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Hinter Geschlossenen Lidern

Hinter Geschlossenen Lidern

Titel: Hinter Geschlossenen Lidern
Autoren: Joe Waters , Carolin Wagner
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Trophäen. “Hab den besten Whisky gekauft, den ich bekommen konnte. Single Malt Scotch, über zwanzig Jahre alt, aus einer kleinen Brauerei bei Inverness.”
Unsere Blicke trafen sich und ich dachte nicht zum ersten Mal, wie schade es war, dass da nicht mehr war zwischen uns. Ich stand auf große Kerle, richtige Männer. Clive war kein Männermodel wie Dan, aber dank seiner schottischen Gene ein wahres Prachtexemplar der Gattung wilder Highlander.
“Wir müssen endlich mal deinen Einzug feiern.”
    “Okayyy ...”, sagte ich vorsichtig und warf einen Blick auf die immer noch üppig gefüllten Tüten.
“Und was ist das alles? Hast du etwa vor zu kochen?”
“Du wirst schon sehen, meine Kochkünste haben sich um zweihundert Prozent verbessert.”, meinte Clive und zog eifrig ein Bund Frühlingszwiebeln hervor.
Und wenn sie sich um Tausend Prozent gesteigert hätten ... sanft aber bestimmt nahm ich ihm das Grünzeug aus der Hand, legte es weg und zog Clive aus der Kochnische auf die andere Seite des Tresens. Da war er besser aufgehoben. Clive und Töpfe – das vertrug sich meiner Erfahrung nach überhaupt nicht.
“Ich werde kochen.”, sagte ich und räumte die Sachen in den Kühlschrank. Es wäre schade um den wundervollen Zackenbarsch gewesen, der mir aus einer der Tüten entgegen glotzte. Clive verstand wirklich etwas von gutem Essen. Er war ein Feinschmecker und es war fast tragisch, dass er nicht das Geschick hatte, seine Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Wir waren deshalb beim Kochen ein gutes Team, er hatte die Ideen und ich machte was draus.
Es amüsierte mich immer wieder, wenn er versuchte, mir einen ganz besonderen Geschmack zu beschreiben. Oft genug stellte sich heraus, dass dieser nicht nur durch Gewürze, sondern erst durch die Kombination der Zutaten hervortrat. Der Geschmack von Äpfeln, Shrimps und Avocado zum Beispiel verstärkten einander. Wohingegen Äpfel die Wirkung von Zwiebeln mildern.
Wer einmal versucht hat, eine rohe Zwiebelscheibe auf ein Stück Apfel zu legen, wird wissen, was ich meine. Die rohe Zwiebel zu essen ist plötzlich kein Problem mehr, denn der Apfel nimmt ihr alle Schärfe. Mit diesem Trick könnte man jedes Zwiebel-Wettessen gewinnen.
Ich legte mir den Barsch auf einem großen Küchenbrett zurecht und nahm das Filetiermesser von der Magnetleiste über der Arbeitsfläche. Die lange Klinge war hauchdünn, biegsam und scharf wie ein Samurai-Schwert – bester Rasierklingenstahl. Und die anderen Messer waren noch wertvoller. Dort hingen Japanklingen aus wenigstens dreißig Mal gefaltetem Stahl in jeder Form und Größe – das Beste vom Besten. Ich fühlte mich seit Tagen wie ein Kind im Spielzeugladen. Clive machte keine halben Sachen. In seiner Wohnung herrschte Leere, außer der Couch, einem Sessel, einem niedrigen Tischchen und der Musikanlage, gab es nur seine Trainingsgeräte. Aber die Küche hatte er chefkochmäßig ausgerüstet.
“Das ist was anderes, als damals in unserer Studentenbude, he?”, grinste Clive, als er sah, wie eifrig ich loslegte.
Ich grinste zurück, band mir eine Schürze um und kümmerte mich um den Fisch. Clive sah mir zu, wie ich ihn mit ein paar Schnitten am Rückgrat entlang filetierte, die Filets dann mit ein paar Tropfen Zitrone und etwas Meersalz einrieb und sie zugedeckt in den Kühlschrank stellte. Sie mussten jetzt eine halbe Stunde ruhen und ich hatte Zeit, die Sauce vorzubereiten. Außerdem würde ich aus Kopf und Gräten einen Fischfond für das Risotto kochen.
“Gib mir mal den Riesling und den Sancerre aus dem Kühlschrank. Wir müssen doch auf unser Revival anstoßen.”, unterbrach Clive meinen Eifer.
“Mit zwei verschiedenen Weinsorten?”
“Der Riesling ist für die Sauce und dein Risotto, Blondi. Er hat die richtige Säure dafür.”
Na das ging ja wieder gut los.
“Könntest du mich vielleicht bei meinem Namen nennen?”, sagte ich patzig, denn seine Art, mich aufzuziehen, hatte mich schon immer wahnsinnig gemacht. Das sollte erst gar nicht wieder einreißen.
“Aber ja, Schätzchen.”, grinste Clive und zupfte an der Spitzenborte meiner Küchenschürze.
Ich schlug seine Hand weg.
“Lass das, Mann. Ich hab die schließlich nicht gekauft.”, sagte ich jetzt wirklich ein wenig angesäuert.
Clive lachte, bis er hilflos nach Atem rang. “Tut mir leid.”, japste er. “Meine Mum hat sie hier vergessen, als sie mich an Weihnachten besuchte. Du siehst einfach entzückend aus in weißer Spitze.”
Ich blickte an mir herab
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