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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer
Autoren: Tobias O. Meißner
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zu bleiben. Nur wie zum Henker komme ich da hoch? Berliner Straßenbäume laden nicht unbedingt zum munteren In-den-Ästen-Herumtollen ein, der tiefste Ast ist etwa vier Meter hoch. Hüpf, Hiob, hüpf. Krall dich brotdumm in die Rinde und versuch schnaufend und abrutschend hochzuentern. Mach dich ruhig langsam, aber sicher vollends zum Trottel. Einer lacht immer, und diesmal kenn ich sogar seinen Namen.
    Problem Nummero fünf:
    das Automobil.
    Nun verstehe ich mich nicht gerade gut mit den blechernen Getriebesärgen. Die Autobahn wird für mich ewig Hitlers vollauf in seinem Sinne funktionierendes Vermächtnis bleiben. Aber zum drauf Stehen kann ein Auto doch taugen, oder? Vor allem, wenn gerade ausnahmsweise mal keine Leiter zur Hand ist.
    Da hinten – natürlich nicht direkt unter dem besagten Baum, das wäre ja auch wirklich zu einfach, aber immerhin nicht allzu weit weg – steht ein einigermaßen hohes Fahrzeug, das nicht allzu elektronikgesichert aussieht. Erst mal fast eine ganze halbe Stunde lang mitten in der Stadt einen Stein gesucht, mit dem ich die Seitenscheibe einschlagen kann. Dann fünf Minuten wie ein Besengter aufs Verbundglas eingehämmert, bis da endlich Spinnennetzrisse wachsen. Durchgelangt, die Handbremse gelöst, und dann bayrischen Kraftmenschen, die bei »Wetten, dass ...« auftreten, Konkurrenz gemacht. Jetzt weiß ich wenigstens, was ein Autoschieber ist. Dann aufgestiegen, auf dem Autodach herumgehopst und Dellen verursacht, schließlich – enttäuscht über die mangelhafte Trampolinwirkung eines Autodaches – erkannt, dass ich immer noch zu klein bin, und müde ins Scheinwerferlicht der Polizei geblinzelt, die selbstverständlich schon längst, während meines minutenlangen Fenstereinschlagens, von einem eigentumsbewussten Bürger informiert und angefordert worden war.
    Problem Nummero sechs:
    unser aller Freund und Helfer.
    Verfolgungsjagd zu Fuß, ich wetzend und dabei dauernd »Ich habe nichts gestohlen! Ich habe nichts verbrochen!« brüllend – was ja auch nicht gelogen ist; dass ich ein paar Stunden früher jemanden ermordet habe, scheint hier sowieso niemanden zu interessieren. Zwei Cops – wahrscheinlich entsicherte – Wummen wedelnd hinter mir her. Fast so ein anheimelndes Szenario wie später bei dem Prognosticon mit den Hunden. Man könnte auf den Gedanken kommen, wo Tiere involviert sind, ist die Polizei nicht fern.
    Jedenfalls häng ich sie ab. Denk dabei noch: Wenn sie wenigstens darüber nachgrübeln würden, warum mitten in der Nacht ein Typ auf einem Autodach rumspringt, wenn sie hochkucken, vielleicht mit Taschenlampen, und vielleicht das Kätzchen entdecken und dann selbst aktiv werden, dann habe ich ja meine Aufgabe erfüllt und immerhin indirekt das gute Tierlein gerettet. Aber nichts da. Niemand grübelt hier außer mir. Mit ihren walnussgroßen Beamtengehirnen verbuchen die beiden Bullen meine Aktion wahrscheinlich unter Vandalismus oder Unmotivierte Sachbeschädigung mit Verfahrensnummer Nullachtfünfzehn. Schließlich ein Langhaariger, wozu sollte so einer ein Motiv brauchen.
    Aus sicherer Entfernung um eine Häuserecke schmulend, beobachte ich ihren vorschriftsmäßigen Aktionismus. Der Halter des beschädigten Wagens wird ermittelt, ein Abschleppdienst verständigt. Der Wagen kommt erst mal weg, in Sicherheit, und wird wohl in Sicherheit neu verglast. Die Katze sitzt immer noch im Baum. Mittlerweile wird es hell, Straßen- und Fußgängerverkehr nehmen zu, meine Hoffnung ab.
    Mittlerweile ohnehin auf den Gedanken der indirekten Rettung gebracht, erwäge ich, einfach anonym die Feuerwehr zu verständigen, ich glaube, die ist mit ihren Leiterwagen für Katzenbergungen zuständig. Aber irgendwie will diese Option mir nicht schmecken. Gut, wenn es gar nicht anders geht, muss indirekte Taktik ran. Aber geht es hier denn nicht noch anders? Habe ich wirklich schon alles versucht?
    Problem Nummero sieben:
    der Einfall-Ausfall-Durchbruch.
    Sturmklingeln im Haus, vor dessen Fassade der Baum steht. Irgendeiner betätigt den Haustürsummer. Sturmklingeln bei einer Vorderhauswohnung im dritten Stock. Verschlafener Arbeitsloser. »Watt’n los, ey?« Entschuldigen Sie bitte vielmals, meine Katze sitzt im Baum fest, ich muss nur einmal kurz Ihr Fenster benutzen, dann bin ich weg und werde Sie nicht weiter behelligen. Verfolgt vom misstrauischen, aber immer noch nicht ganz wachen Sozifall durch die gute Stube. Fenster, Fenster auf, und durchgehechtet. Bislang meine
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