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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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die beide einsam sind, sich gegenseitig trösten?“
    Sie nickte. „Ich denke, das können sie tatsächlich, Mylord.“
    Einen Moment lang rührte er sich nicht, sondern musterte nur eindringlich ihr Gesicht. „Dann werdet Ihr mich heiraten?“
    „Unter gewissen Voraussetzungen.“
    „Nennt sie mir.“
    „Die Rechte meiner Neffen müssen gewahrt werden, und Ihr müsst als Herr über Ravenswood auftreten, bis sie selbst alt genug dafür sind.“
    „Ich bin einverstanden. Wenn wir heiraten, werde ich sie wie meine eigenen Söhne großziehen.“
    „Ich bitte Euch außerdem um eine angemessene Trauerzeit für meinen Bruder.“
    „Die sollt Ihr bekommen.“
    „Dann werde ich am Johannistag Eure Frau werden“, versprach sie ihm mit fester Stimme.
    Er nahm ihre Hand und drückte sie an seine Lippen. „Das ist eine Ehre, auf die ich kaum zu hoffen gewagt hatte.“
    „Ich werde mich bemühen, Euch eine gute Ehefrau zu sein“, erwiderte sie.
    Bis zu dem von ihr erbetenen Hochzeitstermin waren es noch drei Monate, aber falls Aylwin von dem Aufschub enttäuscht war, ließ er es sich nicht anmerken. Allerdings war er nun am Ziel seiner Wünsche angelangt, da fiel es ihm wohl nicht schwer, ihr ein wenig entgegenzukommen. Schließlich hatte sie sich einverstanden erklärt.
    „Werdet Ihr Euch mir öffentlich versprechen, Elgiva?“, fragte er schließlich. „Ich habe kein großes Fest im Auge, das wäre unter den gegebenen Umständen nicht angemessen. Aber vielleicht eine Feier im kleinen Rahmen?“
    Diese Bitte kam für Elgiva nicht überraschend. Es bedeutete, dass sie in der Öffentlichkeit ihre Absicht kundtat, ihn zu heiraten. Dadurch wurde für jedermann deutlich, dass sie und damit auch Ravenswood vergeben waren und unter dem Schutz eines vermögenden, mächtigen Lords standen. Von dem Moment an, da sie ihre Verlobung bekannt gaben, war sie praktisch seine Frau, und kein Mann würde noch wagen, sie zu berühren.
    „Wie Ihr wünscht, Mylord.“
    Er lächelte sie an. „Dann bin ich zufrieden.“
    Elgiva hatte sich gefragt, ob er wohl versuchen würde sie zu küssen, aber zu ihrer großen Erleichterung fasste er sie nicht einmal an. Nur wenig später brach er auf, und sie schaute ihm nach, wie er gemeinsam mit seinen Bewaffneten davonritt. Kaum waren die Reiter außer Sichtweite, machte sie sich auf die Suche nach Osgifu.
    Die ältere Frau hörte sich schweigend an, was Elgiva ihr zu berichten hatte. Ihr Gesicht zeigte dabei keine Regung.
    „Meinst du, es war falsch, auf sein Angebot einzugehen?“, fragte Elgiva schließlich.
    „Du hast getan, was du für das Richtige hältst, Kind“, antwortete Osgifu, „für dich selbst und für Ravenswood.“
    „Aylwin wird ein guter Ehemann sein, und er wird dieses Land zu altem Wohlstand zurückführen. Ich ertrage es nicht länger, Ravenswood in diesem Zustand zu sehen.“
    „Ich weiß.“ Osgifu zögerte kurz. „Aber kannst du ihm auch eine gute Ehefrau sein?“
    „Das muss ich, Gifu. Mir bleibt keine andere Wahl. Das verstehst du doch, nicht wahr?“
    „Ja.“ Sie legte die Arme um die Schultern der jungen Frau. „Ich glaube, du hast nichts zu befürchten. Er wird sicher ein fürsorglicher und gutmütiger Ehemann sein.“
    Elgiva nickte und bemühte sich, den Handel von der positiven Seite zu sehen. Keine der beiden erwähnte mit einem Wort, was Osgifu aus den Runen gelesen hatte.
    Die Verlobungsfeier verlief wie geplant, als eine fröhliche Zusammenkunft von Nachbarn und Freunden, die miterleben wollten, wie sich Elgiva und Aylwin einander versprachen. Sie gaben in jeder Hinsicht ein zueinanderpassendes Paar ab, und niemand störte sich am Altersunterschied zwischen Braut und Bräutigam. Weithin herrschte die Ansicht, dass Aylwin ein kluger und umsichtiger Mann war, hatte er doch auf diese Weise seinen Besitz auf einen Schlag vermehren können, und er bekam darüber hinaus auch noch eine wunderschöne Ehefrau. Elgiva trug ein blaues Kleid, das am Hals und an den Ärmeln kunstvoll bestickt war, ihr goldblondes Haar schmückten dazu passende Bänder. Niemandem entging, dass ihr zukünftiger Ehemann kaum den Blick von ihr abwenden konnte, während er sie mit Speisen und Wein versorgte, wobei er für sie die besten Stücke Fleisch abschnitt und ihr persönlich servierte.
    Eigentlich hatte Elgiva gar keinen Hunger, aber sie gab sich alle Mühe, das niemanden merken zu lassen. Obwohl ihr schwer ums Herz war, wollte sie nicht mit einer verdrießlichen Miene die
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