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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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paar Herzschläge lang, bis sie begriff, was das Läuten bedeutete.
    „Der Alarm!“
    „Lieber Gott, das darf nicht wahr sein.“ Osgifu warf ihr Nähzeug zur Seite und eilte zur Tür. Elgiva kam ihr zuvor, jedoch mussten beide Frauen auf der Türschwelle stehen bleiben, da im Gang hektisches Treiben herrschte. Männer rannten zu ihren jeweiligen Posten, im Laufen schnallten sie die Schwertgürtel fest. Elgiva hielt einen von ihnen an, der mit einem großen Köcher voll Pfeile vorbeieilte.
    „Was ist los? Was geschieht?“
    „Die Wachposten haben eine große feindliche Streitmacht entdeckt, Herrin“, antwortete er. „Sie ist auf dem Weg nach Ravenswood.“ Er verbeugte sich vor Elgiva. „Aye, die Wikinger kommen. Wenn Ihr mich entschuldigen würdet, Herrin, ich muss mich auf meinen Posten begeben.“ Mit diesen Worten rannte er weiter.
    Die beiden Frauen eilten unterdessen in den Saal, wo Aylwin lautstark Befehle an seine Leute erteilte. Als er Elgiva entdeckte, rief er: „Geht und verbarrikadiert Euch im Frauengemach. Dort seid Ihr sicherer. Und nehmt Osgifu und die Kinder mit.“
    Ehe sie etwas entgegnen konnte, meldete sich einer von Aylwins Männern zu Wort, wobei er Osgifu einen finsteren Blick zuwarf. „Man hat mir gesagt, diese Frau sei von dänischem Blut. Woher wissen wir, ob wir ihr vertrauen können, Herr?“
    Elgiva reagierte zornig: „Osgifu ist seit vielen Jahren meiner Familie treu ergeben! An ihrer Loyalität gab es noch nie Zweifel, und die wird es auch nie geben!“
    Der Mann wurde rot. „Ich bitte um Verzeihung, Herrin.“
    Aylwin schaute ihn missbilligend an und deutete mit einem Nicken auf die Tür. Der Krieger verstand und zog sich hastig zurück.
    „Es tut mir leid, Elgiva.“ Beschwichtigend legte er eine Hand auf ihren Arm. „Aber in solchen Zeiten neigt man dazu, übervorsichtig zu sein.“
    „Das merke ich.“
    Mit Mühe schluckte sie ihre Verärgerung hinunter. Es führte zu nichts, sich jetzt zu streiten. Stattdessen drehte sie sich zu Osgifu um. „Hol Hilda und die Kinder, und auch die Dienerinnen. Geh mit ihnen ins Frauengemach.“
    Die ältere Frau nickte und fragte: „Und was ist mit dir, Kind?“
    „Ich komme sofort zu euch, zuerst muss ich noch etwas holen.“
    „Beeilt Euch besser, Elgiva“, sagte Aylwin, lächelte noch einmal warmherzig und schloss sich seinen Männern an, die draußen in Stellung gingen.
    So schnell sie konnte, lief Elgiva zu ihrem Gemach, riss die Truhe auf und durchwühlte die Kleidung, bis sie das Schwert gefunden hatte. Das Gewicht der Waffe in ihren Händen fühlte sich beruhigend an. Wenigstens waren sie damit nicht völlig wehrlos, wenn es zum Schlimmsten kam. Sie schloss die Truhe, dann machte sie sich auf den Weg zu den anderen Frauen und verbarrikadierte, wie von Aylwin angewiesen, die stabile Tür hinter sich. Dann bezog sie am gegenüberliegenden Fenster Stellung, um das Geschehen zu beobachten. Aylwin hatte, wie sie wusste, seinen Verteidigungsplan schon vor Tagen zurechtgelegt, weshalb jeder seiner Männer innerhalb kürzester Zeit bereit war, jeder von ihnen bis an die Zähne bewaffnet und voll finsterer Entschlossenheit, ihr Heim und ihr Leben zu verteidigen.
    Beim Glockengeläut waren die Bauern von den Feldern und aus dem Wald zurückgekehrt, um Zuflucht in der Umzäunung zu suchen. Kaum hatten sie sich dort eingefunden, stießen die Männer auf dem Wachtturm Warnrufe aus, da sie die vordersten Reihen der Wikingerhorden gesichtet hatten. Wie eine Armee aus bösen Geistern kamen sie zwischen den Bäumen zum Vorschein, mordlüstern rückten sie auf die Wiese vor. Einer ihrer Bogenschützen schickte einen Pfeil auf die Reise, der einen angelsächsischen Wachposten traf und auf der Stelle tötete. Wie auf ein Zeichen hin ging ein Aufschrei durch die Menge, dann stürmten sie wie ein Mann vor.
    Von ihrem Platz hinter den Fensterläden aus verfolgte Elgiva voller Entsetzen das nun folgende Blutbad und murmelte ein Stoßgebet nach dem anderen. „Gott im Himmel, können es denn tatsächlich so viele von ihnen sein?“
    Mit Schwert und Axt streckten die Nordmänner alles nieder, das sich ihnen in den Weg stellte. Dabei riefen sie immer wieder den Namen ihres Kriegsgotts.
    „Odin!“
    Aus Hunderten Kehlen ertönte der Ruf, während die Wikinger furchtlos in die gegnerischen Reihen stürmten. Die Verteidiger kämpften genauso unerschrocken, doch die Übermacht war so erdrückend, dass sie Schritt um Schritt zurückweichen
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