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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264
Autoren: NICOLA CORNICK
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Geschichte vom einsamen Weihnachtsspaziergang im Mondschein nicht recht angekommen ist. Wäre ich einige Minuten später gekommen, hätten Enright und Fairfax dich in Gewahrsam genommen, um dich vor den Friedensrichter zu zerren. Was hast du überhaupt hier gesucht?“
    „Friedensrichter? Ich bin nicht schuldig! Lord Haverbrooks Uhr lag auch nicht auf meinem Schreibtisch, zwei Tage nachdem sie ihm gestohlen wurde“, entgegnete Blair und warf den Kopf in den Nacken. „Im Übrigen wollte ich den unbekannten Wohltäter retten. Jetzt weiß ich allerdings nicht, warum ich mich um ihn sorgte.“
    Cameron schüttelte bedauernd den Kopf und überlegte, was jetzt noch zu tun sei. Wie einfach hätte das Leben doch sein können! Warum gab sie nicht einfach zu, dass sie beide zusammengehörten, und ließ es dabei bewenden? Unter den gegebenen Umständen war es nicht ratsam, ihr die Wahrheit anzuvertrauen. Nur zu leicht konnte man sie als seine Komplizin ansehen. Außerdem konnte sie, wenn sie wütend wurde, imstande sein, ihn den Nachbarn auszuliefern, statt ihm wegen seiner Barmherzigkeit Beifall zu klatschen.
    „Nun? Welche glaubwürdige Erklärung hast du denn, warum Lord Haverbrooks Uhr sich bei dir befand? Erzähle mir bloß nicht, er habe sie beim Kartenspiel an dich verloren und nicht gewagt, es seiner Frau zu gestehen!“, höhnte Blair und war doch enttäuscht, dass Cameron sich keine Mühe gab, sich zu verteidigen. Sie hatte nie seine Entschlossenheit bezweifelt, zur Wahrheit zu stehen, ohne nach den Folgen zu fragen. Warum also zögerte er? Wenn er nicht bereit war, das Geheimnis mir ihr zu teilen, wie konnte sie ihm trauen? In der Kälte spürte sie noch immer seinen Mund auf ihrem, und die Erinnerung, dass Cameron sie in den Armen gehalten hatte, drohte sie zu überwältigen. Was war nur mit ihr los? Wenn er jetzt nicht bald ein Wort sagte, fürchtete sie, erneut der seltsam aufreizenden Stille zu erliegen. „Du wirst dir doch eine bessere Geschichte ausdenken können!“, sagte sie herausfordernd.
    „Es ist die Wahrheit, Blair“, behauptete er, griff nach ihrer Hand und streichelte die Innenfläche. „Ich bin nicht der, für den du mich hältst. Es mag dir aufgefallen sein, dass Haverbrook einen bedauerlichen Hang zum Alkohol hat. Er kommt täglich auf zwei, drei Cognacs bei mir vorbei. Bei seinem letzten Besuch muss er die Uhr liegen lassen und es vergessen haben. Ich habe sie erst am Abend bemerkt, bevor du sie mir entwendet hast.“
    „Ich wollte sie ihm zurückgeben“, verteidigte sich Blair, und das Blut stieg ihr in die Wangen. „Wie, wusste ich freilich nicht, ohne mich selbst in Verdacht zu bringen … oder dich.“
    Cameron schwieg einen Moment, hob sie unvermutet hoch und schwang sie im Kreis. „Sieh an, Blair! Du liebst mich ja doch! Ich schwöre dir, dass du mein bist, ehe das neue Jahr begonnen hat.“
    „Und ich schwöre dir, dass du verrückt bist, wenn du das glaubst. Setz mich sofort ab, und lass mich gehen!“ Er gehorchte, und rasch ordnete sie die Röcke. Aber sie gestand sich ein, dass sie nicht in die Leere von Duncan House zurückkehren wollte. Und doch konnte sie sich selbst nicht trauen, solange er in der Nähe war. Sooft das Licht sich in seinen Augen spiegelte, hätte sie sich am liebsten wieder in seine Arme geworfen und in den Tiefen seines unergründlichen Blickes verloren.
    „Gut, ich werde dich nach Hause bringen. Ich habe mein Pferd draußen, und die Nacht ist sehr hell.“
    „Dazu besteht keine Notwendigkeit!“
    „O doch!“, widersprach er leise. „Es ist viel zu spät, als dass du allein durch den Wald gehen könntest, schon gar nicht jetzt, wo die Hälfte der Engländer hier uns für verlobt hält.“
    „Und wessen Schuld ist das?“, fragte Blair wütend. „Du musst ja doch mit der Wahrheit herausrücken.“
    „Wenn du bis Silvester meinen Antrag nicht angenommen hast, werde ich öffentlich erklären, dass ich gelogen habe. Mein Ehrenwort! Bis dahin bin ich dein bester Schutz vor dem Friedensrichter.“
    Blair fühlte sich viel zu müde, um noch weiter mit Cameron zu streiten, und verließ die Hütte. Draußen wartete der Apfelschimmel, und sie gestattete, dass Cameron ihr in den Sattel half.
    Der Ritt nach Duncan House verlief in völligem Schweigen. Jeder war in Gedanken versunken. Eigentlich, überlegte Blair, war der Abend doch noch ein Erfolg geworden. Sie hatte Cameron davor bewahrt, gestellt zu werden, auch wenn sie dadurch den Verdacht auf sich
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