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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer
Autoren: Tobias O. Meißner
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Beschwichtigungsformel, irgendeine Sonde abzuschießen in die kleinen, harten Hirne der Hundeartigen, einen Zugang zu finden, Kommunikation. Der Mensch, das überlegenste Säugetier auf diesem Planeten, und die niederen Wirbler. So etwas in der Art. Klappte aber nicht. Mit Latein buchstäblich am Ende. In der Kabbala gab’s auch nichts Passendes. Es gab ein paar Codizes zur Manipulation von Vierbeinigen beim Magicking und den verwandten Lehren der Inuit, aber das war sinnlos angesichts einer Übermacht von vierzig zu eins. Hiob wich weiter zurück, ließ beide Hände beruhigend kreisen und murmelte mit tiefer und möglichst ruhiger Stimme Gemeinplätze wie: »Braaaav! Brave liebe Hundchen! So ist’s gut, lasst den Onkel Hiob einfach in Frieden, dann segnet er euch auch.« Tatsächlich bewegten sich die Hunde auch nicht vorwärts. Einige von ihnen bellten immer noch, andere fletschten die Zähne, aber sie schienen den Rückzug des Magiers einigermaßen nachzuvollziehen und als Eingeständnis völliger Impotenz zu akzeptieren. Sie waren eine Straßensperre, sie blockierten nur, verwehrten Hiob den Weg nach vorne, den Schritt zum achten Punkt, und so, wie er sich jetzt im Augenblick fühlte, war er überzeugt davon, mit nur sieben Punkten sehr gut leben zu können. Wie hatte Widder ganz richtig gesagt? Sieben ist eine Glückszahl.
    So hätte es dann also ganz gemütlich werden können, wenn nicht just in diesem Moment die Bullen aufgetaucht wären. Sie rollten von rechts hinten ins Bild, in ihrem schnieken grünweißen Volkswagenkleinbus auf Routinestreife, sahen aufmerksamerweise den zurückweichenden Mann und die anfeindende Meute, erinnerten sich geistesgegenwärtig an ähnlich lautende Funksprüche über entfesselte Vierbeiner in dieser Nacht und die damit in Zusammenhang zu bringende erhöhte Alarmbereitschaft, von der schon seit Stunden im P-Funk die Rede war, und zogen den Sicherungsbolzen aus der Handgranate, indem sie mit blechernem Türenscheppern links und rechts aus ihrer Wanne sprangen und trampelnd herumsprangen und -rannten, um die hilflose Person mit aufgeschnappten Hüftholstern in die behagliche Sicherheit des Wagens zu eskortieren.
    Die Hunde setzten sich augenblicklich in Bewegung. Der Neufundländer zögerte noch, aber die anderen formierten sich zu einer Brandungswelle aus Krallen und Zähnen.
    »Ihr seid ja echt die Kavallerie, Jungs«, meinte Hiob. »Ich hoffe nur, ihr habt auch ’ ne Maschinenpistole oder so was im Wagen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte der Ranghöhere der beiden, »kommen Sie einfach langsam zurück zum Wagen, wir sind hinter Ihnen.« Um die Bedeutsamkeit seiner Worte zu unterstreichen, gab er zwei Warnschüsse in die Luft ab, die Hiob fast das Herz stoppten.
    Die Hunde wurden unruhig, wild, kamen näher, spürten Gier.
    »Ich glaube, ich hole wirklich besser die MP raus, Hauptwachtmeister!«, salutierte der Unerfahrenere der beiden exakt und wetzte zum Wagen zurück, um dort die schwere Ausrüstung für Extremnotfälle aus der Armaturenklemme zu brechen. »Kommen Sie, laufen Sie ruhig, ich gebe Ihnen Deckung«, sagte der Hauptwachtmeister jetzt und zielte mit linker Stützhand genau auf Hiobs Rücken. »Kommen Sie rüber, Mann, das hat jetzt keinen Sinn mehr mit dem Langsamgehen.«
    »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Hiob, der jetzt plötzlich in der Gegenwart zweier noch Blöderen wieder Oberwasser bekam. Er wandte den Hunden den Rücken zu und lief zu dem neu wirkenden Polizeiwagen, während hinter ihm die nassen Zahnreihen sich aufbäumten und zum Dreisprung ansetzten. Der Unterwachtmeister kam jetzt mit einer UZI-ähnlichen Leichtschnellfeuerwaffenkonstruktion um die platte Nase des Busses herumgesprintet, blieb aber angesichts der manischen Raubtierfront so angewurzelt stehen, dass seine Mütze aufgrund der Massenträgheit nach vorne durch die Luft flog. Der HWM feuerte jetzt gezielt mit seiner jungfräulichen Dienstwaffe auf die vorderste Angriffswelle und brüllte dabei irgendwas, was wie Russisch klang, aber auch gut auf massive Verdauungsstörungen zurückzuführen sein konnte. Hiob rupfte sich rau die unpraktischen Stoffumwicklungen von den Händen, nahm dem schlackernden UWM das UZI-Teil aus den totenstarren Fingern, machte zwei Schritte nach vorne, um auf gleicher Höhe mit dem HWM zu stehen, schwenkte die Waffe vor sich her im Kreissegment und zog den Abzug durch. Es gab fast gar keinen mechanischen Widerstand, im Gegenteil: Die Maschinenpistole
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