok üben schreckliche Rache für den Tod ihres Vaters.“
    „Davon haben wir gehört“, bestätigte Aylwin. „Vor gut einem Jahr hat es Gerüchte über eine große Wikingerflotte gegeben, aber es hieß, sie würden viel weiter südlich an Land gehen.“
    „So ist es, Herr“, bestätigte Gunter, „doch offenbar nicht absichtlich. Wie es scheint, hatten sie Kurs auf Northumbria genommen, aber starke Winde haben die Schiffe von ihrem Kurs abgebracht. Seitdem bahnen sie sich mit Feuer und Schwert ihren Weg durch das Königreich. Wir hörten davon, dass sie mehrere Klöster geplündert haben. Angeblich soll einer von ihnen eigenhändig achtzig Mönche ermordet haben.“
    Erschrockene Ausrufe wurden laut.
    Gunter atmete angestrengt. „Sie haben Mercia eingenommen, und nachdem nun York gefallen ist, droht als Nächstes ganz Northumbria Gefahr.“
    Unwillkürlich legte Aylwin eine Hand auf das Heft seines Schwerts. „Was ist mit König Ella?“
    „Sie übten grausame Rache an ihm. Sie brachen ihm den Brustkorb auf und drehten seine Rippen nach hinten, sodass er an einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen erinnerte. Dann streuten sie Salz in seine Wunden und überließen ihn dem Tod.“
    Elgiva spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte. Schon oft hatte sie von der gnadenlosen Brutalität der Nordmänner gehört, aber noch nie war ihr etwas so Barbarisches zu Ohren gekommen.
    „Ihr müsst Vorbereitungen treffen, damit Ihr Euch gegen sie verteidigen könnt“, fuhr Gunter fort. „Die Wikinger haben bei York überwintert, aber mit Einsetzen des Tauwetters haben sie ihren Zug durch unser Land fortgesetzt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie hier auftauchen.“
    „Aber wenn König Ella tot ist, dann haben sie doch ihre Rache bekommen“, wandte Osgifu ein. „Also werden sie wieder heimkehren, wenn sie
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